Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

oe24.at vom 27.05.2010 / 15.15 Uhr

In einer Kurzmeldung im Bereich „Welt“ von oe24.at wird von einem Zirkusartisten aus Australien berichtet, der zwölf Frauen mit HIV angesteckt haben soll. Diese Nachricht wurde vermutlich von der australischen Seite Couriermail.com.au übernommen.

Dabei wurde offenbar nicht bedacht, dass in Österreich nach dem Mediengesetz die Unschuldsvermutung zu gelten hat, also der Text nach §7b (1) mit dem Beiwort „der mutmaßliche…“ zu versehen ist, da der mutmaßliche Täter noch nicht verurteilt ist.

Das ist aber nur die halbe Miete. Oe24.at schneidet einfach sein Portrait aus dem Bild aus und übernimmt es. Nach § 7a (1) MedienG werden hier noch zusätzlich „… die schutzwürdigen Interessen dieser Person verletzt…“. Hier ein Beispiel von n-tv.de wie der Artikel aussehen hätte können.

Die Innenpolitikseite der Salzburger Nachrichten kümmert sich auch um das russische Militär:

Screenshot: https://www.salzburg.com/online/nachrichten/innenpolitik, 26. 5., 12:30 Uhr

Neben der offensichtlichen Verfehlung des Ressorts wird der Beitrag auch mit einem Bild von Finanzminister Pröll garniert – dieses passt immerhin in die Innenpolitik. Auch die Zahlen dürften ein wenig verrutscht sein: Die Moscow News berichtet von 10%, die das Verteidigungsministerium bekommen würde, der von der APA übernommene Artikel schreibt von 50 Prozent.

Mutmaßungen wie etwa der Wunsch der Innenpolitikredaktion nach einem ähnlichen Sanierungskonzept für Österreich bleiben hier den Lesern überlassen.

Das schrieb zumindest Daniel Kapp, Pressesprecher von Finanzminister Pröll, auf Twitter:


Dazu hat er den betreffenden Artikel abfotografiert und auf Twitpic gestellt. Und tatsächlich findet man das Foto auf dem Facebook-Account des Pressesprechers.

Aber das Gratisblatt „Österreich“ befindet sich in bester Gesellschaft: Das BILDblog hat bereits die fragwürdige Bildbeschaffung der deutschen BILD-Zeitung aufgezeigt.

Die Ausgabe vom Dienstag, 25. Mai von „Heute“ enthielt auf Seite 5 das falsche Datum (Montag 10.05.10). Zum Abgleich siehe das Datum des Themas „Wirtschaft als neues Unterrichtsfach“ in der Presse-Online.

Die Tageszeitung „Österreich“ musste letzten Freitag im redaktionellen Teil eine interessante Gerichtsentscheidung veröffentlichen: „Österreich“ hatte offenbar im Rahmen der Bildberichterstattung Fotos, auf denen ein Krone-Logo zu sehen war, überarbeitet und das Sponsorenlogo entfernt.

Die „Krone“ klagte dagegen vor dem Handelsgericht Wien und gewann den Rechtsstreit gegen die Mediengruppe „Österreich“ GmbH.

Der Text der Entscheidung ist in der Großansicht des Scans lesbar.

Haben die – sonst großartigen – Salzburger Nachrichten ein Geografie-Problem?

Das fragt Armin Wolf auf Twitter und postet obenstehenden Scan. Seine Rückfrage an SN-Chefredakteur Andreas Koller, ob es sich nicht doch um ein Fake handle, blieb bislang unbeantwortet.

Interessanterweise sind die Ex-YU-Staaten korrekt eingezeichnet, inklusive Montenegro – einem Staat, den es erst seit 2006 gibt, als die DDR und die ebenfalls abgebildete Tschechoslowakei längst Geschichte waren. Ein solches Europa hat also nie existiert.

In der Online-Version des Artikels fehlt die Illustration.

Update: Hans hat in den Kommentaren den Link zur E-Paper-Version gepostet – kein Fake.

Update 2: Weitere Beobachtungen aus den Kommentaren: West-Berlin ist Teil der DDR, Liechtenstein ist zu groß, das deutlich größere Andorra fehlt dafür, ebenso wie die restlichen Zwergstaaten Europas. Wer findet noch was?

Update 3: Kommentator „Superwayne“ hat als Quelle die Bildagentur Fotolia identifiziert, über die der User „Perth“ das kartografische Meisterwerk um ein paar Euro zum Download anbietet. Der Künstler bietet da einige weitere Karten an, unter anderem lässt er Korsika verschwinden und die rechnet der „Tschechischen Republik“ die Slowakei zu.

Update 4: Malta fehlt (in der E-Paper-Version) ebenso und die Plattform heißt Fotolia, nicht Fotalia (oben ausgebessert). Keep the comments coming! 🙂

Präsident Barack Obama hat bei bei West Point Militärakademie eine Rede gehalten. An einer Stelle sagt er, dass die Kampfmission dort bald enden wird. Die Kadetten applaudieren. Doch Fox News scheint dies nicht zu gefallen und der Applaus ist in ihrer Version der Rede nicht enthalten. Der Filmemacher Michael Moore bemerkt dies und twittert Links zum Bericht von Fox News und der Aufnahme der kompletten Rede auf der Website des Weißen Hauses.

Hier die beiden Videos:

Fox News Version mit der eigenartigen Stille

Aufnahme des Weißen Hauses. Die entscheidende Stelle fängt bei 9:40 an und der Applaus kommt bei 10:28

(via GOOD Blog, via Gothamist

Kommenden Sonntag, den 30. Mai, wird im Burgenland ein neuer Landtag gewählt. Und so kam es bereits seit der Bundespräsidentschaftswahl vor 4 Wochen zum einfachen Plakatwechsel im Burgenland. Dort, wo einst Heinz Fischer (momentan[!] nicht SPÖ) unserem Handeln mehr Werte abverlangte, grinst uns nun ein Hans Niessl (SPÖ) entgegen.

Und so, wie die Plakatwerbung im Burgenland nahtlos in die Landtagswahl übergeleitet wurde, so erging es auch der Printwerbung. Irritierend entdecken „Heute“-Leser jedoch letzten Mittwoch den 19.Mai, dass diese sogar ganzes „Burgenland-Spezial“ im Sinne der SPÖ auf die Beine gestellt hatte:
8 Seiten mit 12 Artikeln, prallgefüllt mit lauter Errungenschaften der Niessl-Regierung:
Von
„Für Pendler: Investitionen in Bahn“
bis
„Burgenland trotzt der Krise“
war alles dabei.
Kein schlechtes Wort der sonst so überaus „kritischen“ U-Bahnzeitung. Dazu ausschließlich lächelnde Gesichter und immer strahlte der burgenländische Landeshauptmann mit den anderen um die Wette.
Abgeschlossen wurde dieses „Good News“-Feuerwerk schließlich mit einer halbseitigen Werbeanzeige Hans Niessls SPÖ mit einer stichwortartigen Zusammenfassung ihrer größten Erfolge im „Bildungsland Burgenland“.
Dass das Ganze nichts weiter, als bezahlte Werbejournalismus war, erfuhr der Leser nur einmal und zwar beiläufig auf der ersten Seite, wo links unten neben Strahlemann Niessl vertikal zu lesen war: „Bezahlte Druckstrecke“.
Dass es sich dabei um Parteiwerbung handelte und wie lange diese war, wurde dort und auch auf nachfolgenden Seiten nicht erwähnt bzw. je wiederholt.
Hinzukommt, dass das „Heute“-Layout 1 zu 1 übernommen wurde und beim Weiterlesen unklar blieb, wo die Werbung aufhörte und der redaktionelle Journalismus tatsächlich weiterging.
In Artikel 4, § 26, des österreichischen Mediengesetzes (pdf) steht dazu:
„Ankündigungen, Empfehlungen sowie sonstige Beiträge und Berichte, für deren Veröffentlichung ein Entgelt geleistet wird, müssen in periodischen Medien als „Anzeige“, „entgeltliche Einschaltung“ oder „Werbung“ gekennzeichnet sein, es sei denn, dass Zweifel über die Entgeltlichkeit durch Gestaltung oder Anordnung ausgeschlossen werden können.“
Was auf diesen 8 Seiten von der SPÖ bezahlt und welche Artikel tatsächlich von „Heute“ unentgeltlich im Sinne der SPÖ geschrieben wurden, bleibt die U-Bahn-Zeitung, trotz des kläglichen Hinweises auf der ersten dieser 8 Seiten, ihren Lesern schuldig.

Wir können nicht alles sehen und so lohnt sich immer auch ein kleiner Blick zu unseren freundlichen Nachbarn im WWW:

  • Nömix wundert sich über eine Autopanne in „Österreich“ und gibt Nachhilfe in Rechtschreibung — bei einem Schulthema.
  • Die Medienschelte, aus dem Winterschlaf zurück, widmet sich einem neuen Trend, den die Kronen Zeitung entdeckt haben will: „Völlig irre: Saufen mit den Augen“
  • Das Krone-Blog — und das wusste es jetzt vielleicht selbst noch nicht — feierte kürzlich Jubiläum: Seit fünf Jahren präsentiert es uns regelmäßig die „Highlights“ aus Österreichs weltgrößter Zeitung, mit Schwerpunkt auf das „freie“ Wort. Oftmals ergänzt um spannende und wissenswerte Fakten, die die Inhalte der Leserbriefe, vorsichtig ausgedrückt, meist etwas relativieren.
  • Und zu guter Letzt ein ganz perfider Versuch des „Standard“, unsere Arbeit überflüssig zu machen: In einer regelmäßigen Erratum-Rubrik, werden dort pointiert die eigenen Fehler aufs Korn genommen. Respekt!

(Foto: CC Zanthia)

PS: Danke an Martin Schimak für die Wortschöpfung „Starker Kobuk“!

Oder: Wie journalistisch muss Kobuk arbeiten?

Hintergrund der Frage: Der Online-Chef von „Heute“, Christof Hinterplattner, hat auf Twitter die Kobuk-Kritik des mangelnden Jugendschutzes bei der Kategorie „Sexyheute“ zurückgewiesen.

Auf meine Frage, ob er das nicht der Autorin per Blogkommentar antworten wolle, kam die Kritik mangelnder Recherche:

Wie seht ihr das?

Muss eine Kobuk-Bloggerin oder ein Blogger dem kritisierten Medium vor einer Veröffentlichung Gelegenheit einräumen, Stellung zu beziehen oder den Fehler zu beseitigen, oder reicht die Kommentarfunktion für Stellungnahmen? Über den natürlich richtigen Grundsatz „schadet nie“, den Armin Wolf beisteuert, hinaus?