Der „Standard“ illustrierte in der Ausgabe vom am 3. Mai eine Reportage von einem Besuch des neuen Integrationsstaatssekretärs Kurz bei einem Migrantenverein mit einem Bild, welches die Ablehnung eines Kindes ihm gegenüber zeigt und auch somit eine negative Stimmung zu seinen Migrantenbesuchen vermittelt.
Ein auf Facebook gepostetes Foto des ÖVP-Fotografen* Jakob Glaser (kleines Bild) wirft die Frage auf, ob es sich bei der Bildauswahl nicht vielmehr um gezielte Meinungsmache handelt:
Wie ÖVP-Mitarbeiter Gerhard Loub in seinem Blog dokumentiert, hat auch der „Falter“ – allerdings als das tradionell eher glossenhafte „Bild der Woche“ – seine politische Ausrichtung darüber Herr werden lassen, jene Aufnahme zu veröffentlichen, in der sich das Kind von Kurz abwendet und man gezielt den Eindruck bekommt, wie unerwünscht sein Besuch sogar bei Kleinkindern sei.
Die Kommentare unter seinem Blogartikel sind lesenswert: Zwei Fotografen behandeln die Thematik, wie parteiisch ein Bild ausgewählt werden darf und welche Rolle die bildlichen Inszenierungen der Politik spielen dürfen. Standard-Fotograf Heribert Corn habe sein Bild mit „Ich bin unparteiisch, weil ich lasse wenn’s geht alle schlecht aussehen“ kommentiert.
Danke an auch an Lisa Oberndorfer, Jürg Christandl und Jakob Glaser.
* Laut seinem Xing-Profil.
Update: Der Projektleiter des besuchten Integrationsprojekts berichtet in den Kommentaren von Kurz‘ Besuch:
Das Bild ist übrigens nicht inszeniert. Das Kind hat Spaß daran gefunden, am Tisch liegende, bunte Kunststoffplättchen auf den Boden zu werfen, Sebastian Kurz ist (..) aufgestanden und hat sie ihm aufgehoben. Dabei ist dieses Foto entstanden. (..) Der kleine Mohammed hat das Spiel “ich werf’s runter, der Onkel hebt’s auf” -altersentsprechend- öfter wiederholt (und Kurz hat mitgespielt).
10 Kommentar(e)
Groß ist der Unterschied zwischen Journalismus und „Medienmachen“. Ohne letzeres gibt es aber wahrscheinlich ersteres nicht.
Sehr nettes Zitat von Corn 🙂 Ich finde, die Bildwahl ist eine Glaubensfrage. Diesen Schnappschuss nicht zu wählen, wäre ja schon zu schade. Andererseits ist es, wie ich bereits bei Loub geschrieben habe, sehr tendenziös. Die Frage ist auch, ob der Fotograf oder der Journalist letztendlich das Bild gewählt hat. Und fraglich ist auch, ob man für eine Reportage über einen Grünpolitiker ebenfalls das Bild, auf dem der Protagonist nicht gut wegkommt, gewählt hätte.
Die Aussage vom Herrn Corn lässt mich jetzt auch verstehen, warum man auf orf.at nie „gute“ Bilder von der Maria Fekter findet. Vermutlich machen’s ihm die Fotografen vom Öffentlich-rechtlichen einfach gleich?
Oder es ist einfach nur selektive Wahrnehmung 🙂
Ich kenne übrigens kein Kind, dass einem Fremden einfach so die Hand gibt.
Der Artikel im Standard beschreibt, dass sich Sebastian Kurz redlich darum bemüht, mit Migranten in Kontakt zu kommen, dass aber nicht alles gut funktioniert. Das Bild drückt das auch irgendwie aus.
Nichtsdestotrotz finde ich es unangebracht, das Bild zu verwenden. Es haben weder das Kind noch der Hr. Kurz verdient, damit lächerlich gemacht zu werden.
Seit wann ist es eigentlich nicht mehr „in“, per Foto das zu zeigen, was passiert ist – Politiker trifft Erwachsene? Er hat sich ja nicht mit Kindergartenkindern verabredet.
Ist Herr Kurz auf dem Foto oder ist es ein Double? Da ich denke das es der Herr Kurz ist, ist die Bildauswahl vollkommen gerechtfertigt. Genauso wie es ein Bild wäre, dass Heinz Fischer beim Nasenbohren zeigt.
Das Bild ist übrigens nicht inszeniert. Das Kind hat Spaß daran gefunden, am Tisch liegende, bunte Kunststoffplättchen auf den Boden zu werfen, Sebastian Kurz ist während des Gesprächs aufgestanden und hat sie ihm aufgehoben. Dabei ist dieses Foto entstanden. Der Fotograf des „freundlichen“ Fotos war nicht von der ÖVP sondern von der Pressestelle des BMI.
Nachtrag/Korrektur: das Bild war nicht während der Besprechung sondern kurz danach. Die von mir beschriebene Situation stimmt aber. Der kleine Mohammed hat das Spiel „ich werf’s runter, der Onkel hebt’s auf“ -altersentsprechend- öfter wiederholt (und Kurz hat mitgespielt),
@Wolfgang Kratky: Danke für die Hintergrundinfo! Artikel nennt jetzt die Quelle für den „ÖVP-Fotografen“.
Es kann sich natürlich um eine Doppelaufnahme handeln, es gibt jedenfalls ein identisches Bild vom BMI-Fotografen Egon Weissheimer.