Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Die Plattform AUF1 berichtet oft über die Folgen der Pandemie – frei von Fakten und voller Verschwörungstheorien. Der Verein dahinter definiert sich als gemeinnützig. Will er das weiter sein, muss er sich künftig an journalistische Regeln halten

Mit strengem und direktem Blick in die Kamera berichtet der Moderator bei den Nachrichten AUF1 am 26. Februar von einem massiven Anstieg des gefährlichen „Turbo-Krebs“. Immer mehr junge Menschen sollen seit der Einführung der Corona-Impfung daran erkranken. Dass der Arzt, auf den sich AUF1 als Quelle beruft, längst keine Zulassung mehr hat, bleibt dabei unerwähnt – ein Detail, das nicht nur irreführend, sondern auch gefährlich ist. Doch genau solche fragwürdigen Behauptungen sind bei AUF1 Teil der täglichen Berichterstattung.

Vor genau fünf Jahren begann die Pandemie. Die ersten beiden positiv auf den Corona-Virus getesteten Personen in Österreich wurden entdeckt, wenige Tage später erklärte die WHO Corona zur Pandemie, die Regierung beschloss den ersten Lockdown ab 16. März 2020. Es war eine belastende Zeit, die viele Menschen inzwischen verdrängt oder einfach hinter sich gelassen haben. Für das AUF1-Publikum ist Corona und die Folgen nach wie vor ein „heißes“ Thema. 

Montag bis Freitag erscheint täglich um 18 Uhr die Sendung “Nachrichten AUF1” mit einer Länge von circa 15 bis 20 Minuten. Und fast immer wird folgendes thematisiert: Corona, die fehlende Corona-Aufarbeitung und angebliche Todesimpfungen. Eine Inhaltsanalyse von vierzig Nachrichtensendungen im Zeitraum vom 28. Oktober bis zum 20. Dezember 2024 auf AUF1 zeigt: Nur viermal waren Corona oder Impfungen kein Thema.

AUF1 ist längst kein Nischensender mehr. Fast 300.000 Abonnenten auf Telegram hat der 2021 gegründete „Alternatives Unabhängiges Fernsehen, Kanal 1“ oder kurz AUF1 – und ist damit mittlerweile eines der größten sogenannten „Alternativmedien“ im deutschsprachigen Raum. Es verfügt über ein großes Fernsehstudio mit mehreren Kameraeinstellungen und liefert professionell produzierte Beiträge. Jeder sechste FPÖ-Wähler schaut AUF1-TV mindestens einmal pro Woche, zeigt eine Autnes-Studie. Beliebter sind nur express und FPÖ-TV.

AUF1 ist somit eines der Lieblingsmedien von FPÖ-Chef Herbert Kickl. Am Wahlabend gab er dem Sender sein erstes und auch einziges Einzel-Interview. Für die FPÖ ist AUF1 ein „echtes Qualitätsmedium“. Wären Sie an die Regierung gekommen, wollten sie „Alternativmedien“ wie dieses gerne mit Medienförderungen unterstützen.

Herbert Kickl im AUF1-Studio

Aber jetzt könnte es für AUF1 schwieriger werden, mit Verschwörungstheorien und verdrehten Fakten sein Publikum zu bedienen. Denn der „Verein für basisgetragene, selbstbestimmte, pluralistische und unabhängige Medienvielfalt“ (ZVR-Nr.1739571508), der hinter AUF1 steht, definiert sich in Absatz 2.3 seiner Statuten, in die der Falter und Kobuk! Einsicht nahmen, als „ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke“ verfolgend, wie es im Absatz 2.3 heisst. Dafür gibt es Begünstigungen bei der Umsatz- oder Körperschaftssteuer. „Vor nicht einmal drei Wochen sind die gründlich überarbeiteten Vereinsrichtlinien des Finanzministeriums bekannt gegeben worden“, weist der Jurist Thomas Höhne auf die neue Gesetzeslage hin. Vereine dürfen natürlich „Bildungsarbeit“, die auf einer „bestimmten politischen oder weltanschaulichen Grundlage beruht“, ausüben. Aber die neue Richtlinie besagt: „Voraussetzung dafür ist die Einhaltung anerkannter journalistischer Grundsätze, wie zB der Ehrenkodex des österreichischen Presserats. Die Verbreitung von Desinformation, Fake News und Propaganda ist jedenfalls nicht gemeinnützig.“ Höhne: „Somit ist klar, dass der Staat die Verbreitung von Fake News so, wie es AUF1 macht, nicht für gesellschaftlich nützlich hält.“ Die Plattform muss zukünftig die Standards ihrer Berichterstattung deutlich professionalisieren – oder mehr Steuern zahlen.

AUF1 veröffentlicht regelmäßig Falschmeldungen zu Covid und Impfungen

Corona zu thematisieren ist freilich nichts Unanständiges. Doch wenn man sich die AUF1-Beiträge genauer anschaut, erkennt man, dass sie nicht nur von Falschmeldungen geprägt sind, sondern Studien fehlinterpretiert und sich auf vermeintliche Experten und Expertinnen beruft.

Ein Beispiel: Am 22. November 2024 berichtet AUF1 mit möglichem Zusammenhang zu der Covid-Impfung von einer Häufung des „Turbo-Krebs“, ein sich besonders schnell ausbreitender Krebs. Laut dem kanadischen Forscher William Makis, seien es vor allem Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, die betroffen sind.

Aber Makis gilt als umstritten. Bis Oktober 2016 arbeitete er als Nuklearmediziner am Cross Cancer Institute in Edmonton. Wegen Beschwerden über berufliches Fehlverhalten wurde er entlassen. 2019 entzog ihm die Hochschule dann die Praxiserlaubnis. Seitdem verbreitet er wiederholt Falschinformationen über die Covid-19-Impfung. Die Behauptung mit dem „Turbo-Krebs“ gehört ebenfalls dazu.

Der Onkologe David Gorski widerlegt die Aussagen von Makis in seinem Blog. Demnach soll Makis oft eine Studie zitieren, die einen Anstieg von Krebsfällen bereits vor der Pandemie (1990–2019) zeigt. Seine Behauptungen sollen oft auf anekdotischen Quellen wie GoFundMe-Seiten basieren, die andere Ursachen wie fehlende Versicherungen oder alternative Behandlungen widerspiegeln. Seriöse Studien stützen Makis Behauptungen demnach nicht.

Stichwort Studien: Ergebnisse von Studien sind oft schwer verständlich, denn Begriffe wie Korrelation, Kausalität und andere statistische Fachbegriffe können schnell für Verwirrung sorgen. Bei der Verbreitung von Falschmeldungen kann das von Vorteil sein. 

Für besonders viel Aufregung bei AUF1 sorgt am 11. Dezember eine Studie aus Südkorea. Die Covid-Impfung soll zu psychischen und sexuellen Störungen führen, heißt es aus dem Studio. Zwei Millionen Menschen sollen für diese Studie untersucht worden sein. Tatsächlich liefert die Studie aber keine Belege dafür, dass die Impfung tatsächlich das menschliche Verhalten verändert.

Der Anstieg von Depression, Angst- und Schlafstörungen sei nur so leicht, dass statistisch gesehen keine Zusammenhänge belegt werden können. Es fehlt einmal mehr der Beweis für Kausalität. Die gleiche Untersuchung kommt beispielsweise ebenfalls zum Schluss, dass die Erkrankung an Schizophrenie oder bipolaren Störungen zurückgeht – allerdings ebenfalls minimal. Deswegen behauptet aber niemand, dass die Covid-Impfung Schizophrenie heilen kann.

Und dann gibt es auf AUF1 regelmäßig schlicht Falschmeldungen, die sich als „wissenschaftlich bewiesen“ tarnen. Artikel, die sich auf veröffentlichte Studien oder Papers  beziehen, die auf Wissenschaftsplattformen oder in Journals publiziert wurden, wirken besonders glaubwürdig. Doch Wissenschaftsplattform ist nicht gleich Wissenschaftsplattform. In manchen Fällen sind diese Plattformen selbst die Erfinder von Fehlmeldungen. 

Eine AUF1-Meldung vom 28. Oktober klingt erschreckend. Die Erkrankungen der Geschlechtsorgane seit Corona-Injektionen seien um 700 Prozent gestiegen. Krebs habe um 500 Prozent zugenommen und Fehlgeburten um mehr als 300 Prozent. Angeborene genetische Erkrankungen verzeichnen angeblich einen Anstieg von 275 Prozent. Als Quelle zieht AUF1 „Sciencefiles“ her. Als angeblich „größter Wissenschaftsblog Deutschlands“ sollen sie die Informationen aus der WHO Datenbank haben. Das klingt im ersten Moment seriös. Aber: Mimikama widerlegt die Behauptungen. ScienceFiles gilt als kein anerkanntes wissenschaftliches Medium, und hat keine überprüfbare Methodik.

Es ist also nicht überraschend, dass seriöse Medien nicht über den „Turbo-Krebs“ oder Enthüllungen zu „Todesimpfungen“ berichten. AUF1 bedient sich hier eines Frames, das auch die FPÖ gerne nutzt: Die anderen Medien – die sogenannten „Systemmedien“ – stecken angeblich alle unter einer Decke. 

AUF1 hat auf eine Anfrage von Falter und Kobuk und die Bitte um eine Stellungnahme nicht reagiert. Wer seinen Auftritten folgt, lernt sein Weltbild schnell kennen. Es geht um «Weltversklavung», um die «gezielte Überfremdung Europas» und um die «Lügen der Systemmedien». «Die Faulen, Dummen und Bösen haben die Politik übernommen, und die Medien auch und die Kultur sowieso».

AUF1-Gründer Stefan Magnet hat eine einschlägige Vorgeschichte. Als Jugendlicher war er Teil der Spitze der Neonazi-Gruppe „Bund freier Jugend“ (BfJ). In der „Kampfschrift der nationalen Jugend in Österreich“ sammelt Magnet erste publizistische Erfahrungen. 2007 landet er in Untersuchungshaft. Der Verdacht: zahlreiche Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz. Nach einem halben Jahr U-Haft wird er freigesprochen. Später leitet er eine Medienagentur, zu deren Kunden auch die FPÖ zählte. Auch der Rest der Redaktion stammt aus dem extrem rechten Milieu. Andreas Retschitzegger, Generalsekretär für AUF1, ist ein ehemaliger BfJ-Funktionär, der auch in der FPÖ-Jugendorganisation, im Ring Freiheitlicher Jugend, tätig war. Der AUF1 „Innenpolitik-Redakteur“ Phillipp Huemer ist ehemaliger Leiter der Identitären Bewegung Wien. Elsa Mittermannsgruber ist AUF1 Moderatorin. Bis 2017 war sie bei der Kronen-Zeitung tätig, wurde danach aber Chefredakteurin der rechten Zeitschrift Wochenblick. Parallel zum AUF1-Start bekommt sie dort eine eigene Sendung, in der sie als ehemalige Krone-Redakteurin und damit „Insiderin“ über gekaufte Mediensysteme berichtet.

Gesellschaftsrechtlich ist AUF1 in ein Dickicht aus Vereinen und Firmen eingebettet, mit Stefan Magnet als Eigentümer. Wer an den bereits erwähnten „Verein für basisgetragene, selbstbestimmte, pluralistische und unabhängige Medienvielfalt“ spenden will, muss auf ein Konto bei der ungarischen MBH-Bank überweisen, die im Zusammenhang mit der Finanzierung als rechtsextrem eingestufter Parteien steht. 

Auf der AUF1-Website heißt es, der Sender werde durch die Zusehenden finanziert. Zum einen durch Spenden und zum anderen durch den AUF1 Shop. Dort kann man neben einem Alice-Weidel-Shirt, auch Artikel für die Krisenversorgung, Gewürze und spirituelle Artikel kaufen. Auf der Website selbst wird aber auch Werbung geschaltet, unter anderem von der FPÖ. 

Man könnte AUF1-Berichte als schwachsinniges Geschwätz abtun. Doch die bereits vorhandene Reichweite verleiht der Plattform Gewicht. Langfristig untergräbt diese Art der Berichterstattung das Vertrauen in die Wissenschaft, die Medien und demokratische Institutionen. 

Wieso geht das überhaupt?

Warum dürfen AUF1 und ähnliche Plattformen Fake News verbreiten? Über das Vereinsrecht lässt sich zukünftig zumindest die Steuerbegünstigung steuern, sofern Vereinskonstruktionen hinter den Anbietern stehen. Aber die österreichische Medienaufsichtsbehörde KommAustria ist für die Inhalte der Plattform AUF1 nicht zuständig. Einmal strafte die Medienbehörde Magnets Verein ab, weil er im Jahr 2022 täglich über mehr als acht Monate hinweg ein Sendefenster auf dem oberösterreichischen Regionalsender RTV betrieb und damit terrestrisches Fernsehen ohne Lizenz machte, quasi zum Piratensender wurde. Magnet musste 5000 Euro Strafe zahlen, das Urteil bewertete die Inhalte ausdrücklich nicht, sondern nur die Verbreitungsform. On-Demand-Angebote, die einzig über das Internet verbreitet werden, müssen die journalistischen Standards wie Wahrheitspflicht und Ausgewogenheit nicht erfüllen. Für sie gelten das Strafrecht, das Persönlichkeitsrecht und das NS-Verbotsgesetz, aber an dem schiffen Magnets Mitarbeiter geschickt vorbei.

„Ein gewisses Maß an Unfaktizität muss man vor dem Hintergrund der Meinungsfreiheit also rechtlich hinnehmen“, sagt Walter Strobl vom Rechtsdienst Journalismus des Presseclubs Concordia. Würde AUF1 hingegen Livestreams senden, müsste man sich an die anerkannten journalistischen Grundsätze halten und Informationen auf Wahrheit und Herkunft prüfen. Concordia-Jurist Strobl: „Es gibt aber durchaus rechtspolitische Überlegungen, diese strengeren Anforderungen auch auf On-Demand-Angebote auszuweiten.“


Kobuk finanziert sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Kleinstspenden. Wer uns helfen möchte, öfter und genauer Medien auf die Finger zu schauen, kann das hier tun: www.kobuk.at/support


Dieser Artikel entstand im Rahmen des Master-Studiums für Journalismus an der FH-Wien und erscheint parallel im Falter.

Die Gratiszeitung Heute gibt freiheitlichen Aufreger-Geschichten viel Raum, übernimmt gerne FPÖ-Sprech und pflegt sogar einen gewissen Kickl-Kult. Warum?

„‚Hören Sie genau zu‘ – FPÖ-Chef Kickl sagt jetzt ALLES“ verspricht Heute.at vergangenen Donnerstag. Blau-schwarz ist am Vortag offiziell gescheitert. Und wer es nicht zur Primetime in der ZIB verfolgt hat, kann nun Kickls „45 Minuten Klartext“ im Wortlaut auf dem Onlineauftritt der Gratiszeitung nachlesen. Dabei wurde die Kickl-Rede schon Mittwochabend unter dem Titel „FPÖ-Chef packt aus“ in großen Teilen für Heute-Leser transkribiert.

Zwei Headlines auf Heute.at zur Kickl-Rede nach dem Scheitern der blau-schwarzen Koalitionsverhandlungen.

Freiheitliche Botschaften bekommen im Heute-Universum viel Raum. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht aus einer Presseaussendung oder einem Social-Media-Posting der Freiheitlichen ein Bericht gemacht wird. Mit den journalistischen Kriterien Relevanz und Richtigkeit nimmt es die Online-First-Redaktion von Heute, seit Oktober 2023 geführt von Chefredakteur Clemens Oistric (33), dabei nicht immer so genau. Das ergab eine Kobuk-Auswertung von Geschichten und Kommentaren über die FPÖ rund um die Nationalratswahl 2024. Diese Anbiederung bringt dem Blatt aus seiner Sicht einige Vorteile: Exklusive Sager, mehr Klicks und eine Zweitverwertung in FPÖ-nahen Kanälen.

In zahlreichen Medien ist zu lesen, dass Österreichs Luftraum „unüberwacht“ sei. Das hat faktisch nie gestimmt. Das Verteidigungsministerium dementierte die Berichte allerdings nicht – und hat dafür offenbar Gründe.

„Luftraum über Österreich seit Freitag ungeschützt“, berichtet die Kronen Zeitung am 17. November. Und weiter: „Seit Freitagnachmittag kann am Himmel über Österreich theoretisch jeder machen, was er will.“ Man meint einen neuen Missstand beim österreichischen Bundesheer aufgedeckt zu haben.

Zahlreiche Medien übernahmen die Geschichte, mal reißerischer, mal weniger. Die Kernbotschaft vermittelten sie jedenfalls allesamt: Der Luftraum über Österreich sei ungeschützt. Neben Heute und Oe24 verbreiteten auch Der Standard, Kurier und der ORF die Schreckensnachricht.

Dabei hätte schon ein bisschen Recherche gereicht, um erstens die Fakten zu ermitteln und zweitens den Spin zu riechen, der hier offenbar verbreitet wurde.

Doch der Reihe nach. Mit „Luftraum ungeschützt“ ist gemeint, dass am 16. und 17. November die Eurofighter nicht starten konnten. Der Grund dafür ist ein Überstundenabbau bei Fluglotsen.

Künstliche Intelligenz ist eine super Sache, eigentlich. Doch ihr wuchernder Einsatz zeigt auch, wann etwa menschliche Kunst doch besser passt als Dall-E und Co. Und auch Zeitungmachen funktioniert (noch) nicht vollautomatisch, wie die Krone seit Anfang des Jahres eindrucksvoll vorführt.

Das Boulevardblatt experimentiert online nämlich mit maschinellen Übersetzungen. Krone-Stories wie „Taylor-Joy: Jawort in Wow-Kleid & mit Gruselkuchen“ gibt es nun auch auf Englisch, einige Artikel schwirren auch auf Französisch, Spanisch, Türkisch, Ungarisch und anderen Sprachen im Netz herum. „This article has been automatically translated“ steht am Ende der englischen Artikel mit Link zum Original-Beitrag. In den anderen Sprachen fehlt dieser Hinweis.

Die übersetzten Texte führen ein kurioses Eigenleben im krone.at-Kosmos: Zum Einen wirken sie wie verirrte Fremdkörper – da es keine eigene Spiegelung von krone.at für die jeweilige Sprache gibt, erscheinen die Übersetzungen eingebettet in der deutschsprachigen krone.at-Umgebung. Und sie zu finden, ist gar nicht so einfach: Die Navigation der Website liefert keinen Hinweis auf ihre multilinguale Doppelbödigkeit, denn Links zu den Übersetzungen sucht man vergeblich. Fündig wird nur, wer den entsprechenden Sprachfilter in einer Suchmaschine setzt. 

All das macht bereits einen eigenwilligen Eindruck. Und dann wäre da noch die Qualität der Übersetzungen. Ein Beispiel: Am 16. Oktober 2024 erschien auf krone.at ein Porträt der deutschen Indie-Band „Leoniden“ im Vorfeld ihres Wien-Konzertes. Mehrmals fällt der Bandname der maschinellen Übersetzung zum Opfer („Leonids“ oder „Leonides“), etwa im Titel.

Dass jemand „plötzlich und unerwartet“ gestorben ist, war eigentlich immer eine traurige, aber auch banale Nachricht in den Medien. Doch dann kam Corona. Und die Corona-Impfung. Und Gruppen, die Angst vor ihr hatten – oder anderen Angst machen wollten. Es kam der Hashtag #plötzlichundunerwartet und mit ihm die Behauptung: Die Corona-Impfung sei schuld an „plötzlichen und unerwarteten“ Toden.

Jetzt soll eine Studie genau das bestätigt haben, berichtet der Exxpress.

Exxpress-Headline: “Brisante Studie: „Plötzlich und unerwartet“ – 74 Prozent der Toten starben durch die Impfung“

Die Kernaussage: Knapp 74 Prozent von 325 untersuchten, plötzlichen Todesfällen seien auf die Impfung zurückzuführen. Diese Menschen seien also nicht „plötzlich und unerwartet“ gestorben, sondern weil sie geimpft waren. Das klingt brisant. Sieht man sich die Studie jedoch genauer an, bleibt von der Behauptung nicht viel übrig.

Die Kronen Zeitung und das Land Burgenland gründen ein gemeinsames Unternehmen für Solartechnik. Zeitgleich startet das Massenblatt eine Kampagne für „Krone Sonne“. Ein Zufall?

Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann nutzte den prominentesten Platz in Blatt, den es gibt, um die frohe Botschaft zu verkünden. Seinen Kommentar in der Sonntagskrone. „Heute starten wir unsere große Aktion ‚Krone Sonne‘ – um in Österreich einen großen Schritt weiter zur Nutzung der Sonnenergie zu machen“, frohlockte er am 12. Juni 2022.

Denn für Krone-Gründer Hans Dichand war Natur- und Umweltschutz immer schon ein „zentrales Thema“,  längst „ergänzt um den Klimaschutz“. Aber: „Im Tierschutz und im Klimaschutz vorankommen – das kann freilich nicht ein Medium für sich allein, nicht einmal die ‚Krone‘ als Nummer 1. Fortschritte zum Wohl von Tier und Mensch können wir nur gemeinsam mit unseren Lesern, Usern und Sehern machen. Mit ihnen gemeinsam sind wir stark.“

Die Szene dauert nur ein paar Sekunden: Die Witwe des Chefs der Terrororganisation Hamas, Jihia al-Sinwar, huscht in Aufnahmen aus dem Tunnelsystem hinter ihrer Familie durch das Bild. Doch die Tasche, die sie dabei trägt, beschäftigt Medien auf der ganzen Welt. Es soll sich um das Modell „Birkin“ der Luxusmarke Hermès handeln. Ihr Wert beträgt 32.000 US Dollar. Der Aufschrei ist groß: die Familie des wohl wichtigsten Hamas-Mannes soll sich mit Luxusartikeln im Tunnel verstecken, während über ihnen Armut und Krieg herrscht.

Collage von internationalen Medienberichten zur angeblichen Birkin-Handtasche der Witwe von Sinwar

Die zwei österreichischen Berichte zur angeblichen Birkin-Handtasche der Witwe von Sinwar

Auch für die österreichischen Boulevardblätter Oe24 und Exxpress ist die Meldung klar: „Frau von Hamas Chef flüchtete mit 32.000 Dollar Tasche“ und „Mit der 30.000 Euro teuren Birkin Bag im Hamas Tunnel“ liest man dort. Nur, woher weiß man überhaupt, dass es sich bei der Handtasche um eine Hermès Birkin handelt? Dazu müssen wir uns drei Dinge etwas genauer ansehen: Die ursprüngliche Quelle, die Tunnelaufnahmen und, natürlich, die Handtasche. Und die zeigen: Die Sache ist nicht so klar, wie es in den Medien klingt. Aber der Reihe nach.

Das mit dem Gendern ist so eine Sache. Sachlich zu diskutieren ist fast unmöglich. Zu sehr erhitzt das Thema die Gemüter. Denn es geht schon lange nicht mehr nur um inklusive Sprache, wie sie an Universitäten üblich ist, in den Medien für Kopfzerbrechen sorgt und für die niederösterreichische Landesregierung verboten gehört. Hinter diesem zweisilbigen Wort machen sich ganze Welten auf. Für die eine Seite ist Gendern Ausdruck einer inklusiven Gesellschaft. Die andere Seite fürchtet hingegen einen „Genderwahn“ der Begriff bezeichnet eine „als übertrieben empfundene und an der Realität vorbeigehende Beschäftigung mit Genderthemen“, liest man auf Wiktionary. Als Kampfbegriff der extremen Rechten, um die traditionelle Geschlechterordnung zu verteidigen, bezeichnet ihn die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung.

Zu jenen, die „Genderthemen“ traditionell ablehnend gegenüberstehen, gehört die größte Tageszeitung Österreichs, die Kronen Zeitung. Interessanterweise heißt das aber nicht, dass diese Themen, mit denen sich andere „übertrieben“ beschäftigen, in der Krone nicht vorkommen. Im Gegenteil, die Krone bringt die Genderdebatte sogar regelmäßig auf ihr Titelblatt. Zwischen Jänner 2021 und August 2024 genau gesagt 25-mal.

Viele dieser Artikel sind voller künstlicher Aufregung und unsachlich. Fast schon krampfhaft versucht die Krone wieder und wieder einen Genderwahn herbeizuschreiben.

Gewissermaßen könnte man der Krone also eine „übertriebene und an der Realität vorbeigehende Beschäftigung mit dem Thema Genderwahn“ attestieren. Oder kurz gesagt: Willkommen im Genderwahn-Wahn der Krone.

In vielen österreichischen Onlinemedien erscheint regelmäßig Werbung für illegale Online-Casinos. Dazu kommt noch Werbung für legales Glücksspiel, die oft nicht als solche zu erkennen ist. Unsere Recherche zeigt: Das sind keine Einzelfälle, sondern hat System.

Auf Gesund&fit, der Gesundheitsseite von Oe24, gibt es regelmäßig Gesundheitstipps. Vieles ist zu schön, um wahr zu sein, unnötig alarmiernd oder fragwürdig hergeleitet.

Collage diverser Headlines von oe24 gesund&fit mit fragwürdigen Gesundheitstipps

Schokolade ist gesünder als Obst, bestimmte Lebensmittel sind so gefährlich wie Rauchen und – „überraschend“ – andere machen doch nicht dick. Gute Neuigkeiten gibt es auch für alle Personen mit einer Pollen-Allergie: die kann man jetzt „easy“ selbst loswerden. So lauten einige der vermeintlichen Erkenntnisse, die auf der Gesundheitsseite des Gratisblatts Oe24 zu lesen sind.