Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Das Gratisblatt „Österreich“ behauptet, in Klagenfurt würden sich Flüchtlinge gezielt vor Autos werfen, um anschließend Schmerzengeld zu fordern. Das Klagenfurter Bezirksgericht weiß davon aber nichts.
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In dem Artikel vom 21. März ist die Rede von einer „irren Serie“, in der bereits zum vierten Mal ein junger Flüchtling absichtlich vor ein Auto gesprungen sein soll. Die Polizei hat da aber ganz andere Infos: Zwar gab es im März einige Fälle, in denen Menschen vor Autos liefen. Markus Dexl von der Landespolizeidirektion Kärnten sagt dazu aber: „Ein Zusammenhang zwischen diesen Fällen lässt sich nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht herstellen.“

Außerdem weiß man nur in einem Fall sicher, dass es um einen Flüchtling geht. Von den anderen ist die Identität nicht bekannt, sie fallen aber offenbar in die Kategorie des „südländischen Typus“. Da jedenfalls nur von diesem einen Asylwerber die Identität bekannt ist, könnte also auch nur er vor Gericht Schmerzengeld fordern. Beim Bezirksgericht Klagenfurt sind zur Zeit allerdings keine derartigen Klagen anhängig, wie Richterin Martina Löbel auf Nachfrage erklärt.

„Österreich“ schreibt: „Es wird spekuliert, dass die ‚Opfer‘ zu Schmerzengeld kommen möchten.“ „Es wird spekuliert“ ist eine raffinierte Formulierung, denn so vermeidet das Boulevardblatt zu benennen, wer da eigentlich spekuliert. Offenbar nämlich zuerst die Kronen Zeitung in einem Artikel vom 7. März, und jetzt vor allem es selbst. Markus Dexl von der Landespolizeidirektion Kärnten meint dazu: „Seitens der Polizei wurde diese Spekulation nie in den Raum gestellt. Die zuständigen Polizeiinspektionen haben die Anzeigen entgegengenommen und die Ermittlungen, wie gesetzlich vorgesehen, eingeleitet.“

Update: Die Kärntner Kronen Zeitung berichtete als erstes von den Vorfällen und stellte die Spekulationen in den Raum. Vielen Dank an unsere Leser, die uns darauf aufmerksam gemacht haben.

100 von 111.026 Flüchtlingen – also nur 0,09 Prozent. So viele Flüchtlinge studieren laut Kronen Zeitung in Österreich an einer Universität. Eine auf den ersten Blick überschaubare Zahl. Doch sieht man genauer hin fällt auf, dass sich die „Krone“ die Zahlen nur zurechtbiegt, um einen falschen Eindruck zu erwecken.

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Welchen Eindruck das Blatt erwecken will, merkt man schon am giftigen Unterton. So fragt die Krone provokant, wie viele der zu uns geflüchteten „Hoffnungsträger aus Syrien, Afghanistan, aus dem Iran und dem Irak“ nun bereits an den Wiener Universitäten studieren, um „in Kürze Österreichs Wirtschaft zu beleben und uns allen Wohlstand und Pensionen auf Jahrzehnte zu sichern“. Die Antwort gab die Universitätsverwaltung der Krone per Mail: 100 Vertriebene sind derzeit Studenten. Die Krone setzt diese Zahl in Relation zu 111.026 Flüchtlingen (88.151 Asylwerber und 22.875 Asylberechtigte) und kommt so auf 0,09 Prozent. Diese Rechnung ist aber Unfug. Und das aus mehreren Gründen.

  1. Das Blatt schreibt explizit von Flüchtlingen, die „seit Sommer 2015“ nach Österreich gekommen sind. Das waren aber nicht 111.026, und auch nicht 88.151, sondern deutlich weniger.  Die rund 88.000 Asylanträge gab es nämlich im gesamten Jahr 2015.
  2. Die Krone bezieht sich auf Flüchtlinge jeden Alters. Allein von den 86.175 Asylsuchenden, die aktuell in Grundversorgung stehen, sind nach Angaben des Innenministeriums jedoch 28.183 minderjährig – also Personen, die noch gar keine Universität besuchen können. Zieht diese ab, kommt man auf 57.992 Asylsuchende, die theoretisch studieren könnten.
  3. Aber auch diese Zahl passt nicht. Im Artikel der Krone ist nämlich nur die Rede von „Wiener Universitäten“. Die Universitäten außerhalb Wiens finden keine Berücksichtigung. In Wien selbst sind nach Angaben des Fonds für Soziales Wien – Stichtag 2. Februar – 13.540 Asylsuchende im studierfähigen Alter in der Grundversorgung, wie Kobuk auf Anfrage erfuhr. Wenn die Krone schon ausschließlich von Wiener Universitäten spricht, müsste sich der Artikel also auf diese Zahl beziehen – 13.540, nicht 111.026.
  4. Von den Asylsuchenden(1) Asylberechtigten, die aus Syrien, Afghanistan, aus dem Iran und dem Irak nach Österreich gekommen sind, haben laut AMS durchschnittlich 23 Prozent bereits ein Studium abgeschlossen. Wenn wir der Einfachheit halber annehmen, dass Asylwerber ähnlich gebildet sind und dann die 23 Prozent von den 13.540 weg rechnen, kommt man auf 10.426 Flüchtlinge. Weil der Artikel von Asylsuchenden an Wiener Universitäten spricht, ist das also am ehesten die passenden Zahl, die in Relation zu den 100 studierenden Flüchtlingen gesetzt werden müsste.

Die Berechnung des Prozentsatzes der in Wien studierenden Flüchtlinge sieht nun so aus:

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0,96 Prozent ist zwar deutlich näher an der Realität als die 0,09 der Krone. Im Grunde ist aber auch diese Zahl nicht aussagekräftig. Denn wenn Flüchtlinge in Österreich studieren wollen, gibt es ziemlich viele Hürden. So muss man beispielsweise ausreichend Deutschkenntnisse nachweisen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld – der offizielle Vorstudienlehrgang der Wiener Universitäten kostet beispielsweise immerhin 465 Euro. Bei einer Grundversorgung von 40 Euro pro Monat in organisierter Unterkunft bzw. 320 Euro pro Monat für selbstständig wohnende Asylwerber sind solche Kosten keine Kleinigkeit. Die Krone ignoriert all das. Wer Stimmung machen will, lässt sich von Fakten eben nicht aufhalten.

Mitarbeit: André Marston Alvarez

* Zusatz

Die Krone schreibt von „88.151 Asylwerber und 22.875 Asylberechtigten“ und kommt so auf 111.026 Flüchtlinge. Der Einfachheit halber haben wir unsere Zahlen nur auf Asylwerber bezogen – für Asylberechtigte gelten die Argumente aber sinngemäß ebenso.

(1) In einer früheren Version bezogen wir den AMS-Kompetenzcheck irrtümlicherweise auf Asylsuchende. Tatsächlich ging es bei der Untersuchung jedoch um Asylberechtigte. Zum Bildungsstand von Asylsuchenden gibt es keine verlässlichen Daten. Wir bedanken uns für den Hinweis und bedauern den Irrtum

Krone-AsylwerberDie „Krone“ veröffentlichte am 11. Dezember 2015 einen Artikel unter dem Titel „Asylwerber begingen in 8 Monaten 8484 Straftaten“. Auf Basis einer parlamentarischen Anfrage berichtet das Blatt, dass im Jahr 2014 9513 strafbare Handlungen durch Asylwerber registriert wurden und 2015 bis August 8484. Die „Krone“ dividierte diese Zahlen durch die Anzahl der Tage (also 365 im Jahr 2014 und 240 Tage bis August 2015) und folgert daraus fälschlicherweise:

„Bezüglich der Gesamtzahl der Asylanträge ist das ein Anstieg  von 26 auf 35 Straftaten pro Tag“

Das stimmt zwar, berücksichtigt aber ein entscheidendes Faktum nicht: 2015 gab es viel mehr Asylanträge als 2014. Setzt man die Zahl der Asylanträge in Relation zu den Anzeigen gegen Asylwerber, sieht man: Die Kriminalitätsrate ist sogar rückläufig:

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(Zahlen vom Innenministerium: 2014, 2015).

Pro Asylwerber gab es 2014 0,34 Anzeigen, 2015 waren es bis August hingegen nur 0,18 Anzeigen. Diese rückläufige Rate bestätigt auch der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, in einem Interview mit dem ORF.

* Grundsätzlich ist aber selbst die Gegenüberstellung dieser Zahlen nicht geeignet für die Erfassung der straffällig gewordenen Asylwerber. Denn die Zahl der Asylanträge spiegelt nicht unbedingt wider, wie viele sich zu einem Zeitpunkt tatsächlich in Österreich aufgehalten haben. Durch laufende Neuanträge und positive oder negative Bescheide schwanken die Zahlen täglich.

Die „Krone“ verschweigt außerdem, dass  durch eine Anzeige noch nicht von der tatsächlichen Schuld des Betroffenen gesprochen werden kann. Nicht jeder, der angezeigt wird, ist automatisch ein Verbrecher. Ein einzelner Asylwerber könnte außerdem auch mehrere Anzeigen bekommen haben, was die Zahlen ebenso verzerren würde (darauf weist aber auch die „Krone“ hin).

1,82 Milliarden Euro – so viel sollen uns die Flüchtlinge laut „Österreich“ heuer kosten. Klingt nach viel Geld, ist es auch. Allerdings basiert die Zahl auf einer Milchmädchenrechnung, die schlicht nicht aufgeht.

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„Österreich“ vom 12. November

Die Quelle des Boulevardblattes ist das deutsche ifo Institut. Dort erwartet man für Deutschland bei prognostizierten 1,1 Millionen Asylwerbern heuer 21,1 Milliarden Euro Kosten. Und „Österreich“ dachte sich dann einfach: Wenn 1,1 Millionen Asylwerber in Deutschland 21,1 Milliarden Euro Kosten verursachen, dann kosten die 95.000 Asylwerber, die heuer in Österreich erwartet werden, eben 1,82 Milliarden. Die gute Nachricht dabei: „Österreich“ hat den Taschenrechner richtig bedient und eine korrekte Schlussrechnung zustande gebracht, immerhin. Die schlechte: Man kann die Zahlen aus Deutschland nicht einfach so auf Österreich umlegen.

Das bestätigt auf Nachfrage von Kobuk Prof. Gabriel Felbermayr vom ifo Institut. Die Schätzungen der Kosten der Flüchtlingskrise seien naturgemäß sehr ungenau. Eine Umlegung 1:10 für Österreich erhöhe die Ungenauigkeit noch. Weiters erklärt er:

„Die von uns genannten 21. Mrd. beziehen sich auf die Kosten, die die in 2015 erwarteten 1,1 Millionen Flüchtlinge in ihren ersten 12 Monaten in Deutschland verursachen. Es sind nicht die Kosten, die 2015 anfallen.“

Wie viel die Flüchtlinge Österreich heuer tatsächlich kosten werden, lässt sich derzeit nicht genau sagen. In der vorliegenden Budgetmeldung an die EU erwartet das Finanzministerium für 2016 „nur“ Kosten von einer Milliarde Euro – für die Grundversorgung und Integrations- und Arbeitsmarktmaßnahmen, inklusive finanziellem Polster. Also nur etwas mehr als die Hälfte von den angeblichen 1,8 Mrd.. Außerdem rechnet das Ministerium vor, dass 2016 für eine Ganzjahresbetreuung pro Asylwerber 10.724 Euro anfallen werden. Multipliziert man diese Summe mit 95.000, fehlen noch immer über 800 Millionen auf die 1,82 Mrd. Euro von „Österreich“. Doch solch eine Rechnung wäre ohnehin nicht aussagekräftig, da nicht jeder Flüchtling 12 Monate in Österreich betreut wird.

Die Sprecherin des Finanzministeriums Michaela Berger antwortet auf die Frage, ob die 1,82 Mrd. bestätigt werden können:

„Die 1,8 Mrd. Euro kann ich nicht nachvollziehen. Ich weiß nicht welche Summen da addiert wurden.“

Auf ihrer Rechnung bleibt „Österreich“ also sitzen.

 

Aufgrund eines bemalten Passes durch einen 4-Jährigen sitzt ein chinesischer Vater angeblich am Flughafen in Südkorea fest. Das berichtet jedenfalls die Krone; die Quelle ist ein Tweet.

Bildschirmfoto 2015-11-07 um 20.03.59Wo soll man nur anfangen? Damit, dass dieses Märchen seit mindestes einem Jahr durch das Internet geistert? Oder damit, dass diese Story genau das nämlich ist: Ein Märchen.

Der Ursprung des Fotos dürfte Weibo sein, das chinesische Gegenstück zu Twitter. Im Frühling 2014 ging das Stück jedenfalls durch die Weltpresse. Bald darauf konnte man auf kotaku.com nachlesen, warum das Foto ziemlich sicher ein Fake ist:

  1. Kaum ein 4-jähriges Kind kann so detailliert zeichnen, wie auf dem Bild zu sehen ist.
  2. Durch das Zeichnen müssten Schmierspuren entstanden sein, da Pässe um scannbar zu sein, normalerweise mit einer Glanz-Folie versehen sind.
  3. Offensichtlich wurde der Pass mit einer Bildbearbeitungssoftware bearbeitet – ganz rechts hängt die Zeichnung in der Luft.
  4. Außerdem wurden wesentliche Daten wie der Name komplett ausgemalt – schon ein großer Zufall für eine Kinderzeichnung.

Das Wallstreet-Journal sorgte dann für Gewissheit: Die chinesische Botschaft in Seoul bestätigte dem Blatt, dass das Foto ein Fake sei. Das war vor mehr als 17 Monaten, und natürlich hätte das die Krone wissen können, wenn man ein bisschen gegoogelt hätte. Oder auch, wenn man die Antworten zum oben erwähnten Tweet gelesen hätte. Aber womöglich findet man ja auch gerade dort einen Hinweis, warum die Krone die Story trotzdem gebracht hat:

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Jedes gute Gerücht aus dem Wirtshaus steht irgendwann in der Zeitung, hieß es früher. Heute könnte man sagen: Jedes gute virale Video aus dem Internet landet irgendwann in den Fernsehnachrichten. Zu dem Schluss kann kommen, wer gestern Abend „Wien Heute“, die Lokalnachrichten des ORF, geschaut hat. Da wurde eine seit mindestens zwei Monaten im Internet kursierende Verkehrscam-Aufzeichnung eines Schlepper-LKW-Unfalls als Nachricht verkauft:

Und wie bei jedem guten Gerücht, legt jeder, der es weitererzählt, ein bisschen nach. In der Gerüchteabteilung der Wiener ORF-Nachrichten ist dies ein Unfall-Soundtrack, den man über den Unfall legt, der im Original ohne Sound aufgenommenen wurde. Bumm, zack, klesch.

Screen Shot 2015-11-11 at 17.33.56Das Video dürfte auf Youtube erstmals am 12. September von einem „Murat O.“ hochgeladen worden sein. Interessant, dass dessen Account und alle seine Videos wenige Stunden nach Ausstrahlung von Wien Heute „wegen wiederholten Urheberrechtsverletzungen“ gesperrt wurden. Das Video ist jedoch derzeit noch einige weitere Male auf Youtube zu finden, unter anderem hier, hochgeladen am 15. September.

Über die Aufnahme schrieb man noch brav „Quelle: Youtube“. Ungefähr so genau wie „Quelle: Fernsehen“ und nur knapp besser als „Quelle: Internet“. Die Stelle der Verkehrscam an der Wiener Außenringautobahn dürfte man allerdings in Eigenleistung recherchiert haben.

Das ist nicht viel, aber immerhin etwas.

weihnachtsfestIm August veröffentlichte die Kronen Zeitung auszugsweise ein Vernehmungsprotokoll der Wiener Magistratsabteilung 10, aus dem hervorgeht, dass eine Wiener Kindergärtnerin gekündigt worden sei, weil sie Weihnachten erklärt hatte.

Gestern wärmten Heinz-Christian Strache und Manfred Juraczka die Angelegenheit bei der Elefantenrunde auf ORF und Puls4 auf. Doch aus gutem Grund hat sowohl Krone als auch die Politik bislang darauf verzichtet, das gesamte Protokoll zu veröffentlichen. Denn es ergibt ein gänzlich anderes Bild.

Es zirkuliert seit Monaten in Journalistenkreisen – Zeit, es in seiner Gesamtheit öffentlich zu machen (Markierungen nicht von uns, Klick für Großansicht):

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Das Protokoll zeichnet das Bild einer Kindergärtnerin, die Kolleginnen zu religiösen und politischen Themen und mit Broschüren der Kaiser-Karl-Gebetsliga zu missionieren versuchte, das praktizierte Konzept gendersensibler Pädagogik oder auch Aktivitäten wie das „Gespensterfest“ nicht mit ihrer Rolle als Christin vereinbaren konnte und sich allgemein unkooperativ verhielt. Aus dem Protokoll geht übrigens nicht hervor, dass sie tatsächlich gekündigt worden wäre. Eine Tatsache, die auch Bürgermeister Häupl gestern in Abrede stellte.

Unter den 15 der Pädagogin vorgeworfenen Punkten findet sich allerdings in der Tat auch der von der „Krone“ veröffentlichte wörtliche Vorwurf, sie habe „Kinder über die Bedeutung des Weihnachtsfestes aufgeklärt“:

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Wenn man jedoch das vierseitige Protokoll kennt, drängt sich als Interpretationsmöglichkeit auf, dass es sich hier lediglich um eine unglückliche Formulierung handeln könnte, wie auch Stadtrat Oxonitsch im Krone-Artikel beteuert. So könnte beispielsweise gemeint sein, dass die Kindergärtnerin muslimische Kinder oder Zeugen Jehovas gezielt über Weihnachten aufklären wollte, also zu missionieren versuchte. Selbstverständlich werden in städtischen Kindergärten Weihnachten, Nikolo, Ostern und andere christliche Feiertage gefeiert, wie auf Wien.at nachzulesen ist und was auch eine kurze Umfrage unter Eltern in meinem Bekanntenkreis bestätigt.

Recherche ruiniert bekanntlich die beste Story und eine unglückliche Formulierung ist eben keine. Dass christliche Feiertage verdrängt würden, schon: Seit Jahren stellt die FPÖ zu jedem Advent die Behauptung auf, dass das Nikolofest aus den Kindergärten verdrängt würde. Und die Krone berichtet jedes Mal brav und wider (durch Recherche leicht zugängliches) besseres Wissen. Hier nur drei Beispiele aus den letzten Jahren:

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Interessant übrigens, dass die Krone die aus dem August stammende Geschichte mit der gekündigten Kindergärtnerin rechtzeitig zur Wien-Wahl am 27. September in der Krone Bunt und am 29. September auf den Leserbriefseiten aufwärmt.

Interessant außerdem, dass die Geschichte von Krone-Redakteur und Ex-Heute-Chefredakteur Richard Schmitt stammt und in ihr ÖVP-Chef Manfred Juraczka zu Wort kommt (der der Medienlogik entsprechend die Quelle des Dokuments sein dürfte). Exakt dieses Muster – Schmitt, Juraczka, fehlende Recherche – hatten wir schon einmal aufgedeckt.

Update:

Die Zeit im Bild 2 hat diesen Artikel aufgegriffen und zu einem Faktencheck gemacht:

Zib2 Faktencheck in Folge des Krone-Kobuks

Sagen Strache und die Kronen Zeitung die Wahrheit, wenn sie behaupten, eine Kindergärtnerin sei gekündigt worden, weil sie Weihnachten erklärt hat?

Die Zeit im Bild 2 hat aus unserem Kobuk-Artikel von gestern einen Faktencheck gemacht:

Posted by Kobuk on Tuesday, October 6, 2015

 

Anmerkung: In der ersten Version dieses Artikels war der Nachname einer Kollegin der betreffenden Pädagogin nicht geschwärzt. Diese Version war wenige Stunden online. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Verzeihung.

Der Presse zufolge haben Österreicher kaum noch Durst, denn: „Kaum jemand trinkt noch Leitungswasser (…) Leitungswasser, das in Österreich höchste Qualität hat, hat praktisch ausgedient“. Abgelöst hat es angeblich das Mineralwasser. Diesen Unfug schreibt zumindest das Qualitätsmedium.

Artikel


Eigentlich geht es in dem Artikel hauptsächlich um das Geschäft von Mineralwasserherstellern, also um ein ziemlich langweiliges Thema. Um zu verhindern, dass die Leser reihenweise einschlafen oder die Zeitung ins Altpapier werfen, hat die Presse also offenbar nach einer steilen These gesucht. Besonders intensiv hat man sich aber keine Gedanken gemacht, denn schon anhand der eigenen Grafik wird klar, was für ein Unsinn diese Behauptung ist:

mineralwasser

Zwei Dinge sieht man: Erstens, der durchschnittliche Mineralwasserverbrauch ist in den letzten zehn Jahren fast gleich geblieben. Und zweitens: Wir trinken viel zu wenig Mineralwasser, als dass es jemals das Leitungswasser ersetzen könnte. Gerade einmal 90,6 Liter waren es pro Person im gesamten letzten Jahr. Bei 2,4 Liter Tagesbedarf reicht das Mineralwasser also für 37 Tage. Was trinken wir wohl den Rest des Jahres?

Die Konsumentenerhebung 2009/10 ergab, dass pro Kopf und Tag 0,45 Liter Mineralwasser und Säfte verbraucht werden. Dazu kommen noch Kaffee und Tee (0,44 bzw 0,35 Liter pro Tag), die es allerdings ohne Wasser auch nicht gäbe. Demzufolge ist es Irrsinn zu behaupten, dass das Leitungswasser ausgedient habe. Zur Verdeutlichung eine einfache Rechnung:

Rechnung

Es verbleiben also 1,16 Liter „Durst“ pro Tag und Kopf, den die Österreicher vermutlich großteils mit Leitungswasser löschen.

Wenn überhaupt hat das Leitungswasser bis dato also nur in der Redaktion der Presse ausgedient, und vielleicht noch in den feuchten Träumen der Mineralwasserhersteller. Im restlichen Österreich aber noch lange nicht.

Danke für den Hinweis.

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Die Welt lacht wieder einmal über Nordkorea. Das diktatorisch geführte Land verliert bei der U20-WM gegen Ungarn 1:5. Kim Jong-Un gefällt das gar nicht und macht daraus kurzerhand ein 98:0. So lautet jedenfalls die vermeintliche Sensation, die uns News.at, oe24.at und Kronehit verkaufen wollen.

Ausgangspunkt der Geschichte ist ein Bild, das vermutlich von der Online-Plattform „9GAG.com“ stammt, auf der vor allem lustige Bilder und Videos geteilt werden. Dort tauchte es etwa 3 Tage nach dem Match am 1. Juni auf.

9gag

Daraufhin verbreitete es sich auf den sozialen Netzwerken, von wo aus es von internationalen und heimischen Medien übernommen wurde.

Gräbt man jedoch noch tiefer, stellt sich heraus, dass das Bild bereits zwei Jahre alt ist. Auf dieser Version von 2013 fehlen die 98 Tore. Laut dem dazugehörigen Bericht handelt es sich um einen Screenshot des nordkoreanischen TVs vom 12.2.2013, auf dem ein Nachrichtensprecher über Nuklearwaffentests des Landes informiert.

This screen grab taken from North Korean TV on February 12, 2013 shows an announcer reading a statement on the country's nuclear test.  North Korea on February 12 staged its most powerful nuclear test yet, claiming a technological breakthrough with a "miniaturised" device in a striking act of defiance to global powers including its sole patron China.   AFP PHOTO / NORTH KOREAN TV           -----EDITORS NOTE --- RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT " AFP PHOTO / NORTH KOREAN TV" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS -----

This screen grab taken from North Korean TV on February 12, 2013 shows an announcer reading a statement on the country’s nuclear test. North Korea on February 12 staged its most powerful nuclear test yet, claiming a technological breakthrough with a „miniaturised“ device in a striking act of defiance to global powers including its sole patron China.

 

Das Bild scheint gut für satirische Zwecke geeignet zu sein, denn auch die Tagespresse verwendete es  bereits 2014 für einen Artikel über ein nordkoreanisches Wahlphänomen.

Auch die Krone und die Kleine Zeitung scheinen zuerst auf das Fake-Bild hineingefallen zu sein, haben ihren Fehler aber schon bemerkt und die Artikel gelöscht.

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Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, wie gierig sich westliche Medien auf solche irrationalen Berichte aus Nordkorea stürzen. Diese passen hervorragend in das Bild des größenwahnsinnigen Diktators, das sich so gut verkaufen lässt. Faktenkontrolle wird dabei überbewertet.

 

Am Samstag ist ein 26-jähriger Österreicher mit einem Geländewagen durch die Grazer Innenstadt gerast, hat dabei 3 Menschen getötet und viele andere teils schwer verletzt. Obwohl der steirische Landespolizeidirektor noch am selben Tag einen terroristischen Hintergrund ausgeschlossen hat, versucht die Krone auch noch am nächsten Tag, die Tat irgendwie mit Extremismus in Verbindung zu bringen. Anders als mit der Agenda, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten, kann man das kaum erklären.

So heißt es in einem Artikel vom Sonntag:

Laut derzeitigem Ermittlungsstand ist der 26-Jährige kein Mitglied einer Fanatikergruppe, dennoch trägt sein blindwütiges Vorgehen gegen völlig unbeteiligte Passanten auch die Handschrift eines Terroristen. Bei vielen „Krone“Lesern und Usern blieb so der schreckliche Gedanke: „Und wenn es doch Terror war und ‚die‘ uns nur beruhigen wollen…?“

Die Krone übertrifft sich hier selbst und nimmt ihren Lesern vorweg, was sie zu denken haben. Trotz eindeutiger Aussagen der Polizei muss so ein Verbrechen in der Welt der Krone offenbar im Zusammenhang mit Islamismus stehen. Hier werden vorgekaute Ressentiments in mundgerechten Häppchen für den Stammtisch serviert.

Ein weiterer Artikel aus der sonntäglichen Printausgabe:

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Die Krone stellt wirre Zusammenhänge her: Es wird Bildmaterial vom letzten Jahr verwendet, als es in Graz Razzien im Islamistenumfeld gab; der österreichische Verfassungsschutz-Direktor wird zum Charlie-Hebdo-Anschlag zitiert. Beides Themen, die nichts mit dem Grazer Amokfahrer zu tun haben. Dennoch werden sie erwähnt, um den Lesern das Gefühl zu geben, die Tat müsse einen extremistischen Hintergrund haben. Das i-Tüpfelchen ist aber der schlichtweg falsche Satz

Noch kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem gebürtigen Bosnier doch um einen Schläfer handelt…

Doch! Genau das wurde bereits am selben Tag vom Landespolizeidirektor ausgeschlossen. Eine solch direkte und eindeutige Aussage zu ignorieren kann man nicht als journalistische Ungenauigkeit bezeichnen. Hier muss man bewusste Tatsachenverdrehung vermuten.