Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Ohne Worte:

Danke an Walter Gröbchen, dem das auffiel.

Auf diesem Klassenfoto befindet sich eine besonders schutzwürdige Person:

Damit sie, äh, damit das jeder erkennt, hat „Österreich“ ihr Gesicht nicht zur Unkenntlichkeit verpixelt, wie bei allen Mitschülern, sondern es nur mit einem Balken versehen und rot eingekreist. Und eine ca. 12-fache Ausschnittsvergrößerung davon im Artikel und auf der Titelseite plaziert, damit man auch jene markanten Gesichtszüge klar sieht, die im kleinen Faksimile nicht erkennbar sind. Zu leicht wollte man es der aus Sicherheitsgründen untergetauchten Schülerin (so jedenfalls „Österreich“) dann halt auch nicht machen.

Immerhin, der Name des Mädchens wurde geändert. Und in einem seltsamen Einschub, als müsste man sich entschuldigen, wenn man seinen Lesern völlig irrelevante Details vorenthält, weist man darauf hin:

die hübsche Schülerin einer Schule […] (ÖSTERREICH nennt den Namen aus Datenschutzgründen nicht)

Tja, dafür nennen Fellners Gossengeier, äh, Geistesgrößen den Schulort, zeigen ein eindeutiges Foto des Gebäudes, nennen mehrfach den Namen des Direktors und geben — was bei „Österreich“ fast die Ausnahme darstellt — beim Foto die korrekten Credits an: Dummerweise genau den aus „Datenschutzgründen“ verschwiegenen Namen der Schule.

Zufällig einen Tag später findet sich auch in der Kronen Zeitung, in einer anderen Story, ein Beispiel für Persönlichkeitsschutz erster und zweiter Klasse:

Eigentlich ein ziemlicher Wahnsinn, dass ein und dieselbe Rechtsvorschrift sogar innerhalb eines Fotos auf verschiedene Art umgesetzt wird. Mit Unwissenheit oder uneinheitlichen Vorgaben in den Redaktionen von „Österreich“ und „Krone“ ist das nicht mehr erklärbar. Hier wird erkennbar unterteilt in schutzwürdige und weniger schutzwürdige Personen. Journalistische Willkür der grauslicheren Art.


PS: Ein deutsches Gericht hat 2006 festgestellt, dass selbst Pixelung des Gesichts unzureichend sein kann, wenn charakteristische Details wie Kopfform, Ohren, Frisur oder auch Körperhaltung, weiterhin eine Identifizierung der Person ermöglichen. Für Österreich ist kein entsprechendes Urteil bekannt. Gegen „Österreich“ auch nicht.

Wer sich schon immer gefragt hat, warum Österreicherinnen schirch sind wie die Nacht dunkel, während bereits die Grenzbalken der Ostgrenze von rassigen Gazellen bewacht werden, für den hat die Puls4-Jurorin von Austria’s Next Topmodel, Elvyra Geyer (gerüchteweise auch für die Reality-Serie „Mein Schlauchboot und ich“ vorgesehen), eine plausible Erklärung. Im „Großen Interview“ mit der Puls4-Website (ja, die) sagt sie:

Screenshot Puls4.com

Ich persönlich bin der Meinung, dass Österreich generell ein genetisch sehr vermischtes Volk ist, hier gibt es zu viele Einflüsse von zu vielen Völkern. Wenn man sich viele osteuropäische Mädchen anschaut, dann sieht man sehr klare Einflüsse. Die sind sehr groß, sehr schlank mit sehr hohen Backenknochen und wenig Cellulitis, warum auch immer. Bei uns ist es sehr vermischt, aber es ist dann doch hie und da so, dass da ein Mädchen aus der Masse heraussticht.

Diese Antwort führte zwar zu keiner Nachfrage, wurde aber mittlerweile aus dem Interview entfernt. Sie findet sich derzeit noch im Google-Cache.

Via Marco Schreuder auf Facebook.

Ein unrepräsentativer Blick auf die Bildquellen der Seite-1-Aufmacher der letzten 14 Kurier-Ausgaben zeigt: Nur ein Foto war klar als tagesaktuell identifizierbar (Glückwunsch an Thomas Morgenstern!), dafür stammen gleich sechs der Aufnahmen von der „Microstock-Bildagentur“ (Eigendefinition) Fotolia, Kobuk-Lesern schon durch die Wiederauferstehung der DDR bekannt.

Die gezeigten drei Beispiele, „Silvester Glücksschwein„, „Drogen“ und „Zeichnen„, sind gemeinsam für ein paar Euro zu haben.

Die genaue Verteilung der Bildquellen (mehr als 14, da einige Bildmontage mit mehreren Quellen):

  • 6x Fotolia
  • 3x APA
  • Je 2x Corbis, der Fotograf selbst, sowie eine andere Bildagentur
  • Je 1x AP und Reuters

Damit ist Fotolia seit dem 27. 12. an knapp jeder zweiten Titelseite des Kurier, dem vermutlich „teuersten“ Platz im Blatt, beteiligt. Nicht uninteressant, wenn man die Eigendefinition der Agentur betrachtet:

Fotolia ist eine internationale Microstock-Bildagentur. Microstock bedeutet Fotografie zu einem extrem niedrigen Preis. Die Bilder bei Fotolia sind ausnahmslos lizenzfrei, d.h. ohne Aufpreis zeitlich, örtlich und unabhängig von der Auflage einsetzbar.

Aktueller und hochwertiger Bildjournalismus sieht eher anders aus.


Matura mit 14? Klingt nach etwas für Mensa-Anwärter. Geht es nach der letzten Sonntagsausgabe von „Österreich“, scheint das die ÖVP für alle Schüler landesweit zu fordern.

Was sich erst beim Weiterlesen erschließt: Die eigentlich gemeinte Mittlere Reife ist ein Bildungsabschluss, der mit der Matura nicht das geringste zu tun hat.

Danke an Yilmaz Gülüm für Hinweis und Foto.

Worin liegt der Neuigkeitswert dieser Nachricht auf DerStandard.at über einen Roboter, der einen Rubik-Würfel in 15 Sekunden lösen kann?

Es gibt seit zumindest Anfang des Vorjahres ein deutlich schnelleres Gerät, gebaut mit handelsüblichem Lego-Spielzeug:

Via Kommentar von Martin auf DerStandard.at, der übrigens auch nach über einer Woche noch zu keiner Reaktion geführt hat.

Wie viele Fehler passen in eine Titelgeschichte von “Heute”? Die Frage ist auf Kobuk nicht neu, der Highscore dieser Story vielleicht schon:

Polizei fasst

Fast. „Heute“ vergisst, dass es sich bei Unter-Zehnjährigen um strafunmündige Kinder handelt. Die Polizei darf diese im Normalfall gar nicht „fassen“, sondern nur als tatverdächtig ermitteln und in der Statistik er-fassen.

jeden Tag

Fast. Im zugrundeliegenden Zeitraum von Jänner bis Ende September hatten wir 273 Tage, aber laut Bericht nur 231 Tatverdächtige im Volksschulalter. Knapp eineinhalb Monate lang bekam die Polizei also kein einziges Kind zu fassen. Da hätte man sich ja mal der notorisch kriminellen Rechenleistung von „Heute“ annehmen können.

ein Krimi-Kind

Kriminell auch das Sprachgefühl von „Heute“. Abgesehen davon halten Fachleute die Charakterisierung kleiner Kinder als kriminell für äußerst problematisch, da dieser sehr „erwachsene“ Begriff und die ihm innewohnende juristische Beurteilung dem kindlichen (Fehl-)Verhalten meist nicht gerecht wird. Daher hat sich in diesem Bereich die Bezeichnung Kinderdelinquenz statt -kriminalität durchgesetzt. Aber ich möchte „Heute“ nicht langweilen.

Noch keine 10 Jahre alt, aber gewalttätig

Bevor wir beim nächsten Volksschüler aus Angst die Straßenseite wechseln, empfehle ich diesen Humorklassiker über die Schule von damals und heute. Denn hätte man schon zu meiner Volksschulzeit all unsere Gewalttaten — vom Haarabschneiden (ja, auch eine Körperverletzung), über den täglichen Raufhandel, bis zum ausgeschlagenen Milchzahn — mit dem StGB verfolgt, hätten wir im Jahr auch locker 200 Anzeigen zusammenbekommen. An einer Schule. Ob es bei den „Heute“-Redakteuren wirklich so viel friedlicher zuging?

Die Zahl der Straftaten stieg

Das ist insofern spannend, als es dazu gar keine Statistik gibt. Daher können seriöse Experten auch nicht sagen, ob die Gewalt unter Kindern gerade steigt oder sinkt. Selbst zu langfristigen Tendenzen gibt es abseits der Stammtische, und allen Horrormeldungen zum Trotz, keine gesicherten Erkenntnisse.

Kein Hindernis für „Heute“. Das Blatt nimmt einfach die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Innenministeriums. Das ist aber ungefähr so, als würde man versuchen, aus dem Heizölverbrauch Rückschlüsse auf den Klimawandel zu ziehen. Denn bei der PKS handelt es sich um eine reine Anzeigenstatistik.

Das größte Problem: Sie deckt nur das sogenannte Hellfeld der Kriminalität ab. Taten, die nicht angezeigt werden, bleiben im Dunkeln. Und wird mehr angezeigt, ist nicht zwangsläufig die Kriminalität im selben Maße gestiegen, manchmal wird auch nur das kaum veränderte Dunkelfeld besser ausgeleuchtet.

Denn steigende Zahlen können z.B. ebenso gut einer höheren (oft medial befeuerten) Sensibilität und Anzeigebereitschaft geschuldet sein. Oder auch einer (oft medial befeuerten) neuen Schwerpunktsetzung der Polizei. So stieg in den 90er Jahren in Wien die Zahl der 10- bis 13-jährigen Tatverdächtigen um die Hälfte an, nachdem ein eigenes Referat zur Bekämpfung von Jugendkriminalität eingerichtet worden war.

um 50 Prozent

Da sich mit einem Vorjahresvergleich — da wäre der Anstieg nur ca. 0,7 (!) Prozent — keine Schlagzeile machen ließe, überspringt „Heute“ einfach ein paar Jahre und vergleicht die Zahl von 2010 mit jener von 2005. Ein alter Trick aus dem Hause Dichand.

Aber selbst da ist noch interessant, wie „Heute“ auf 50 Prozent kommt. Dazu steht im Artikel:

[…] Die Zahl gewalttätiger Kinder unter 10 (!) Jahren steigt in Österreich seit fünf Jahren rasant an. Wurde im gesamten Jahr 2005 gegen 217 Tatverdächtige im Volksschulalter ermittelt, waren es von Jänner bis September 2010 bereits 231. Rechnet man diese aktuelle Zahl hoch, könnte es bis Jahresende ein erschreckendes Plus von 49,3 % geben.

Der Autor hat hier die ersten drei Quartale aufs ganze Jahr hochgerechnet. Und ohne komplexe Prognoserechnung — ich denke, die können wir bei „Heute“ ausschließen — geht das eigentlich nur so:

231 / 3 x 4 = 308

Das wäre ein Anstieg von 217 auf ca. 308 Tatverdächtige, also um etwa 41,9 Prozent. Deutlich unter den von „Heute“ erfundenen errechneten 49,3 Prozent.

Im Vorjahr (PDF) waren’s übrigens 306. Sollten die 308 für heuer einigermaßen zutreffen, erwartet uns, wie schon erwähnt, ein rasanter Anstieg der Anzeigen von ca. 0,7 Prozent, wenn überhaupt. Wie soll man so vernünftige Schlagzeilen zum Thema Kindergewalt machen?

Außerdem hat „Heute“ es doch sogar amtlich — womit wir bei der letzten Zeile des Aufmachers wären:

Jugendrichterin warnt: „Die Hemmschwelle beim Zuschlagen sinkt“

So eine Autorität unterstreicht zweifellos die Dramatik und Glaubwürdigkeit der geschilderten Entwicklung. Da ist es auch nebensächlich, dass eine Richterin kaum fachliche Erfahrung mit strafunmündigen (!) Volksschülern haben dürfte…

Cui bono?

Basis der „Heute“-Schlagzeile von Dezember war die Beantwortung einer FPÖ-Anfrage durch Innenministerin Fekter im Parlament. Und Basis der FPÖ-Anfrage im Parlament war eine „Heute“-Schlagzeile von September (damals ging’s um die 10- bis 14-Jährigen):

Kinder: 56 Prozent mehr Gewalttaten
Vor allem Körperverletzung und Raub: Allein im Vorjahr begingen Sprösslinge zwischen 10 und 14 Jahren 1630 Gewalttaten …

„Vor allem“ … eine freie Erfindung der Redaktion. Denn „Heute“ zitierte aus der Statistik die Summe der „Handlungen gegen Leib und Leben“. Darin ist Raub gar nicht enthalten. Dieses Verbrechen fällt in der Kriminalstatistik (PDF) in einen völlig anderen Abschnitt, nämlich „Handlungen gegen fremdes Vermögen“, und nimmt dort mit 117 Verdächtigen auch keine führende Stellung ein (die haben dort gewöhnlicher Diebstahl und Sachbeschädigung).

… 56 % mehr als noch 2004

Und auch damals sprang das Gratisblatt ein halbes Jahrzehnt zurück in der Zeit. In diesem Fall besonders perfide, denn der Vorjahresvergleich mit 2008 (PDF) hätte diese erfreuliche Schlagzeile gebracht:

Kinder: 7,4 % weniger Gewalttaten

Aber dann hätte es vielleicht gar keine Anfrage im Parlament gegeben. Und ohne die keinen um Monate vorgezogenen (Zwischen-)Bericht aus dem BM:I. Und ohne den kein vierteljährliches „Heute“-Update mit den neuesten Gewalt-Daten unserer Jugend. Und ohne das weniger Leser. Weniger Anzeigen. Weniger „Heute“…

Weniger Kobuk.

Auch im neuen Jahr haben sich schon einige kleine Kobuks angesammelt:

Standard vom 30. 12. 2010

  • Der „Standard“ vom 30. 12. zählt 900 Mio. Flughäfen in den USA und gleich mehrere Milliarden in Asien.
  • In der Online-Ausgabe von „Heute“ findet die Sonnenfinsternis vom Dienstag dem 04.01. einen Tag früher statt, während man in der Printausgabe einen Tag zu spät ist. Das Wirtschaftsblatt vom 21. 12. verrechnet sich gleich um fast ein Jahrzehnt bei der Datierung des Öldesasters der Exxon Valdez, und die OÖN von heute verlegen „Terminator III“ drei Jahrzehnte in die Vergangenheit.

  • „Österreich“ sieht eine Verdoppelung der Kirchenaustritte bei einem Plus von 47%. Der Fehler wurde inzwischen behoben.
  • Der Kommandeur der „USS Enterprise“, Owen Honors, wurde aufgrund beleidigender Videos entlassen. Doch warum schafft es kaum ein OnlineMedium, auf das (ohnehin zensurierte) Youtube-Video zu verlinken oder es einzubetten, damit man sich eine eigene Meinung bilden kann? Wir holen das nach:

Danke an Gerhard Peischl, Flo Pötscher, Claudia N. und Jakob Pfeiffer für die Hinweise!

Wenn Fr. Grafik, ihr Freund Hr. Screenshot und Cousin Youtube vorbei kommen und ihre Rechte einklagen, ist Vorsicht geboten. Wenn dann noch Onkel Twitter dazu kommt, könnte es schon teuer werden.

Gar nicht wenige Fotos auf Oe24.at stehen unter „© gfl“. Was verbirgt sich hinter dem Kürzel? Viele der Bilder entpuppen sich als Screenshots aus Videos. Es sind aber auch strittigere dabei:

Das Foto unten stammt ursprünglich aus einem Blog. Hinweise, dass man es ohne weiteres verwenden kann, gibt es nicht. (Dass das Foto nicht den beschriebenen ägyptischen Hai sondern einen kalifornischen zeigt, scheint auch nicht weiter zu stören.)

Das nachfolgende Foto verwendet Oe24.at gleich zwei Mal. Das Copyright gehört einem Tiroler Krankenhaus, wie unten auf ihrer Homepage vermerkt ist.

Beim nächsten Foto war die Herkunft nicht so leicht herauszufinden. Die traditionsreiche El País gibt jedenfalls als Inhaber des Fotos Reuters an (in der Galerie rechts unten).

Beim letzten Foto (zu diesem Artikel) hat man sich offenbar aus dem Facebook-Profil einer jungen Dame bedient. Ebenso bei vier weiteren Fotos von ihr, die in einer eigenen Galerie gezeigt werden.

Böse Zungen behaupten ja, „gfl“ stehe für „gfladert„.

Sinn zur Selbstironie beweist die Oe24.at-Redaktion auch bei dieser Story: „Wie die Bilder ins Internet gelangten, ist ungewiss“, steht im Artikel. Wie die Bilder auf Oe24.at gelangten, ist ebenso ungewiss. Es fehlt jegliche Quellenangabe. Passend dazu auch die Kopfzeile des Artikels: „Gestohlene Aufnahmen“.

Quellen: 1, 2, 3, 4. Danke auch an Herbert Sasshofer für den Hinweis zu „(c) Twitter“ auf Facebook!

Der Artikel besteht aus Auszügen meiner Bakk.-Arbeit.

Es ist der 7. Juni 2010. Eine spektakuläre Nachricht verbreitet sich im Minutentakt via Copy & Paste in der ganzen Welt. Überall ist zu lesen: „Australien: Surfer boxt Hai in die Flucht„.


Klingt unglaublich. Ist es auch. Was war passiert?

The West Australian und die Australian Broadcasting Corporation berichten als erstes. Letzere titeln:

Surfer recovering after shark attack

In den Artikeln steht, Michael Bedford sei von einem Hai attackiert worden, habe sich aber im letzten Moment an den Strand retten können. Der einzige Zeuge, sein Freund Lee Cummuskey, sagt, er wäre 150 Meter weit weg gestanden und hätte den Fisch gar nicht richtig sehen können.

Im Bericht der ABC meldet sich Cummuskey zu Wort: „(…)he gave it a good whack he reckons, a good punch and that doesn’t surprise me knowing Mick“. Eine eher scherzhafte Vermutung eines Mannes, der 150 Meter weit weg vom Geschehen stand, sollte zur Faktengrundlage alle weiteren Medien werden. Ob er das damals geahnt hatte?

Durch die Agence France Press wird die Story gobal: „Australian man punches shark, surfs to safety“, lautet der Titel. Die Meldung wird kurz darauf ins Deutsche übersetzt. Cummuskeys Aussage steht im Mittelpunkt des Artikels. Hier wussten die JournalistInnen auf einmal sogar, dass Michael Bedford mit einem beherzten Faustschlag todesmutig zugeschlagen hatte. Woher bloß?

Danach geht es schnell. Im Minutentakt übernehmen Medien die Story. Das Lehrbuch für Journalismus zwingt quasi zu Meldungen nach dem „Mann beißt Hund“-Prinzip.

Spiegel Online und Focus gehören im deutschsprachigen Raum zu den ersten. Auch die APA übernimmt die Story. Danach hat man sich wohl in den Redaktionen gedacht- „Hey, wenn die AFP, APA und Spiegel Online darüber berichten, wird’s wohl stimmen. Irgendwer wird’s schon überprüft haben.“

Die Meldung erscheint auf Derstandard.at, Diepresse.com, der Wiener Zeitung, Krone.at, Oe24.at, Kurier.at (Artikel nicht mehr online), den Oberösterreichischen Nachrichten und noch ein paar Seiten mehr. Sämtliche Artikel sind mehr oder weniger ident.

Von der ursprünglichen Meldung bis zur Veröffentlichung in Österreich vergingen ungefähr zwölf Stunden. Irgendwo in der Kette wurde auch aus der Mutmaßung des Freundes Gewissheit: Das Tier sei ein Weißer Hai gewesen.

Die Meldung schafft es neben Deutschland und Österreich in die Schweiz, die USA, England, die Niederlande, Frankreich, Spanien und in viele weitere Ecken der (Medien-)Welt.

Die Auflösung

Michael Bedford wird noch am selben Tag von der ABC interviewt. Im Video erzählt er hauptsächlich, wie froh er ist am Leben zu sein. Seltsam. Man könnte meinen, er würde damit prahlen, wie mutig er den großen bösen Hai geschlagen hat.

Aufmerksame Kobuk-LeserInnen wissen bereits: Wenn eine Nachricht in der Welt die Runde macht, die Medien vor Ort aber nichts dazu bringen, dann passt wahrscheinlich etwas nicht.