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So viel öffentliches Geld bekamen Medien 2023

2023 haben etliche öffentliche Stellen deutlich weniger Geld an Medien ausgeschüttet, als noch im Jahr davor. Gleichzeitig mussten in diesem Jahr viele Medien einmal mehr Personal abbauen. Das zeigt, wie schwierig es geworden ist, schwarze Zahlen zu schreiben. Und auch, wie wichtig öffentliche Gelder für das Überleben mittlerweile sind.

Wie schon vergangenes Jahr wollen wir nüchtern aufzeigen, wie viel öffentliches Geld welche Zeitung im Jahr 2023 bekommen hat. Grob gesagt kann man öffentliche Gelder in zwei Kategorien unterteilen: Inserate und Förderungen.

Zu den Inseraten öffentlicher Stellen zählen etwa jene, die durch die Ministerien und das Bundeskanzleramt vergeben werden. Die Vergabe wird regelmäßig kritisiert – der Verdacht der Inseratenkorruption steht seit Jahren im Raum. Auch Kobuk hat mehrere Artikel dazu veröffentlicht.

Erst kürzlich hat beispielsweise die Oberstaatsanwaltschaft die WKSta angewiesen, zu ermitteln, ob OE24-Chef Wolfgang Fellner im Gegenzug für Inserate dem damaligen FPÖ-Chef Strache positive Berichterstattung versprochen und damit bestochen hat. Es gilt die Unschuldsvermutung. It’s a never ending story.

Zu Inseraten von öffentlichen Stellen zählen aber nicht nur Regierungsinserate. Als „öffentliche Stellen“ sind all jene Unternehmen, Institutionen und Einrichtungen definiert, die vom Rechnungshof überprüft werden können. Also beispielsweise auch die Landesregierungen, die AK oder die WKÖ usw.

Bei diesen Geldern handelt es sich nicht immer ausschließlich um Steuergeld. Auch Unternehmen wie die ÖBB oder die Post zählen zu den öffentlichen Stellen.

Davon abgesehen gibt es Förderungen, die die öffentliche Hand vergibt. Wer sich hier einen Überblick verschaffen will, braucht einiges an Geduld, aber grob gesagt gibt es drei Töpfe: Presseförderung, Rundfunkförderung und Digitalisierungsförderung.

Neu dazu kommen hätte vergangenes Jahr eine „Qualitätsjournalismus-Förderung“ sollen. Aufgrund von Verzögerungen wurden die ersten Gelder aber erst im Mai 2024 ausbezahlt.

Zählt man alles zusammen, sieht es für das Jahr 2023 so aus:

Öffentliches Geld für Medien 2023, Inserate und Förderungen

Die Kronen Zeitung ist als größte Zeitung nach wie vor auch die größte Empfängerin öffentlicher Gelder. Anders als manchmal behauptet, sind die Nutznießer dahinter aber nicht nur Boulevardzeitungen. Oe24, Der Standard, Heute und Kurier bekommen nämlich alle relativ ähnlich viel Geld.

Im Vergleich zum Jahr 2022 haben aber fast alle Medien deutlich weniger öffentliches Geld bekommen. Die Einschnitte sind für viele gravierend, und haben teilweise gravierende Folgen. Dazu gleich mehr.

öffentliches Geld für Medien 2023 im Vergleich zu 2022

Bei den Inseraten waren vor allem die Bundesregierung sowie die Stadt Wien deutlich sparsamer als im Jahr davor. Bei den Förderungen war die öffentliche Hand hingegen vor allem bei Rundfunk- und Digitalisierungsförderungen sparsamer.

Schauen wir uns die Medien der Reihe nach durch:

Die Kronen Zeitung bekommt mit 19,5 Millionen Euro 2023 so viel öffentliches Geld wie niemand sonst – allerdings über 4 Millionen Euro weniger als noch 2022. Einschnitte gab es sowohl bei den Förderungen als auch bei den Inseraten.

Interessant dabei: Vor allem die Bundesregierung (-23 Prozent), die Stadt Wien (-9 Prozent) sowie die übrigen Landesregierungen (-31 Prozent) haben weniger Geld ausgegeben als 2022. Der „Rest“, also die anderen öffentlichen Stellen, haben ihr Volumen mehr oder weniger gehalten.

Aus Fördertöpfen hat die Krone 2023 knapp 3 Millionen Euro weniger bekommen als 2022. Das liegt vor allem an deutlich geringeren Förderungen aus dem Digitalisierungsfonds (-2,7 Millionen Euro, oder 60 Prozent weniger als 2022).

Wofür genau die Krone Digitalisierungsförderung bekommt, bleibt – wie bei anderen Medien auch – weiterhin ein Rätsel. So gab es beispielsweise knapp eine Million Euro für das „Bewegtbildprojekt“ – nähere Informationen darüber gibt es nicht. Über die Intransparenz dieser Förderung haben wir vor kurzem ausführlicher berichtet.

Die für 2023 vorgesehene aber erst 2024 ausbezahlte neue Qualitätsjournalismus-Förderung hätte das Minus bei den öffentlichen Förderungen übrigens nicht vollständig ausgeglichen. Die Krone bekam hier 2,3 Millionen Euro.

Die größten finanziellen Einbußen gibt es 2023 bei Oe24 – 5,5 Millionen Euro weniger von öffentlichen Stellen.

Bei den Inseraten beläuft sich der Rückgang auf etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei besonders die Bundesregierung deutlich seltener das Bedürfnis hatte, die Bevölkerung via Fellner-Medien zu informieren: Das Inseraten-Budget sank hier um etwa 42% – von 2,4 Millionen Euro im Jahr 2022 auf nunmehr 1,4 Millionen.

Auch bei den Förderungen gab es drastische Kürzungen: Die Privatrundfunkförderung hat sich fast halbiert (von 2,2 auf 1,2 Millionen Euro) – bei der Digitalisierungsförderung gab es einen Rückgang von etwa 75 Prozent.

Der Standard liegt 2023 auf Platz 3 und damit vor Heute. Auch der Standard hat allerdings weniger Geld bekommen als im Jahr davor, konkret 2,4 Millionen Euro weniger.

Bei den Förderungen gab es 1,9 Millionen Euro weniger – und das hatte Auswirkungen. Im Oktober wurde bekannt, dass der Standard 25 Mitarbeiter beim AMS angemeldet hat. Schon zuvor, im Sommer, wurde das Videoteam von DerStandard.TV massiv verkleinert. Der Standard hat 2023 rund 300.000 Euro weniger Privatrundfunkförderung bekommen, was wohl der Grund dafür sein dürfte.

Bei den Inseraten folgt der Standard dem allgemeinen Trend hingegen nicht überall. Von der Bundesregierung gab es knapp 10 Prozent mehr als noch 2022 (von 838.000 Euro 2022 auf 921.000 Euro 2023).

Die Stadt Wien – für den Standard insgesamt der deutlich größere Inseratenkunde – inserierte hingegen um 18 Prozent weniger als im Jahr davor.

Heute hat 3,5 Millionen Euro weniger bekommen als 2022. Vor allem die Bundesregierung (-31 Prozent), aber auch die Stadt Wien (-23 Prozent) und die übrigen Landesregierungen (-22 Prozent) inserierten allesamt deutlich weniger.

Heute betreibt keinen Fernsehsender und bekommt damit keine Privatrundfunkförderung – als Gratiszeitung ist man außerdem von der Presseförderung ausgeschlossen. Damit bleibt nur die Digitalisierungsförderung. Hier gab es nach 2,5 Millionen Euro 2022 im Jahr 2023 nur knapp 740.000 Euro.

Gefördert wurden zwei Projekte: „Heute goes secure“ für ca. 310.000 Euro und „Heute Premium“ für 430.000 Euro. Weitere Details gibt es auch hier nicht.

Für den Kurier gibt es rund 3,9 Millionen Euro weniger als 2022 – was nicht folgenlos geblieben ist. Heuer wurde bekannt, dass 40 Mitarbeiter beim AMS angemeldet wurden.

Praktisch alle relevanten Stellen haben weniger Geld für den Kurier ausgegeben. Bei den Inseraten gibt es insgesamt ein Minus von fast 19 Prozent, wobei auch hier die Bundesregierung mit einem Minus von etwa 35 Prozent am drastischsten gespart hat.

Bei den Förderungen ist jene für Digitalisierung von 3,4 auf 1,3 Millionen Euro am stärksten geschrumpft. Die Förderung für KurierTV bleibt im Vergleich halbwegs stabil, wobei auch hier 120.000 Euro weniger überwiesen wurden.

Die Presse hat ebenfalls weniger bekommen als 2022. Konkret ca 733.000 Euro weniger Förderungen und 128.000 Euro weniger Inserate. Die Bundesregierung hat auch hier den Sparstift angesetzt (-12 Prozent), ebenso wie die Stadt Wien (-26 Prozent) – allerdings haben alle anderen („Rest“) um 17 Prozent mehr inseriert als 2022.

Die Kleine Zeitung, neben der Presse die zweite große Zeitung aus dem Styria-Verlag, ist die einzige Zeitung, die ihre Einnahmen aus öffentlichen Stellen 2023 stabil halten konnte. Zwar wurden auch die Digitalisierungsbemühungen der Kleinen weniger gefördert als 2022 – konkret um rund 700.000 Euro weniger. Gleichzeitig sind aber die Einnahmen durch Inserate mehr oder weniger um den gleichen Betrag gestiegen.

Die Bundesregierung hat um knapp 5 Prozent mehr inseriert als 2022. Neben dem Standard ist die Kleine damit die einzige Tageszeitung, die hier mehr statt weniger bekommen hat.

2023 war finanziell jedenfalls auch für die Kleine ein schwieriges Jahr. Auch hier wurde Personal abgebaut.

Der Falter hat rund eine halbe Million weniger von öffentlichen Stellen bekommen als 2022. Aus dem Digitalisierungstopf gab es 2022 noch 470.000 Euro, 2023 gibt es gar nichts.

Die Inserate aus öffentlichen Stellen sind unterm Strich in etwa gleich geblieben, wobei sowohl die Bundesregierung als auch die Stadt Wien (beide -12 Prozent) weniger geschalten haben als im Jahr davor. Mehr gab es in der Kategorie „Rest“, also den eingangs genannten öffentlichen Stellen, die ebenfalls der Transparenzpflicht unterliegen.

Öffentliches Geld für den Exxpress 2023

Auch der Exxpress muss 2023 mit deutlich weniger öffentlichen Geldern auskommen. Die öffentlichen Förderungen wurden ordentlich zusammengestrichen – von 1,1 Millionen im Jahr 2022 auf ca. 300.000 Euro im vergangenen Jahr. Das könnte wohl mit ein Grund für die Sparmaßnahmen sein. Auch der umstrittene Chefredakteur Richard Schmitt hat 2023 die Plattform verlassen.

Exxpress und Förderungen, das war schon immer so eine Sache. Gefördert wird zunächst einmal nicht Exxpress.at selbst, sondern Exxpress-TV – dafür gibt es Privatrundfunkförderung. 2023 war diese jedoch mit 180.000 Euro deutlich niedriger als 2022 (knapp 400.000 Euro). Um diesen „Fernsehsender“ (gemeint ist das Video-Kasterl, das aufgeht, wenn man auf die Seite klickt) zu digitalisieren, gibt es dann noch Digitalisierungsförderung. Nach 712.000 Euro im Jahr 2022 allerdings mit 124.000 auch hier deutlich weniger.

Bemerkenswert sind allerdings die Inserate aus öffentlichen Stellen. Während bei fast allen Medien deutlich gespart wurde, haben das Finanzministerium, das Verteidigungsministerium, das Innenministerium und das Bundeskanzleramt im Jahr 2023 dort Inserate geschaltet. Außer beim Verteidigungsministerium war es für alle anderen Stellen das erste Mal.

Außer den genannten stammten die übrigen Inserate von der Wirtschaftskammer Wien.

Was bleibt? Das Jahr 2023 war für viele Medien ein schwieriges. Neben den durch die Inflation stark gestiegenen Kosten – etwa für Papier oder für das Personal – gab es von öffentlichen Stellen teilweise deutlich weniger Geld. Die Vergabe von Inseraten sowie die Förderungen insgesamt werden zurecht immer wieder kritisiert. Einfach nur weniger Geld auszugeben, ohne vorher ein adäquates, modernes Medienförderungssystem aufzusetzen, kann jedoch auch nicht die Lösung sein. Denn auch für viele Privatmedien sind öffentliche Gelder längst nicht mehr der Schnittlauch auf dem Butterbrot, sondern im Gegenteil: Brot und Butter zugleich.

 


Kobuk bekommt weder Förderungen noch Inserate und möchte das auch nicht. Wir finanzieren uns ausschließlich durch unsere Mitglieder. Wenn auch ihr uns unterstützen wollt: Sehr, sehr gerne! Hier entlang!


Die Recherche erscheint parallel auch im Falter


FAQ: Über die Recherche

Wie wurden die Medien ausgesucht?

Der Fokus liegt auf österreichweit relevanten Tageszeitungen. Natürlich könnte man auch Bundesländer-Zeitungen noch dazu nehmen, etwa die Salzburger Nachrichten, die Tiroler Tageszeitung, die Vorarlberger Nachrichten usw. Das würde aber den Rahmen sprengen. Wer über Inserate und Förderungen gerne in allen Details lesen möchte, der sei auf die jährliche Publikation von Medienforscher Andy Kaltenbrunner verwiesen.

Warum dann der Falter?

Der Falter ist als Wochenzeitung nicht wirklich mit Tageszeitungen vergleichbar. Wir haben ihn trotzdem inkludiert, weil die Recherche parallel auch dort veröffentlicht wird. Es soll niemand sagen können: „Aber der Falter bekommt ja auch so und so viel und das verschweigt ihr, weil ihr mit denen kooperiert“.

Warum der Exxpress?

Der Exxpress ist ein Sonderfall. Dass so ein Medium überhaupt öffentliche Förderungen bekommt, ist für sich genommen schon eine Recherche wert, daher wurde er hier inkludiert.


Mit blauer Hilfe: Die Krone schreibt (über) Schrott
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