Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Die fleißigen Kollegen vom BILDblog entdeckten diese „unglücklich platzierte Werbeanzeige“ auf Bild.de.

Es heißt, ein Chefredakteur der New York Times habe einmal allen Mitarbeitern der Anzeigenabteilung das Betreten der Redaktion verboten. Aus gutem Grund, denn zählt die klare Trennung von redaktionellen Inhalten und PR- und Marketing-Inhalten schließlich zu den Grundsätzen des Journalismus. Nur so lässt sich journalistische Unabhängigkeit wahren, zumal sich die entsprechenden Medien selbst keinen Gefallen tun mit der Vermischung von bezahlten und frei recherchierten Beiträge. Wie David Dadge vom International Press Institute neulich betonte: „Wenn Werbung und Nachrichten sich berühren, untergräbt das das Vertrauen der Leser.“

Da gibt es also diese Geschichte im M-Magazin, Ausgabe 176, 28.  April-11. Mai, über Pickel auf den Seiten 14 und 15. Unter der Rubrik „Dish & Diss“ gibt’s viele Bilder und wenig Text mit den üblichen Verdächtigen: Madonna, Kate Moss … Ganz rechts hat es dann noch eine Werbung ins Heft geschafft für ein Nahrungsergänzungsmittel gegen unreine Haut. Soweit: Gut platzierte Werbung. Dann nach dem Umblättern: Eine Doppelseite über das Nahrungsergänzungsmittel. Eine Seite davon Gewinnspiel, die andere Seite mit Produktinfo und Experten-Interview. Und da wird’s jetzt problematisch: Es ist nirgendwo auch nur ein kleiner Hinweis zu sehen, dass es sich um Werbung handelt. Zumal suggeriert wird, dass es redaktioneller Content ist, schließlich ist es komplett im Redaktionslayout verfasst – auch die Farbgestaltung ist gleich, oder eben Zufall, dass das Produkt im selben Grünton wie die Überschrift zum Beitrag daherkommt. Und oben in der Pagina auf Seite 17 steht dann sogar noch „Stars“, was klar anzeigt, dass es zum Bericht gehört.

Mal eine Frage in den Raum gestellt: Was war früher da: Die Idee der Redaktion einen Beitrag über Pickel zu machen oder die verkaufte Werbung für das Nahrungsergänzungsmittel?

Es geht „nur“ um Pickel, sicher. Und es ist „nur“ das M-Magazin und nicht die New York Times oder der Guardian. Und dennoch ein eklatantes Beispiel, wie PR Einfluss auf Berichterstattung nimmt.

Scan: „Heute“, heute.

Kobuk hat es ins Fernsehen geschafft! In der Sendung Kulturmontag gab es einen Beitrag zum Thema: „Freundes-Kreis: Von Twitter, Facebook und Co“. Dabei wurde auch das Thema Blogging und kritischer Journalismus im Web behandelt und wie sich Leserinnen und Leser über interaktive Plattformen informieren. Kobuk wird neben Twitter und Youtube als eine dieser Seiten erwähnt (Minute 06:00).

Während die Zeitung „Heute“ vom Freitag, den 30. April (links im Bild) Wladimir Putin gemeinsam mit einem Forschungstrupp zeigt, schreibt „Österreich“ (rechts), dass Putin die ohnehin schon seltenen Eisbären auf Franz-Josefs-Land jage. Ein Check über die Googlesuche deutet auf die Richtigkeit der Version von „Heute“, nämlich die der harmlosen Forschung. Abgesehen davon müsste es bei „Österreich“ in der Überschrift „auf Franz-Josefs-Land“ heißen – sie selbst schreiben von einer Inselgruppe.

In einem Resumé der vergangenen Präsidentenwahlen inklusive Gegenüberstellung der beiden Großparteien wird unter anderem die Entscheidung Erwin Prölls, keinen Kandidaten aufgestellt zu haben, kritisiert. Oder war es doch Josef?

Scan: „Österreich“ am 30.4.2010


„Thema des Tages“ beim Gratisblatt „Österreich“ war am 29. April Cyber-Mobbing:

Laut Unterrichtsministerium wurde bereits jeder fünfte Teenager zwischen 12 und 19 Jahren – also etwa 150.000 Burschen und Mädchen – Opfer von Schikanen im Internet oder per Handy.

Abgesehen davon, dass man mit 15-16 Jahren die Schulpflicht beendet haben kann und damit die 150.000 betroffenen Teenager kaum alle Schüler sind: Die Teenager sind – siehe Zitat – angeblich „von Schikanen im Internet oder per Handy“ betroffen. Doch das Internet ist groß und umfasst nicht nur Facebook und gemobbt wird offenbar ebenso mit Telefonanrufen.

Wenn man mit der Überschrift implizit aussagt, dass all das böse Mobbing in Facebook passiere – ist das nicht irgendwie Mobbing?

Im Rahmen der Sendung „Bush@n-tv“ wollte Redakteur Moritz Wedel die Video-Chat-Plattform „Chatroulette“ vorstellen. Auf dieser Seite werden die Webcams von einander völlig fremden Menschen weltweit anhand eines Zufallsprinzips miteinander verbunden.

So passierte es, dass in der Live-Sendung plötzlich ein onanierender Mann zu sehen war:

Hier as Video auf Youtube – viel Vergnügen. 😉

Griechenland ist tief in die Krise versunken und die restlichen EU-Staaten überlegen sich Hilfsleistungen. Auch Österreich soll einen Kredit geben. Die Hilfe ist aber kein reiner Akt der Nächstenliebe. Denn auch österreichische Banken sind in Griechenland engagiert, wenn auch vergleichsweise gering. Zumindest das haben alle heimischen Medien unisono verkündet. Nur bei den genauen Zahlen gibt es eine erstaunliche Bandbreite. Aber 500 Millionen Euro auf oder ab, ist ja alles nicht so tragisch – oder?

Laut Heute.at schulde Griechenland den österreichischen Banken „etwa 5 Milliarden“. Hingegen berichtet das Gratisblatt Österreich, dass um „4,5 Milliarden“ gezittert wird. (siehe Foto) Andere Zeitungen gibt es da schon günstiger: Die Salzburger Nachrichten und Kleine Zeitung sprechen von „rund 4 Mrd. Euro“.

Das Wirtschaftsblatt beziffert die  Schulden Griechenlands mit 4,5 Milliarden. Anders als bei „Österreich“ wird aber erwähnt, dass dieser Wert vom Herbst 2009 stammt. Preiswert gibt sich DerStandard.at: Dort schulden die Griechen Österreichs Bankern „rund 4,6 Mrd. Dollar (3,5 Mrd. Euro)“ – allerdings beziehen sich die Zahlen auf Dezember 2009.

Die Gegensätze, die ein gleichzeitiger Blick auf die Frontpages von CNN auf der einen und BBC oder Al Jazeera auf der anderen Seite offenbaren, sind spätestens seit dem Irak-Krieg Legion. Nun ist mit WTF CNN?! ein Dienst erschienen, der CNN direkt Al Jazeera oder wahlweise zehn anderen internationalen Nachrichtenwebsites gegenüberstellt.

Hier ein Vergleich von Anfang April, als CNN das an die Öffentlichkeit gekommene US-Militärvideo aus dem Irak komplett ignorierte:

Die Macher erklären in einem offenen Brief ihre Motive:

Dear CNN,

We know you think this is what we want, but it’s not. We don’t care what random Tweeters think about a news story, how many holograms you have in your Situation Room, or even the latest celebrity gossip.

We care about our world. Instead of using your resources to do the journalism that gives us a better understanding of this world — we get the front page of CNN.com.

Why do we have to look enviously at the front page of Al-Jazeera English for a better sampling of important news stories at any given time? If the CNN frontpage is a reflection of consumer demand, are we to believe that their readers demand real journalism?

Consider this a gentle nudge from the anonymous Internet, CNN.

Danke an Michael Horak für den Hinweis!