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Die BBC verbreitete die vermeintliche Sensation zuerst: Ein neues Gesetz zwinge Männer in Nordkorea dieselbe Frisur zu tragen wie der Große Führer Kim Jong-un. Aber stimmt das auch? Nord-Korea-Experten haben da ihre berechtigten Zweifel.

Schon die Quelle der BBC ist höchst fragwürdig. Man stützte sich nämlich nicht auf eigene Recherchen, sondern übernahm die Meldung von „Radio Free Asia“ – einem von der U.S.-Regierung bezahlten Sender, der bereits mit propagandaartigen Meldungen auf sich aufmerksam machte und häufig Bizarres aus Nordkorea bringt. Keine wirklich solide Quelle für guten Journalismus also. Für die BBC aber offenbar gut genug. Der Rest der Medienwelt dachte sich dann offenbar: Hey, wenn es die BBC sagt, dann wird es schon stimmen. Die Story verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

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Überall auf der Welt war sie zu lesen. Das Schema war immer gleich: Zunächst hieß es, alle nordkoreanischen Männer müssen Kim Jong-Uns Frisur annehmen, was Unbehagen in der Bevölkerung auslöse. Der Haarschnitt passe schließlich nicht zu allen Gesichtsformen; die Frisur sei überhaupt typisch für chinesische Schmuggler. Wenig später wurde die Aussage relativiert. Nun hieß es plötzlich: Die Weisung würde nur nordkoreanische Studenten betreffen. Tags darauf zweifelten dann manche Medien an der Zuverlässigkeit der Geschichte, wohl auch weil Nordkorea-Experten die Meldung schon sehr früh für extrem unwahrscheinlich hielten.

Auf meinen Anruf hin kommentierte auch der Nordkorea-Experte  der Universität Wien, Rüdiger Frank:  „Dass dieser spezielle Kim Jong-un-Haarschnitt zum einzigen zulässigen Haarschnitt für nordkoreanische Männer erklärt wird, halte ich spontan für einen großen Blödsinn.“ Etliche andere Kenner des Landes äußerten ähnliche Zweifel. Und tatsächlich relativierte sich die Meldung bis sie schließlich haltlos wurde und sich herausstellte: „Mandatory Kim Jong-un Haircuts for North Koreans are no more than an unfounded rumour“.

Diese Aufdeckung wurde aber nicht so kolossal verbreitet wie die ursprüngliche Geschichte, sondern entweder gar nicht berücksichtigt oder als kleines Update mehr wie eine Fußnote behandelt.

Wir erinnern uns: Eine echte Bestätigung der Story gab es zu keinem Zeitpunkt. Die einzige „Quelle“ war Radio Free Asia.

Es gilt: Der Umgang mit nordkoreanischen Nachrichten ist mit Vorsicht zu genießen. Mythen und Gerüchte auf Basis anonymer Quellen tauchen oft in internationalen Mainstream-Medien auf und bilden dort eine Echokammer. Dass die Meldung genau in diese Kerbe schlägt, schien die BBC und alle weiteren aber nicht zu fundierter Recherche wenigstens ein oder zwei Anrufen zu bewegen. Die BBC folgte damit dem Sog: Stories aus Nord Korea – je skurriler, desto wahrer – mit dem Effekt, das Regime als „silly und insane“ zu branden.

Dieser Chart von Reuters sollte in die statistischen Lehrbücher eingehen — mehr Lügen mit Statistik geht nicht:

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Auf den ersten Blick scheint das umstrittene „Stand-your-ground law“ (wir erinnern uns an den unbewaffneten Trayvon Martin, der in Florida von einem Nachbarschaftswächter erschossen wurde), einen überraschend positiven Rückgang der Todesfälle durch Schusswaffen bewirkt zu haben. Etwas unsauber nur, dass die Y-Achse scheinbar bei 800 1000 beginnt, statt bei Null. Ein klassischer Trick in der Darstellung, der kleine Veränderungen „heranzoomt“ und dadurch viel dramatischer wirken lässt. Aber okay, wo ist jetzt das große Problem…?

Die Y-Achse steht auf dem Kopf!

Ja, richtig gelesen. Nicht die weiße Fläche unter der Linie zeigt die Zahl der Schusswaffentoten, sondern die rote Fläche darüber. Die Y-Achse beginnt nämlich tatsächlich bei Null, nur steigen die Werte nicht nach oben hin an, sondern nach unten! In Wahrheit gab es also einen massiven Anstieg bei den Schusswaffentoten.

So wie im Chart rechts würde es richtig herum aussehen:

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Dabei war Irreführung vermutlich gar nicht das Ziel. Auf Twitter erläuterte die verantwortliche Reuters-Grafikerin mittlerweile, was ihre Grundidee gewesen sei:

Eine weiße Fläche an der Blut herabläuft und je mehr rot, desto schlechter die Statistik. Beim Vorbild hat das auch hervorragend funktioniert. Nur bei Reuters ist es gründlich danebengegangen.

(via @hrtbps/Twitter)

Um dem ORF eins auszuwischen spielt die „Kronen Zeitung“ ausnahmsweise einmal selbst Sprachpolizei – und scheitert damit. Die Kolumne „Klartext“ nimmt am 5. April die rassistischen Ausflüsse rund um FP-Politiker Andreas Mölzer zum Anlass, um den ORF über die vermeintlich korrekte Aussprache von Alabas Vornamen zu belehren:

(…) Selbstverständlich ist Alaba ein waschechter Wiener. Er heißt daher mit Vornamen David, und nicht „Deivid“ Alaba, lieber ORF.“

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Es zeigt sich: Nicht nur der ORF unterliegt diesem scheinbar groben Irrtum. Auch Alabas Vater George, seine Schwester Rose (oder Ro-sé?) (01:36), der Ex-Präsident seines aktuellen Klubs und last but not least das Fußball-Ass selbst wissen nichts von dieser Sprachregel. Aber die „Krone“ weiß es eben einfach besser.

https://www.youtube.com/watch?v=r4TxJT0a2KM

 

Im wöchentlichen auf Papier gedruckten Fernsehprogramm „TV Media“ der Verlagsgruppe NEWS findet sich auf Seite 142 der Ausgabe 7/2014 ein nicht gekennzeichnetes UPC-Inserat:

 

tv_media_2014_07_seite142-43

 

Außer der Tatsache, dass die darauf zu Wort kommende Sandra Zotti als UPC-Chefredakteurin bezeichnet wird, finden sich keinerlei Hinweise und schon gar keine Kennzeichnung im Sinne des österreichischen Mediengesetzes § 26, dass es sich um bezahlte Werbung handelt. Im Gegenteil, Aufmachung und Art des Inhalts sind jenem der nächsten Seite sehr ähnlich. TV-Media-Chefredakteur, Hadubrand Schreibershofen, kommentierte das, telefonisch um Stellungnahme gebeten, so:

Der Inhalt wird vom Kunden so angeliefert. Diese oder ähnliche UPC-Seiten gibt es doch schon seit Jahren!

Ähnlich auf Seite 150 derselben Ausgabe:

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Aufmachung und Stil entsprechen auch hier – mangels Kennzeichnung rechtswidrig – dem Layout des restlichen Magazins. Leser und Leserinnen können somit nicht erkennen, dass es sich um Werbung handelt.

Die „Salzburger Nachrichten“ beweisen in der Wochenendausgabe vom 11. Jänner höchste Pietätlosigkeit. Der schwere Trainingssturz des Skispringers Thomas Morgenstern wird dort durch sechs Serienbilder übertrieben deutlich illustriert.

Zur Erinnerung: Am 10. Jänner fanden in Bad Mitterndorf auf der Skiflugschanze „Kulm“ die Trainingssprünge des ÖSV statt. Thomas Morgenstern stürzte während des Sprungs und fiel mit der Kopf- und Rückenpartie voran auf die Piste.

morgenstern fertig

Diese Abbildungen sind aus ethischer Sicht wohl äußerst strittig, da Morgenstern zu diesem Zeitpunkt mit einer schweren Schädelverletzung auf der Intensivstation lag. Ob und welche Folgeschäden er haben würde, war damals noch völlig unklar. Die Salzburger Nachrichten druckten Bilder, die zeigen wie Morgenstern mit verdrehten Gliedern bzw. auf dem Gesicht die Piste hinunterrutscht. Mit „Information“ hat das wenig zutun.

Wer sich selbst ein Urteil machen möchte: Einen unverpixelten Scan der Salzburger Nachrichten gibt es hier.

Wir haben in dieser Sache den Presserat bereits um eine Stellungnahme gebeten.

Meistens beglückt das ProSieben-Magazin „taff“ ja mit leicht verdaulichen Lifestyle- und Promi-Geschichten. In der Ausgabe vom 6. Jänner (ca. ab Minute 7 Der Beitrag ist mittlerweile offline. Siehe Update ganz unten) thematisiert „taff“ mit einem Beitrag über die vermeintliche „Bettelmafia“ aber recht schwere Kost – und verblüfft dabei mit haltlosen Anschuldigungen, Kriminalisierung und völlig fehlender Objektivität.

Bildschirmfoto 2014-01-19 um 17.37.25

In der Reportage sollen Bettler in München mit versteckter Kamera überführt werden, Teil der „Ostblock-Bettelmafia“ zu sein, welche „taff“ zufolge Deutschland derzeit „überschwemme“. Der „Plan“ dieser Bettler sei einfach:

„Verstümmelung und traurige Hundeaugen – die verursachen bei uns ganz schnell Mitleid, und sie öffnen ganz schnell unseren Geldbeutel.“

Im Beitrag wollen die Reporter eine vermeintlich kriminelle Bettler-Bande ausgemacht, und auch einen handfesten „Beweis“ für deren Kriminalität gefunden haben:

„Ob sie (Die Bettler-Bande, Anm.) wirklich bedürftig sind, darf bezweifelt werden, immerhin hat der Mann im roten Ski-Anzug ein Handy!“

Bildschirmfoto 2014-01-19 um 17.55.28

Von nun an unterstellen die Reporter eben diesem Mann in rot (siehe Bild), ein „Anführer der Bettelmafia“ zu sein. Ein Mann, der in einem zerlumpten roten Anzug im Winter auf der Straße sitzt – so stellt sich „taff“ also einen Mafiapaten vor.

Die nächste haltlose Mutmaßung folgt:

„Immer wieder dreht er seine Runden, besucht seine fünf Gefährten und gibt ihnen jedes Mal die Hand – vermutlich, um das erbettelte Geld einzusammeln und abzukassieren.“

Echte Fakten , die belegen, dass der Mann der Boss von irgendeiner Mafia sei, werden zwar nicht mehr geliefert. Für „taff“ scheint die Sache aber eh schon so gut wie bewiesen. Der feindliche Grundton des restlichen Beitrages, sowie O-Töne und Passanten-Interviews tun das übrige: Es entsteht ein völlig einseitiges Bild von „Betrügern“, die „mitleidserregende Hundeblicke“ auflegen, aber am Ende des Tages „mit dem dicken Benz“ nach Hause fahren. Auf Gegenpositionen oder Hintergründe zum Thema wird sowieso komplett verzichtet.

Die „Bettelmafia“ ist seit ewigen Zeiten ein wiederkehrendes Thema. Etliche Medien, Organisationen und Dokumentationen haben sich in unseren Breitengraden schon mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Ganz so eindimensional wie bei „taff“ sieht deren Fazit aber nicht aus: Eindeutige und endgültige Belege für organisierte Kriminalität im großen Stil, oder gar mafiöse Strukturen, lassen sich demnach schwer bis gar nicht nachweisen.

Auch wenn es so wirken soll: mit aufklärendem Journalismus hat der „taff“-Beitrag denkbar wenig zu tun. Womöglich haben sich die gezeigten Bettler zwar in einer kleinen Gruppe organisiert. Aber selbst wenn: Zu einer „Mafia“ macht einen das alleine noch nicht.

 

Update:
Die gesamte Sendung ist leider nicht mehr online. Der Beitrag alleine ist hier (noch) zu sehen.

heute-abverkauf„Heute“ bewarb am 28. November mit geheimnistuerischer Motivation ein Kleidungsgeschäft. Dass sich das Geheimnis jedoch in der gleichen Ausgabe von selbst lüftet, zeugt wohl eher von offensichtlicher Peinlichkeit.

Pssst, Geheimtipp! Das Modehaus Hämmerle auf der Mariahilfer Straße 105 (derzeit 2.500 m²) wird vergrößert – und Sie haben schon jetzt etwas davon. Denn ab sofort startet ein kompletter Abverkauf.

total abverkauf aWirklich geheim ist dieser „Geheimtipp“ allerdings nicht. Einige Seiten später erfahren wir nämlich erneut von der Aktion. Dasselbe Modehaus hat dort eine ganzseitige Werbung geschalten – und bewirbt seinen Abverkauf.

Wir haben den schleichenden Verdacht, dass hier wieder einmal redaktionell geworben wurde.

Barack Obama hat einer taumelnden Schwangeren, die bereits von anderen Personen gestützt wurde, die Hand entgegen gestreckt. Verschiedenste Medien stilisierten diese simple Geste des US-Präsidenten zu einer Heldentat und machten allein Obama zum Retter in höchster Not.

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Der Tenor war in allen Medien derselbe: „Obama fing ohnmächtige Schwangere auf“ (orf.at) bzw. „Obama rettete Schwangere“ (oe24.at). Mal nannte man Obama einen „Nothelfer“ (APA, derstandard.at, nachrichten.at, wienerzeitung.at, news.at), oder gleich einen „heldenhaften Präsidenten“, der die Frau vor einem „gefährlichen Sturz bewahrte“ (heute.at).

Lobhudelei nahe am Personenkult. Davon abgesehen: Die Frau wurde gar nicht ohnmächtig. Aber urteilt selbst:

In Deutschland wird über eine Steuer auf kalorienreiche Lebensmittel diskutiert. Zugegeben, eine umsatzsteigernde Schlagzeile ist das nicht gerade. Für Boulevardzeitungen aber offenbar kein Problem – sie erfanden einfach ihren Teil dazu. Und so wurde aus einer simplen Lebensmittelsteuer eine „Strafsteuer für Dicke“.

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Den Anfang machte die Bild-Zeitung. Sie titelte als erstes mit der „Strafsteuer für Dicke“ und bezog sich dabei auf Edgar Franke. Der  SPD-Politiker schlägt im Artikel aber lediglich „eine Gesundheitssteuer auf besonders fetthaltige und zuckerreiche Nahrungsmittel“ vor. Bekanntlich essen auch dünne Menschen gerne einmal Fast Food und andere Kalorienbomben. Von einer Strafsteuer nur für Dicke kann also keine Rede sein. Der Boulevardzeitung war das aber offenbar egal.

Auf diesen Zug sind dann jedenfalls auch andere Medien aufgesprungen. So versahen unter anderem auch die deutsche Ausgabe der Huffington Post und das Webportal von Microsoft MSN ihre Artikel zur Lebensmittelsteuer mit der Headline „Strafsteuer für Dicke“. Die beiden Medien verwiesen dabei ausdrücklich auf Bild.de. Dieser Schlagzeile konnten dann auch Heute.at und „Österreich“ (9.11, Seite 9) nicht widerstehen und so wurden auch in österreichischen Medien die neuesten deutschen Steuerüberlegungen zur „Strafsteuer für Dicke“.

Ob Franke selbst jemals von einer „Strafsteuer für Dicke“ gesprochen hat, ist fraglich. Weder im Bild-Artikel, noch sonst wo, lässt sich dieses Zitat finden. Vermutlich ist die „Strafsteuer für Dicke“ also der Kreativität der Medien zu verdanken. Denn als Franke im ZDF darauf angesprochen wurde, stellt er klar, dass es um eine Steuer gegen Dickmacher und nicht gegen Dicke gehe. Der Titel der ZDF-Sendung lautete übrigens ebenfalls „Strafsteuer für Dicke?“.

In den letzten Tagen haben unter anderem Kurier und profil von einer APA-Umfrage über das Vertrauen in die Landeshauptleute berichtet. In allen Medien war die Darstellung problematisch.

Im Kurier hat das so ausgesehen:

vertrauensindex_kurier

und im profil (nur Print) so:

vertrauensindex_profil

Ausgangspunkt war eine Online-Umfrage von APA/OGM mit 500 Befragten.

Im OGM-Bericht (pdf) liest man, dass die maximale Schwankungsbreite 4,5% beträgt. Das ist so nicht richtig und gilt nur für einen Teil der Daten.

Denn im Bericht werden unter anderem Vertrauenswerte für die Landeshauptleute im jeweils eigenen Bundesland ausgewiesen. Wenn die Stichprobe „sauber“ ist, dann wurden in Vorarlberg und im Burgenland daher nur etwa 20 Personen befragt. Da kann man zwar noch die Formel für Schwankungsbreiten verwenden – allerdings wäre sie deutlich größer als die 4,5%. Generell sollte man aber Stichprobenergebnisse mit n=20 nicht mehr publizieren. Da noch auf die Gültigkeit der Näherungsformeln für Stichprobenschätzungen zu hoffen, ist ziemlich wagemutig. Genau das machen aber sowohl Kurier als auch profil: Sie publizieren die bundeslandspezifischen Werte. Auch im Bericht der APA finden sich diese Zahlen.

Für den Vertrauensindex (Anteil Vertrauen minus Anteil kein Vertrauen) stimmt die im OGM/APA Dokument angegebene maximale Schwankungsbreite ebenfalls nicht. Bei Differenzen von Anteilen aus derselben Stichprobe muss man andere Formeln verwenden, und die Schwankungsbreite wird dann größer. Genaueres dazu (inklusive eines interaktiven Rechenblattes) kann man in meinem Blog nachlesen. Die Schwankungsbreite beim bundesweiten Vertrauensindex von LH Pröll beträgt beispielsweise 8,0% und nicht maximal 4,5%.

Der Kurier publiziert bei den bundesweiten Ergebnissen lobenswerterer weise nicht nur die Differenz „Vertrauen – kein Vertrauen“, sondern auch „Vertrauen“, „kein Vertrauen“ und „weiß nicht“ getrennt. Allerdings gibt’s da Probleme mit der Darstellung. Man kann diese Daten nur getrennt und daher nicht gleichzeitig in einer Grafik sehen. Dabei wäre es sehr einfach, alle Daten in übersichtlicher und aufschlussreicher Form darzustellen, etwa so:

Daten aus dem Vertrauensindex - Darstellung von Erich Neuwirth

Daten aus dem Vertrauensindex – Darstellung von Erich Neuwirth

Diese Grafik zeigt auch, warum es statistisch nicht vertretbar ist, nur die Differenzen zwischen Vertrauen und keinem Vertrauen auszuweisen: beim Vergleich der Landeshauptleute weist der Anteil der Unentschiedenen (gelber Balken) die weitaus größten Unterschiede auf. Diese Information in der Grafik einfach auszublenden erweckt ein völlig falsches Bild. Es hat wohl auch wenig Sinn, das Vertrauen in einen LH eines kleinen Bundeslands, der erst kurz im Amt ist, mit einem langdienenden LH eines großen Bundeslandes zu vergleichen.

Und noch ein Problem gibt’s mit der Kuriergrafik. Bei den 3 verschiedenen Diagrammen ändert sich die Reihenfolge der Landeshauptleute weil die immer der Größe der verschiedenen Werte nach angeordnet werden. Das erschwert vergleichendes Lesen ungemein.

Insgesamt illustriert die Kommentierung und die grafische Darstellung recht deutlich, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, bis Stichprobenerhebungen bezüglich ihrer Schwankungsbreiten sorgfältig kommentiert werden und grafische Darstellungen so gewählt werden, dass es dem Konsumenten möglichst leicht gemacht wird, Erkenntnisse aus den Grafiken abzuleiten.

Statistiker geben aber die Hoffnung nie auf, und außerdem war es früher noch wesentlich schlimmer.

* Erich Neuwirth ist außerordentlicher Professor (i.R.) an der Universität Wien und lehrt Informatik, Statistik und Mathematik.