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und schauen fern.

Kategorie: z Medien

Die Onlinepräsenz von Österreich wirbt im Ressort Reisen für eine All-Inclusive-Reise nach Ägypten. „Jetzt Sonne tanken in Ägypten“, lautet der Titel des Artikels vom 17.04.2012, der sich, sobald man ihn aufruft, als ein Werbetext für zwei Hotels in Hurghada entpuppt.

Dieser „Artikel“ auf Oe24.at ist nicht vom redaktionellen Teil des Mediums abgegrenzt, sondern im Ressort Reise neben journalistischen Beiträgen platziert. Auch bei näherem Hinsehen lässt sich kein Hinweis auf eine Anzeige oder andere Form der Kennzeichnung ausmachen, wie durch § 26 des Mediengesetzes erforderlich wäre.

Schleichwerbung für Ägypten auf oe24.at

Kobuk berichtete bereits mehrfach über ähnliche Fälle in der Printausgabe von „Österreich“:

Auch diesmal werden die beschriebenen Hotels durch das Onlinereisebüro joe24.at vermittelt, ein Link unter dem Artikel führt direkt zur Buchung. Wie die Ähnlichkeit der beiden Adressen bereits vermuten lässt, gehört Joe24.at zum gleichen Unternehmen wie Oe24.at, der Media Digital GmbH, welche wiederum zu 100% zur Fellner Media GmbH gehört, genau wie die Tageszeitung „Österreich“.

 

Ausnahmekünstler August Walla hat jetzt nämlich viele seiner Werke und Texte in dem Buch „walla.! weltallende“ zusammengefasst.

August Walla, der laut „Heute“ aktuell ein Buch herausgebracht haben soll, ist leider bereits im Juli 2001 verstorben. Tatsächlich ist der Herausgeber Johann Feilacher, der dieses Werk über das Leben des Ausnahmekünstlers mit Hilfe von Gastbeiträgen namhafter Autoren zusammengestellt hat.

Danke an Stefan Bachleitner für den Hinweis!

Sensation in „Österreich“ am 24. Jänner: „Sieben Meter Schnee auf dem Hotel Mondschein in Stuben“.

Nicht nur Statiker staunen über diese Schneemenge. Ein bisserl Recherche – man beachte die angegebene Fotoquelle „Facebook“ – hätte hier aber die Story ruiniert:

Auf seiner Facebook-Page sagt das Hotel Mondschein zu dem Foto:

Humor lässt grüßen!

Danke an Thomas Rottenberg für den Hinweis!

Dass „Österreich“ manchmal scheinbar eigene mathematische Regeln aufstellt, ist ja nichts Neues. Dass Herausgeber Wolfgang Fellner selbst anscheinend so seine Probleme mit dem Prozentrechnen hat, ist allerdings schon bezeichnend.

Am Sonntag, den 4. Dezember, spricht er in seiner täglichen Kolumne „Das sagt Österreich“ über mögliche Mehrkosten für den Steuerzahler durch die Gehaltserhöhung der Beamten.

(…) ein Gehaltsplus von 2,5 % (…) Insgesamt bluten wir für unsere Beamten heute mit 300 Mille neuen Kosten, werden aber aufs Sparen eingeschworen.

Nur einen Tag später, in der Ausgabe vom Montag, den 5. Dezember, ist die Sache dann auch entschieden:

Gehälter steigen um 2,95 %

Das hieße dann also, höhere Mehrkosten als erwartet. Nicht aber lt. Rechnung von „Österreich“:

Der Deal kostet uns 277 Millionen Euro.

Also nochmal ganz langsam:
2,5 % wären also laut „Österreich“ 300 Millionen, 2,95 % demnach aber 277 Millionen Euro; das sind zwar 0,45 Prozentpunkte mehr, hier jedoch 23 Millionen Euro weniger.

Ein Blick in andere Tageszeitungen zeigt, das auch diese hier von Mehrkosten von 277 Millionen Euro durch die festgelegten 2,95 % sprechen. Gehen wir also davon aus, dass diese Zahl stimmt, müssen wir fast vermuten, dass dem Herausgeber mit seinen „300 Mille“ ein kleiner Rechenfehler unterlaufen ist.

(Herzlichen Dank an Leser Victor für den Hinweis.)

Land der Facebooker“ heißt ein Artikel vom 4. November, in dem Heute.at von der großen Beliebtheit des Social Networks berichtet zu berichten versucht:

Facebook hat alles overruled“ (sic!) und verdrängt andere Netzwerke wie StudiVZ, Xing und maspace.com (sic!) von den Bildschirmen (…)

Ein knappes Monat später scheint Facebook deutlich an Popularität verloren zu haben:

Österreicher sind Facebook-Verweigerer

Dass 70% der Menschen, die das Social Network nicht nutzen, selbiges für unnütz halten ist weniger überraschend. Die genannten Zahlen stammen nämlich aus einer Befragung von Facebook-Verweigerern (!), durchgeführt von Marketagent.com, einer Firma, die sich auf Online-Markt- und Meinungsforschung spezialisiert hat.

Ich frage mich übrigens, wie die 4,2 % der Befragten, die angeben, nicht zu wissen, wie man Facebook beitritt, die Registrierung zur Teilnahme an der Umfrage geschafft haben.

Samstag im Kurier: Ein Bericht über jene junge afghanische Frau, die vom Mann ihrer Cousine vergewaltigt und geschwängert wurde. Ein Gericht verurteilte die damals 18jährige wegen Ehebruchs zu zwölf Jahren Gefängnis, auf internationalen Druck hin begnadigte Präsident Karzai sie nun – angeblich unter der Auflage, dass sie ihren Vergewaltiger heiratet, damit das uneheliche Kind nicht unehelich bleibt.

Mittelalterlich, oder? In Europa sind wir ja längst darüber hinaus, Frauen als verfügbare Sexobjekte zu behandeln, oder? Nun, wir sind sicher etwas weiter als Afghanistan, aber der Artikel ganz unten rechts – auf der selben Seite –zeigt, dass wir noch nicht sehr weit sind :

Bitter finde ich die Formulierungen des KURIER. Al-Margough, die von einem Prostitutionsring missbrauchte Minderjährige, war “eine Professionelle”? Was soll das heißen? Dass es halb so schlimm war, dass Berlusconi mit einer Minderjährigen Sex hatte, weil diese eh nix wert ist, wenn das viele gemacht haben? So klingt das in meinen Ohren. So wie die fettgedruckte “Herzensbrecherin” neben dem Foto, das aus dem Opfer die Täterin macht.

Es sind die unbedachten Formulierungen, in denen sich eine Kultur verrät…

Aus unserer beliebten Reihe ÖSTERREICH für Anfänger“:

Regel #9
Gehen Sie bei den Kurzgeschichten in „Österreich“ nie davon aus, dass abgebildete Personen etwas mit der Erzählung zu tun haben. Auch wenn hinzugefügte Augenbalken und Bildtexte es suggerieren.

(Unschärfe v. Kobuk)

„Der jüngste Einbrecher ist jetzt im Waisenheim.“

Rechts das Originalfoto des Waisenknaben auf der Homepage der amerikanischen Bildagentur Getty Images.



Hier weitere Beispiele für diese neue Form von … symbolischem Journalismus in Österreich.

In der Ausgabe vom 23. November möchte uns „Österreich“ auf die Gefährlichkeit von Feinstaub hinweisen und illustriert den Artikel mit einer anatomisch nicht ganz korrekten Darstellung der menschlichen Atemwege:

Die Bronchien der menschlichen Lunge befinden sich logischerweise in der Lunge und nicht in der Luftröhre. Hier eine anatomisch korrekte Version:

Blausen 0770 RespiratorySystem 02 (Lizenz: CC BY 3.0 BruceBlaus - Own work)

(Illustration: BruceBlaus, CC BY 3.0)

 

Der traurige Vorfall des Mordes an einem 16-Jährigen im oberösterreichischem Braunau hat viele Menschen entsetzt, mich allerdings auch die dazugehörige Berichterstattung der Kronenzeitung letzten Dienstag.

Denn neben der nicht anonymisierten Darstellung des Opfers, welcher sich auch andere Medien schuldig gemacht hatten, wurde hier auch persönlichen Daten der Großmutter des Täters veröffentlicht.

Sie trafen sich in der Wohnung von Ivans Großmutter Anka D. (59) in der ░░░░░straße 2.


Ob die Dame gutheißt, dass ihre private Wohnadresse in der auflagenstärksten Tageszeitung Österreichs gezeigt wird?

Drei Menschen sprachen mit „Heute“ über „die eine Sekunde, die unser Leben rettete“ – auch Ex-Miss-Austria Patricia Kaiser kam dabei zu Wort.

Äh… kam angeblich zu Wort. Wie die 27-Jährige auf ihrer Facebook-Seite erklärte, gab es nämlich nie ein Gespräch zwischen ihr und „Heute“…

Vielen Dank an @maldungi für den Hinweis!