Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Solarstrom lässt die Strompreise steigen, produziert aber nur wenig Strom und hat keine Klimaschutzwirkung.

So berichteten diesen Herbst unisono alle deutschen Medien, von Welt bis zum Focus-Magazin. Der Spiegel hievte das Thema – „Öko um jeden Preis“ – sogar aufs Cover.

Wie diese Medien den Lobbyisten der Ölindustrie aufsaßen, deckte das ARD-Magazin Monitor auf.

Prädikat sehenswert:

(Via Volker P. auf Facebook)

Neueste Berichte über H.C. Strache und den Vorwurf der Videomanipulation durch den ORF ziehen sich wieder durch die Medien. Interessant, dass die Bilder der Skinheads in jüngeren Meldungen verpixelt wurden:

Siehe Kurier.at: Sept/Nov, Oe24.at: Mai/ Sept und News.at: März/ Nov

Nachdem diese beiden Herren noch nie jemand gesehen hat, ist wohl der beste Schutz, ihre Bilder ein halbes Jahr nach Aufkommen des „Skandals“ zu verpixeln.

500 Millionen Freunde – und für die „Presse“ immer noch Mr. Nobody:

"Die Presse" 02.11.2010

Auf DiePresse.com wurde David Zuckerberg inzwischen in Mark Zuckerberg umbenannt. Danke an Johannes K. für das Email mit Hinweis und Bild! 🙂

Dass die Kronen Zeitung zu kronischem Rassismus (pdf!) neigt und kein Fan der Grünen ist, dürfte bekannt sein. Dazu passt die Headline von gestern, Häupl regiert mit einer Griechin:

Ja, Vassilakou ist auch Griechin, sie hat eine Doppelstaatsbürgerschaft. Politikberater und Ex-Fischer-Wahlkampfleiter Stefan Bachleitner findet dennoch:

..eine Headline, die vor Ressentiment nur so strotzt. Offensichtlich arbeiten dort nicht genug Menschen mit Migrationshintergrund.

Letzterem dürfte auch Blogger Tom Schaffer zustimmen. Profil-Herausgeber Christian Rainer stellt in seinem Blog die wesentliche Frage:

Was will uns das Blatt damit sagen?
„In Wien kommt eine Ausländerin an die Macht!”
„Ein Ausländerin aus einem Pleite- und Betrügerstaat wird Wien kaputt machen.”
Hat diese Ausländerin Kontakt zu linksextremen griechischen Briefbombenattentätern?”
„Und überhaupt: Was soll eine Frau in der Spitzenpolitik?!”

(Foto von Stefan Bachleitner)

„Heute“ schreibt:

1166 Euro/Tag […] 280.000 Euro brutto Jahres-Gage

280.000 Euro Jahresgage / 365 Tage im Jahr = 767 Euro/Tag. Immer noch viel, aber von den berichteten 1166 Euro/Tag weit entfernt.

Das sich „Heute“ mit dem Rechnen schwer tut, ist nicht unbedingt neu.

SpiegelOnline über den US-TeaParty-Politiker Rand Paul:

Paul fiel vor allem wegen kritischer Äußerungen über die Anti-Diskriminierungs-Gesetze in den sechziger Jahren auf.

Bemerkenswert: Nicht mal sieben Jahre alt – er ist Jahrgang 1963, aber schon so politisch engagiert!

Ein russischer Polizist flüchtet auf einer Autobahn vor einem Rudel Wölfe, das ganze auch noch auf Überwachungsvideo festgehalten. Ein gefundenes Fressen für die Medien – die ungezähmte Natur schlägt dem Leser entgegen:

Plötzlich wird er von einem Wolfsrudel gejagt (Oe24.at)

Die Raubtiere haben es zum Glück nicht auf ihn abgesehen, sie rennen unbeeindruckt vorbei. (Heute.at)

Bei einer Verkehrskontrolle in Russland kam plötzlich ein ganzes Wolfsrudel angelaufen (Krone.tv)

Doch das Ganze ist nichts anderes als eine virale Marketing-Kampagne einer Vodka Marke, die diese bereits offen zugibt (siehe Making Of).

Hier das Video:

Blick.ch ist ebenfalls darauf reingefallen. Bild.de scheint den Schwindel nach Veröffentlichung bemerkt zu haben, deutliche Spuren hat der bereits entfernte Beitrag dort durch den Facebook-Like-Button hinterlassen.

(Via BILDblog)

Fünf bis acht Terroristen hatten zunächst unmittelbar vor dem Gebetshaus zwei Atombomben zur Explosion gebracht.

(„Kurier“ vom 2.11. Danke an Christoph R. auf der Kobuk-Facebook-Seite für Scan und Hinweis!)

Nationafeiertage scheinen mediale Mikro-Saure-Gurken-Zeit zu sein: Ausgehend von einer APA-Meldung wurde von vielen Zeitungen Österreichs, wie DerStandard.at, „Österreich“ und Kleine Zeitung kurz vor dem Nationalfeiertag eine Studie des Zentrums für Zukunftsstudien an der Fachhochschule Salzburg zitiert, wonach jeder zweite Österreicher „stolz“ auf sein Heimatland ist. In allen Berichten wurde darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse in den verschiedenen Bundesländern erheblich variieren.

Doch wie sicher können solche Daten sein, wenn eine Stichprobe von nur 1000 Personen für ganz Österreich auch noch auf die Bundesländer verteilt wird? Diese 1000 Personen können mathematisch auf zwei Arten auf die Bundesländer verteilt werden. Österreich teilt sich in neun Bundesländer auf, wenn man dies durchrechnet, dann sind das im Falle dieser Umfrage im Schnitt etwa 111 Befragte pro Bundesland.

Wurde die Stichprobengröße jedoch der Einwohnerzahl angeglichen, dann wurden in Wien 200 Personen befragt und im Burgenland nur noch 30. Auffallend ist zumindest, dass es in Burgenland und Vorarlberg, den kleinsten Bundesländern, der Ausschlag am höchsten ist. Liegt das vielleicht daran, dass nur eine Handvoll Menschen befragt wurde, die für ein beinahe zufälliges Ergebnis sorgen?

Über die richtige Größe der Stichproben für eine valide Aussage streiten sich die Geister, obwohl anzunehmen ist, dass hier beide Arten der Verteilung der 1000 Befragten zu keinem befriedigenden Ergebnis führen: Nach diesem Stichprobenkalkulator dürften 111 Personen für Wien (bei Methode A) oder 30 Personen für das Burgenland (bei Methode B) jedenfalls sehr deutlich zu wenig sein.

Die Medien, die solche APA-Meldungen drucken, scheinen die Angaben leider nicht zu hinterfragen.

Dass „Heute“ mit simpler Arithmetik bisweilen auf Kriegsfuß steht, dürfte bekannt sein.

In der Ausgabe vom 28.10. findet sich wieder ein schönes Beispiel: Da berichtet die Gratiszeitung, dass die Österreicher in der ersten Hälfte des Jahres nur 5,7 Milliarden Euro statt wie im Vorjahr 9,6 Milliarden gespart haben. So weit so gut. Das seien laut „Heute“

„114 Euro pro Österreicher“

Kurz nachgerechnet heißt das folgendes:
5,7 Mrd € Gespartes / 114 € pro Österreicher = 50.000.000 Einwohner

Tatsächlich hatte Österreich im Jahr 2009 rund 8.363.040 Einwohner. Mit dieser Information kann man sich auch die richtige Rechnung zurechtbasteln:

8.363.040 Einwohner * 114 € * 6 Monate = rund 5,7 Mrd €

Und damit können wir unser Gewissen zumindest ein bisschen beruhigen, denn pro Österreicher wurden im ersten Halbjahr 684 Euro gespart.

Update: Es handelt sich bei den Zahlen natürlich um Milliarden, nicht „nur“ um Millionen wie vorher von mir geschrieben. Vielen Dank fürs Aufdecken meines Fehlers, Dan!