Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Dieser Mediafail ist nur eine Kleinigkeit, aber er ärgert mich persönlich. Die Wiener Zeitung schreibt in einem Artikel über das Gov2.0Camp vom Freitag:

Das Format Barcamp ist hierzulande noch relativ neu, in anderen Ländern wie Deutschland jedoch bereits gang und gäbe.

Das erste BarCamp in Österreich, das ich mitorganisiert habe, fand am 30. September 2006 statt. Das erste BarCamp in Deutschland fand an exakt dem selben Tag in Berlin statt. Seit damals gab es in Österreich in Bezug auf die Einwohnerzahl übrigens auch deutlich mehr BarCamps als in Deutschland.

Nur weil es scheint, dass Innovationen hierzulande meist aus „anderen Ländern wie Deutschland“ kommen, ist es noch lange nicht immer so. Wir haben uns damals vom Original-BarCamp 2005 in Palo Alto inspirieren lassen.

Update: Michael Eisenriegler hat noch einen Fehler in dem Artikel entdeckt:

Geht es nach dem frisch gebackenen Mitglied der rot-grünen Wiener Stadtregierung, Klaus Werner-Lobo..

Klaus Werner-Lobo ist nicht Regierungsmitglied sondern Landtags- und Gemeinderatsabgeordneter einer Regierungspartei.

Update 2: Auf Twitter und in den Kommentaren wurden zwei weitere Fehler gefunden: So wurde die Koalitionsvereinbarung nicht am 12. sondern am 15. November unterschrieben, und die Behördendaten der USA sind nicht auf Whitehouse.gov sondern auf Data.gov zugänglich.

Update 3: Zwei der vier Fehler wurden inzwischen ausgebessert, ein dritter halb (statt Whitehouse.gov steht nun „Website des Weißen Hauses“, was auch nicht wirklich stimmt), der vierte, eigentliche, weiterhin nicht. Die Autorin hat sich in den Kommentaren gemeldet und verspricht „nachzurecherchieren“.

Update 4: Der Satz heißt jetzt „Barcamps gibt es in Österreich zwar seit 2006, dennoch ist das Veranstaltungsformat hierzulande noch relativ wenig bekannt“, also Journalistendeutsch für „Mir sagten BarCamps bislang nichts“.

Symbolbild zum Projekt von Crikey und dem australischen Zentrums für unabhängigen Journalismus (ACIJ)

Projekt von Crikey und dem australischen Zentrums für unabhängigen Journalismus (ACIJ)

Es sieht aus wie gründlich recherchierter, unabhängiger Journalismus. In Wahrheit ist es ein Wolf im Schafspelz: der Einfluss von PR bei der Erzeugung journalistischer Beiträge.

Bereits mehr als die Hälfte der Berichterstattung hat ihre Wurzeln in PR-Maßnahmen – zu dieser Erkenntnis kamen 40 StudentInnen des australischen Zentrums für unabhängigen Journalismus (ACIJ), die voriges Jahr insgesamt 2203 Artikel von zehn australischen Printzeitungen unter die Lupe nahmen.

In 24 Prozent der untersuchten Berichte dürften sich die JournalistInnen keine signifikante Mehrarbeit angetan haben. Mit anderen Worten: Copy and paste, im besten Fall mit Quellenangabe, ist Redaktionsstandard. Federführend beim Einfluss der PR sind die Kategorien Innovation & Technik (77 %) und Polizei (71%), gefolgt von Bildung, Kunst & Unterhaltung, Gesundheit und Wissenschaft.

Spezial Report mit speziellen Inhalten
Für Projektleiterin Wendy Bacon, preisgekrönte Enthüllungsjournalistin und Professorin am ACIJ, ist vor allem die schleichende Werbung im Aussehen redaktioneller Inhalte ein Problem. Als Spezialreport gekennzeichnet werden LeserInnen über die wahre Intention getäuscht. Ein Phänomen, das wir auch aus österreichischen Medien kennen.

“… if it’s news it’s news, it doesn’t matter where it’s come from

So kommentierte Brett McCarthy, Chefredakteur von The West Australian, die Studienergebnisse. Immerhin mangelt es an Zeit, Geld und Ressourcen. Da kommen die All-Inclusive-Medienpakete von PR-Agenturen gerade recht. Zum Nullkostentarif gelangen sie im Broadcast-Format mit fertigen O-Tönen, Interviews, Hintergrundinfos etc. direkt auf den Schreibtisch des Journalisten.

Symbolbild zur Untersuchtung von ACIJ und Crikey

www.crikey.com.au/spinning-the-media

Hier steht mehr auf dem Spiel!
Gerade im Gesundheitsbereich können die Folgen von unkritischem Journalismus fatal sein: So wurde laut ACIJ in einem Gesundheitsmagazin äußerst positiv über ein neues Leukämie-Medikament berichtet, ohne dabei auf Risken und Kosten einzugehen. Die US Food and Drug Administration warnte jedoch vor diesem Medikament, nachdem PatientInnen nach dessen Einnahme gestorben waren. Der Journalist bezog sich auf eine Presseaussendung eines Krebszentrums, das im Dienste des Medikamentenherstellers agierte.

Koffer packen für eine Story
Neben fertig aufbereiteten Berichten sind auch teure Reisen und Geschenke erfolgreiche Mittel, um der Beziehung mit dem Journalismus einen Schritt näher zu kommen. So hatte beispielsweise die Tourism Australia von 2008 bis 2009 bei über 1.000 Berichten ihre Finger im Spiel. Zur Erklärung: im Vorfeld nahmen 531 JournalistInnen an ihren media familarization tours teil.

Ist PR der Feind im Bett?
Professionelle Öffentlichkeitsarbeit sei laut Wendy Bacon ebenso wenig schlecht wie eine Partnerschaft mit Journalismus. Aber nur mit entsprechender Transparenz und ohne hinterlistige Mittel. Journalismus müsse immerhin weitergehen als PR, er müsse Quellen kritisch hinterfragen. Ein schwieriges Unterfangen, wie es Chris Mitchell, Chefredakteur von The Australian, auf den Punkt bringt:

 “I guess I’m implying, the number of people who go to communications school and go into PR over the years has increased and the number in journalism has shrunk even more dramatically.“

Auf den Medienseiten des morgigen Standard erscheint ein Einspalter über die von Kobuk aufgedeckte Täter-Opfer-Umkehr der Kronen Zeitung im Jodler-Fall. Soweit, so erfreulich. Weniger erfreulich ist, wie wir dabei zitiert werden:

Nicht nur einmal, wie die Kronen Zeitung schrieb, sondern ein Jahr täglich habe ein Pensionist beim Rasenmähen gejodelt und so das Gebet seiner muslimischen Nachbarn gestört, erfuhr der Medienblog kobuk.at bei Gericht.

Das ist falsch. Nicht täglich, sondern freitags, und auch weniger als ein Jahr lang dürften die Störungen stattgefunden haben. Zum Vergleich: Die Krone schreibt „an einem Freitagnachmittag“, der Standard schreibt „täglich“. Beides ist falsch.

Auch mag auffallen, dass sich so ein Rasen schwerlich in jeder Jahreszeit mähen lässt. Weswegen unser Bericht auch erwähnt, dass der Mann sich durchaus auch andere kreative Störmethoden ausgedacht haben dürfte, was aber auch nicht Eingang in den Artikel gefunden hat. Was bleibt ist – wie bei der Krone übrigens – Rasen mähen und Jodeln. Fast scheint es, als übertreibe der Standard die Taten des Renters so, wie die Krone diese untertreibt.

Update 23:09: Zumindest in der Version auf DerStandard.at wurde „täglich“ inzwischen auf „jeden Freitag“ geändert. Besser, aber immer noch nicht ganz richtig. Wir schrieben mit gutem Grund „regelmäßig an Freitagen“.

Update 2. Dezember: Der Print-Standard dürfte sowohl mit als auch, in einer späteren Mutation, ohne das „täglich“ erschienen sein. Das „Jeden Freitag“ wurde inzwischen in der Onlineversion auf „An Freitagen“ geändert.

nɘƨɘiᗡ !nɘƨɘl ƚʇiɿʜɔƨlɘǫɘiqƧ ni ʜɔuɒ ƚzƚɘႱ ƨwɘИ ɘlǫooᎮ
ʜɔuɒ ƨɒb ,ƚɒ.ᖷЯO ʇuɒ bliᙠ mɘniɘ ɿiw nɘʞnɒbɿɘv qqiT
.bɿiw ƚɘbnɘwɿɘv ɘnɿɘǫ ɿʜɘƨ nɘǫnuƚiɘƸ-ɘnilnO nɘʜɔƨƚuɘb ni

Bahnhof? elgooG hilft weiter. Oder ein Spiegel.

Es ist eines dieser Urteile, die man sonst nur aus Amerika “kennt”: Weil ein Rentner beim Rasenmähen fröhlich jodelte, und damit seine muslimischen Nachbarn im Gebet störte, wurde er von einem Grazer Gericht zu 800 Euro Geldstrafe verurteilt.

So jedenfalls berichtete es die Kronen Zeitung diesen Sonntag:

Das Leserforum unter dem Artikel musste mittlerweile geschlossen werden, weil „gegen die Netiquette verstoßende Postings überhandgenommen“ hätten. Ein Euphemismus, der in der Regel andeutet, dass die Moderation mit dem Löschen strafrechtlich relevanter Kommentare nicht mehr nachkam.

Doch wenn die Krone ihre Foren schließt, blüht ihre Saat in anderen erst auf. Manche dort haben Herrn G. dann sogar angerufen und ihm finanzielle Unterstützung für seinen Kampf gegen das Urteil angeboten. Doch das wolle er nicht annehmen, berichteten die Anrufer — und das hat einen guten Grund…

Es gibt nämlich gar kein Urteil. Doch der Reihe nach:

Der Freitag

Helmut G. mähte an einem Freitagnachmittag auf seinem Grundstück in Graz den Rasen. „Und weil ich so gut gelaunt war, hab ich dazu gejodelt und ein paar Lieder angestimmt“, erzählt der Pensionist.

Herr G. dürfte ein überaus fleißiger Rasenmäher und Jodler gewesen sein, deutet man unter Verweis auf die Unschuldsvermutung bei jenem Grazer Gericht an, das den Fall verhandelt hat.

Fast ein ganzes Jahr lang, von 2009 bis Sommer 2010 habe er regelmäßig an Freitagen, immer zur Gebetszeit seiner Nachbarn, den Rasen gemäht und dabei „fröhlich“ gejodelt. Oder auf andere kreative Art das Gebet seiner Nachbarn lautstark gestört und verhöhnt, heißt es sinngemäß in den erhobenen Vorwürfen. Auch nachdem die Lautsprecherübertragungen der Gebete in den Garten längst eingestellt waren, soll er sein Treiben noch monatelang fortgesetzt haben.

Die Anzeige

Das passte seinen Nachbarn, gläubigen Moslems, gar nicht. […] Einige fühlten sich von dem rasenmähenden 63-Jährigen in ihrer Religionsausübung gestört – und zeigten ihn prompt bei der Polizei an.

Die Anklage erfolgte nicht auf Betreiben der Muslime. Nachdem die Polizei auf ihre Bitte mehrmals eingeschritten war, hielt sie es aber für nötig, die Vorfälle an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten. Da es sich um ein Offizialdelikt handelt, musste diese dann von sich aus ein Verfahren einleiten. Aus den Akten gehe laut Gericht hervor, dass die Muslime stets auf eine einvernehmliche Lösung gedrängt hätten.

Das „Urteil“

[Das Gericht] verurteilte einen Pensionisten (63) […] „In der Begründung hieß es, mein Jodler habe wie der Ruf eines Muezzins geklungen“, schüttelt Helmut G. fassungslos den Kopf.

Es gibt keine Verurteilung und damit auch keine Urteilsbegründung. Das Strafverfahren wurde nach Diversion, gegen Zahlung einer Geldbuße, eingestellt. Für Herrn G. gilt daher bezüglich aller genannten Vorwürfe weiterhin die Unschuldsvermutung. Auch wenn er selbst der Diversion ausdrücklich zugestimmt hat.

Epilog

In einem Folgeartikel rühmte sich die Krone gestern, unser Land über die Grenzen hinaus mit ihrer „Exklusivstory“ lächerlich gemacht zu haben:

Vom „irren Jodel-Prozess in Österreich“ berichtet die „Hamburger Morgenpost“, „skurril“ nennt der deutsche „Express“ das umstrittene Urteil: Die „Steirerkrone“-Exklusivstory über den Moslem-Streit in Graz […] schlug Wellen bis über die Landesgrenzen hinaus!

Sogar Johannes B. Kerner wolle den Rentner jetzt in seine Show einladen, heißt es. Na, dann kriegen unsere Freunde vom BILDblog ja vielleicht auch noch was zu tun…

[Update 15:07] krone.at hat alle Artikel zu dieser Geschichte offline genommen (heute war kurzzeitig noch ein dritter Bericht über HC Strache hinzugekommen, der sich über das „Urteil“ empöre und anbot, dem Rentner die Strafe zu bezahlen.)

[Update 22:10] Der Standard zitiert Kobuk in seiner morgigen Printausgabe, worüber wir uns prinzipiell freuen. Allerdings hat der Rentner nicht „ein Jahr täglich“ beim Rasenmähen gejodelt, wie das Blatt schreibt, sondern „nur“ wiederholt an Freitagen die Gebete gestört und das — wie ebenfalls bei uns zu lesen ist — durchaus auch mit anderen kreativen Methoden.

[Update 23:30] Der Standard hat den Artikel tlw. korrigiert und lässt den Rentner nun nicht mehr täglich Rasenmähen.

[Update 4.12.] Die Obersteirischen Nachrichten (ON) verbreiten die Krone-Story noch am 2.12. ungeprüft in ihrem Leitartikel weiter. Er schließt mit der Frage: „Wie dumm sind wir Österreicher samt unseren Gesetzen eigentlich“…? (Danke an Wolfgang K. für den Hinweis)

Ahnungslose „Österreich“-Leser werden derzeit auf Österreichs Straßen fotografiert. Wer sein Bild am nächsten Tag in der Zeitung findet, kann bis 14:30 Uhr telefonisch seinen Gewinn anmelden und bekommt 100 Euro. „ÖSTERREICH lesen und Weihnachtsgeld gewinnen“ nennt sich das dann.

Nach 14:30 Uhr erlischt das Anrecht auf den Gewinn, das Foto jedoch bleibt. Wie steht es da mit der Privatsphäre? Wir haben Martina F.*, eine unfreiwillige Teinehmerin des Gewinnspieles angeschrieben und gefragt:

Die Fotografin stand am Ende der Rolltreppe am Karlsplatz. Ich habe gemerkt, dass ich fotografiert wurde. Es war jedoch nicht ersichtlich, dass die Dame von der Österreich Zeitung ist. Sie hat mich auch nicht angesprochen. Besonders erfreut, war ich nicht, als ich mich in der Zeitung gesehen habe, aber die €100 sind (…) ja auch nicht schlecht.

Weiß zufällig jemand, ob eine Klage nach §78 UrhG mehr einbringt als €100?

*Name auf Wunsch geändert

Irlands Finanzkrise beherrscht die Schlagzeilen in ganz Europa, immer öfter ist jedoch auch von der sogenannten Pferdekrise die Rede. Wie Standard, SN, Kleine Zeitung, Presse, OÖN oder auch die Süddeutsche berichten, droht bis zu „20.000 herrenlosen Pferden“ in diesem Winter ein qualvoller Hungertod, da sich ihre Besitzer die Haltung – als direkte Folge der Wirtschaftskrise – nicht mehr leisten könnten. Die meisten beziehen sich dabei auf einen Artikel von Spiegel Online, dem zufolge sogar „mehr als 20.000 Pferde auf der Kriseninsel umherirren“ sollen.

Die herzzerreißende Story hat allerdings gleich mehrere Haken: Weder sind Stray Horses ein neues Phänomen – der „Independent“ berichtete z.B. schon 2005 davon, also lang vor der Finanzkrise, noch konnten wir die Zahl von 20.000 Pferden irgendwo in irischen Medien finden.

Im April 2009, als die Zahl vermutlich erstmals auftaucht, und zwar auf BBC News, wird ein Tierschützer noch mit „20.000 Pferden, die niemand will“ zitiert, von streunenden ist noch nicht die Rede. Im Juni wird sie in einem Interview der Deutschen Welle zur „Zahl, die möglicherweise stimmen könnte“ (was auch immer das heißen mag) und im Oktober sind es im Guardian dann „möglicherweise besitzerlose Pferde“. Spiegel Online schreibt von Schätzungen irischer Tierschützer zu herumstreunenden Pferden, was u.a. in der Kleinen Zeitung zur Tatsache wird: „Wie Spiegel Online berichtet, irren (..) etwa 20.000 Pferde herrenlos umher.“ Stille Post par excellence.

Eines haben alle Berichte gemein: Die Quelle ist immer die – spendenfinanzierte – Dubliner Tierschutzorganisation DSPCA, meist in Form ihres Sprechers, Jimmy Cahill. Deren Mutterorganisation ISPCA auf unsere Frage nach einer verlässlichen Quelle:

There are no definitive numbers on horses abandoned in Ireland, our Inspectors have brought in 13 horses in 2007, 16 in 2008, 23 in 2009 and 41 so far this year.

Nicht nur irische Medien und Websites irischer Behörden schweigen sich zu dieser Pferdekrise erschreckenden Ausmaßes aus, auch die Tierschützer selbst wollen sie also nicht explizit bestätigen.

Offenbar wollte man der doch abstrakten Finanzkrise ein konkretes Gesicht geben. Schade, dass dies nicht mit einer Geschichte geschehen ist, deren Fakten stimmen. Oder, um es in den Worten eines in Irland lebenden Spiegel.de-Users zu sagen:

Mit der Wirtschaftskrise hat das nichts zu tun und wenn hier 20 000 herrenlose Pferde rumlaufen würden, wäre das sicherlich schon jemandem aufgefallen…so einen Unsinn habe ich wirklich lange nicht mehr gelesen!

Das krisengeschüttelte Irland und Haustiere, dieser verlockenden Kombination konnten offenbar auch Qualitätsjournalisten nicht widerstehen, trotz mangelhafter Quellenlage.

Update: Spiegel Online entschärfte den Artikel nach unserer Veröffentlichung und fügte diesen Absatz hinzu:

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels stand die Zwischenzeile „Mehr als 20.000 Pferde sollen auf der Kriseninsel umherirren“. Dies ist falsch. Tatsächlich geht es um 20.000 Pferde, die nach einer Schätzung der Tierschutzorganisation DSPCA nicht mehr benötigt werden, weil viele Betriebe mit bis zu 200 Pferden seit dem Crash auf dem irischen Pferdemarkt kein Geld mehr einbrächten.

Die Fußballer von Torpedo Ennsquai schicken uns eben ein, Zitat, „Kleinod der lokalen Berichterstattung“ aus der Steyrer Rundschau:

Wir freuen uns immer über Hinweise und vor allem, dass sie immer zahlreicher werden. Wer es mit einer Blutgrätsche (Zitat Torpedo-Website) probiert, muss aber früher aufstehen:

Netter Versuch! 🙂 Und danke an Hans für die Recherche.

Krone bunt Cover vom 19. September

Am 19. September erschien in der „Krone bunt“ die 32 Seiten umfassende Serie „Wirtschaftsstandort Wien“. Darin präsentierten sich zwölf Unternehmen und erzählten von ihren Zukunftsvisionen. Wie jetzt aus einem Bericht des PR-Ethik-Rates (PDF) hervorgeht, handelte es sich bei der Beilage um bezahlte Einschaltungen, also um Werbung. Diese war jedoch in keinster Weise als solche gekennzeichnet. Ein klares Vergehen der Kennzeichnungspflicht nach § 26 Mediengesetz, so der PR-Ethik-Rat.

Der Bericht hält weiter fest, dass der Tarif für eine Doppelseite 30.000 Euro betrug.  Der verantwortliche des Projekts, Chefredakteur und Herausgeber der Krone Christoph Dichand, war zu keiner Stellungnahme gegenüber dem Ethik-Rat bereit.

Ein brisantes Detail: Auch ein Interview mit Bürgermeister Michael Häupl unter dem Titel „Der Wähler soll auf Nummer sicher gehen“ findet sich in der Beilage. Was für den/die LeserIn wie ein journalistisch geführtes Gespräch wirkt, war allem Anschein nach die Folge bezahlter Einschaltungen.  Erschwerend kommt hinzu, dass die Veröffentlichung drei Wochen vor den Wiener Gemeinderatswahlen erfolgte.

Häupl äußert sich zu Fragen wie: Was kann ein Bürgermeister konkret beitragen, damit in einer Großstadt wie Wien Lebensqualität erhalten bleibt oder sich im besten Fall sogar steigert? Oder: Womit kann Wien als Wirtschaftsstandort gegenüber anderen Städten punkten? Fragen, die zu einer Werbebotschaft geradezu einladen. Der Standard äußerte zur „Krone bunt“ Ausgabe bereits im September Bedenken.

Der seit 2008 existierende PR-Ethik-Rat sprach damit erstmals eine öffentliche Rüge aus, nachdem sie im März 2010 (PDF) bereits für mehr Transparenz bei bezahlten Berichten appeliert hatten. „Dieses Vergehen ist so alt wie die Branche selbst, aber in den letzten Jahren hat sich das Problem dramatisch verschärft“, so die stellvertretende Vorsitzende Renate Skoff gegenüber Kobuk . Da es sich beim PR-Ethik-Rat um ein Organ der freiwilligen Selbstkontrolle handelt, kann sie die Krone mit keinen weiteren Sanktionen belegen.

Abschließend wird in dem Bericht festgehalten:

Den Branchenusancen entsprechend geht der PR-Ethik-Rat davon aus, dass bezahlte Produkte wie die gegenständliche Beilage allen Beteiligten vor Drucklegung zur Freigabe vorgelegt werden.(…) Die Glaubwürdigkeit der gesamten Kommunikationsbranche steht auf dem Spiel.

Bei den beteiligten Firmen handelt es sich um: Erste Bank Group, Austrian Airlines, A1 Telekom, Siemens, Vienna Insurance Group, PORR, Flughafen Wien, Signa Holding, REWE Österreich, Austria Trend, Hotels (Ruefa, Verkehrsbüro), Wiener Städtische und Donau Versicherung.

Ein ähnlicher Fall wurde auf Kobuk bereits reblogged: Berichterstattung wie vereinbart

Update:

Der PR-Ethik Rat stellte uns freundlicher Weise einen der betroffenen Artikel zur Verfügung. So sieht Werbung im journalistischen Gewand aus:

Schon am 18. November wusste der österreichische Boulevard ganz genau, wann das britische Prinzenpaar heiraten würde. Doch knapp daneben ist auch vorbei. Wobei eigentlich 70 Tage (für „Österreich“) und 106 Tage (für „Heute“) eh nicht so knapp sind.

Das kann schonmal passieren, wenn man sich auf Quoten von Buchmachern verlässt. Auch bemerkenswert: „Heute“ wusste schon am 18.11. exklusiv, dass drei Milliarden Menschen (43% der Weltbevölkerung) bei der Hochzeit zusehen werden.