Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Am 27. April titelten die Printausgaben von „Österreich“ und Kronenzeitung mit der Geschichte einer Frau, die ihren betrunkenen Ehemann auf der Autobahn aussetzte.

Doch die beiden Artikel sind ziemlich unterschiedlich. Schon beim Ziel des Paares sind sich beide Zeitungen – links die Krone, rechts „Österreich“ – uneinig:

Die Trennung der Tschechoslowakei wurde 1992 besiegelt, aber für die Kronenzeitung und „Österreich“ lässt sich ja vielleicht eine kurzzeitige Wiedervereinigung erwirken, damit beide Zeitungen Recht behalten.

Und was wurde aus dem betrunkenen Ehemann? Rechts die Krone, links „Österreich“:

Wohin seine Reise tatsächlich ging, bleibt wohl der Fantasie überlassen.

„Heute“ titelt heute:

Staat zahlt Häftlingen 10 Millionen € Gehalt!
Kein Geld für Studenten, Pensionisten, aber Mörder kassieren Steuergeld

Die Aussage an sich ist falsch und suggeriert, der österreichische Staat würde Gehälter in der Höhe von 10 Millionen Euro tragen. Tatsächlich fungieren die einzelnen Haftanstalten jedoch nur als Vermittler zwischen Häftling und dem jeweiligen Arbeitgeber.

Die österreichische Wirtschaft zahlt die Gehälter, und zwar laut der Homepage der Justizanstalten in der Höhe von rund 48,7 Mio. Euro (2008). Davon werden 75% einbehalten und wandern in die Staatskasse. Nachzulesen im Pilotbericht über den Strafvollzug 2008 (pdf). Der Rest wird an die Arbeitnehmer ausgezahlt – das entspricht etwa der Größenordnung der genannten 10 Mio. Wohlgemerkt: Nicht aus Steuergeldern.

Im Artikel erwähnt „Heute“, die Staatseinnahmen aus Leistungen der Gefangenen, die „Fritzl & Co.“ genannt werden – als ob in Österreichs Haftanstalten nur Psychopaten einsitzen, würden nur 9 Millionen Euro betragen. Doch wie kommt es zu dieser Zahl? Denn die verbleibenden 75% machen nach Adam Riese rund 37 Millionen Euro Einnahmen für den Staat aus, nicht 9. Eine Quelle nennt „Heute“ nicht.

PS: Fordert „Heute“ ernsthaft, dass Österreichs Häftlinge unbezahlte Zwangsarbeit verrichten sollen, sowie nach ihrer Haft ohne finanzielle Reserven ins Leben entlassen werden?

Harte Töne von Herbert Lackner, Chefredakteur bei „profil“. Er bezeichnet Nichtwähler der Bundespräsidentenwahl als: „Ignoranten, von chronischer geistiger Trägheit Befallene bar jeden Gemeinsinns“.

Ich finde: Knapp die Hälfte aller Wahlberechtigten Österreicher/innen als Ignoranten zu bezeichnen ist ein starkes Stück.

Ohne Worte:

Aus „Heute“ vom 22. April.

Es ist durchaus schwierig, eine Geschichte, zu der kaum Fakten bekannt sind, interessant zu schreiben. Zumal, wenn eigentlich nicht einmal wirklich etwas vorgefallen ist.

Kein Problem jedoch für die Redakteure von Oe24.at. Heute ist auf deren Seite zu lesen:

Hundehasser schießt aus Fenster in Wien

(…) Sonntagmittag wurde eine 22-jährige Frau Opfer eines gemeinen Attentats. Gerade als sie mit ihrem Hund in der Ruthnergasse in Wien Floridsdorf spazieren ging, hörte sie zwei abgefeuerte Schüsse in unmittelbarer Nähe. (…)

Zum einen wurde die Frau kein „Opfer eines gemeinen Attentats“.  Immerhin hat sie die Schüsse ja nur gehört. Es steht nicht einmal fest, ob überhaupt auf sie geschossen wurde. Weiters bleibt unklar, warum der Mann ein „Hundehasser“ sein woll und worauf er überhaupt geschossen hat.

Auch über die Tatwaffe ist man sich anscheinend nicht einig gewesen:

(…) Als sie nach oben blickte, bemerkte sie den 77-jährigen Schützen, der die Pistole noch in der Hand hielt. (…)

(…) Die sofort alarmierte Polizei fand in der Wohnung des Pensionisten zwei Revolver und Munition unversperrt in einem Kleiderschrank. (…)

Eigentlich erstaunlich was man aus einem eigentlich so langweiligen Vorfall alles machen kann.

Das Rezept ist einfach:

  1. Copy and Paste, eine passende Überschrift, für ganz fleißige noch eine Unterüberschrift. Und nach 5 Minuten bei 280°C haben Sie einen fertigen Törtchen- Bericht für Ihre Online-Ausgabe. Weiterverwendung für Print, TV und Radio möglich.
  2. Auch wenn die APA-AGBs (pdf) dies eigentlich verbieten: Verzichten Sie auf Quellenangaben, denn auch gute Köche verraten ihre Rezepte nie.

Wenn es Ihnen gelungen ist, können Sie dieses Rezept mit anderen Freunden teilen und dann haben Sie viele identische APA-Törtchen. Viel Spaß beim Nachbacken!

Sie zweifeln noch? Backen Sie einfach dieser APA-Meldung nach. Orientieren Sie sich dabei an Kleiner Zeitung, OÖ Nachrichten, Krone.at oder Vorarlberg-Online.

Manchmal ist das richtige Bild, oder eben dessen richtiger Einsatz, gar nicht so einfach, wie folgende kleine Liste zeigt:

Beispiel eins: In der Redaktion von Heute.at wusste man zwar, wie man ein (recht wenig sagendes) APA-Bild des einen Artikels bei einem anderen wiederverwendet, jedoch nicht mehr, wie man die Bildunterschrift verändert:

Beispiel zwei: Die folgenden Screenshots sind alle von verschiedenen Portalen über die selbe Story. Während man auf CNN und BBC eine kleine Bildunterschrift spendiert, die die abgebildete Person korrekt als das Opfer auszeichnet (wobei man es im BBC-Artikel auch für dessen Anwalt halten könnte), wird auf Oe24.at durch eine als Bildunterschrift interpretierbare Überschrift der Eindruck vermittelt, als handle sich bei der abgebildete Person um das Opfer und nicht den Täter:

Beispiel drei: Dass ein Bild einem Artikel inhaltlich nahe steht, muss jedoch auch nicht immer sein, wie DerStandard.at zeigt. Die Nascar-Autos zum Artikel über eine neue DSL-Technologie mögen zwar die Assoziation „Auto = Geschwindigkeit“ auslösen, so ganz überzeugt das Bild jedoch nicht.

Wer weitere Beispiele einer „Text-Bild-Schere“, kann uns gerne einen Hinweis geben, den wir dann in späteren Updates berücksichtigen!

An sich zeigt sich der ORF ja bemüht, die Marken der verwendeten Computer zu verbergen. Zum Beispiel durch ein ORF-Schild über dem Logo des jeweiligen Herstellers. Ob uns jemand verraten wird, wie es das schicke neue iPad trotzdem geschafft hat, seinen Apfel in die Linse zu bekommen?

Screenshots aus der Sendung „Bundespräsidentenwahl 2010 Reaktionen“, So, 25. April 2010 18:00 – 18:30h in ORF 2.

Lu•der das; -s, –; gespr! pej; verwendet als Schimpfwort für eine Frau (ein freches, unverschämtes, dummes Luder)

Ob Beschimpfungen oder abfällige Bemerkungen – nicht nur Ausländer müssen in österreichischen Boulevardzeitungen einiges über sich ergehen lassen, auch Frauen: Medien wie Kleine Zeitung, Oe24.at, Heute.at und Krone.at wollen mit Obszönität das Interesse des Lesers wecken und verpassen gleichzeitig der weiblichen Selbstachtung einen Schlag unter die Gürtellinie. Es bräuchte eine „Schwarze Liste“ um endlich der Inflation von Ausdrücken, die sich besonders gegen Frauen richten, ein Ende zu machen!

Definition: TheFreeDictionary.com

Immer und immer und immer wieder tauchen Meldungen in Nachrichten auf, die schon eine Woche alt sind. Getarnt als aktuelle Kurzmeldungen füllen diese Meldungen die dunklen Löcher der Nachrichtenflaute.

Hier eine Meldung, die es seit fast einer Woche geschafft hat „aktuell“ zu bleiben. Natürlich immer wieder als neueste Meldung getarnt:

Erscheinungsdaten der Meldung „Riesenkrake klaut Videokamera eines Tauchers“:

…ist hier ein Ende in Sicht?

PS.: 26. April, Kobuk.at: