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Kategorie: Kronen Zeitung

Krone bunt Cover vom 19. September

Am 19. September erschien in der „Krone bunt“ die 32 Seiten umfassende Serie „Wirtschaftsstandort Wien“. Darin präsentierten sich zwölf Unternehmen und erzählten von ihren Zukunftsvisionen. Wie jetzt aus einem Bericht des PR-Ethik-Rates (PDF) hervorgeht, handelte es sich bei der Beilage um bezahlte Einschaltungen, also um Werbung. Diese war jedoch in keinster Weise als solche gekennzeichnet. Ein klares Vergehen der Kennzeichnungspflicht nach § 26 Mediengesetz, so der PR-Ethik-Rat.

Der Bericht hält weiter fest, dass der Tarif für eine Doppelseite 30.000 Euro betrug.  Der verantwortliche des Projekts, Chefredakteur und Herausgeber der Krone Christoph Dichand, war zu keiner Stellungnahme gegenüber dem Ethik-Rat bereit.

Ein brisantes Detail: Auch ein Interview mit Bürgermeister Michael Häupl unter dem Titel „Der Wähler soll auf Nummer sicher gehen“ findet sich in der Beilage. Was für den/die LeserIn wie ein journalistisch geführtes Gespräch wirkt, war allem Anschein nach die Folge bezahlter Einschaltungen.  Erschwerend kommt hinzu, dass die Veröffentlichung drei Wochen vor den Wiener Gemeinderatswahlen erfolgte.

Häupl äußert sich zu Fragen wie: Was kann ein Bürgermeister konkret beitragen, damit in einer Großstadt wie Wien Lebensqualität erhalten bleibt oder sich im besten Fall sogar steigert? Oder: Womit kann Wien als Wirtschaftsstandort gegenüber anderen Städten punkten? Fragen, die zu einer Werbebotschaft geradezu einladen. Der Standard äußerte zur „Krone bunt“ Ausgabe bereits im September Bedenken.

Der seit 2008 existierende PR-Ethik-Rat sprach damit erstmals eine öffentliche Rüge aus, nachdem sie im März 2010 (PDF) bereits für mehr Transparenz bei bezahlten Berichten appeliert hatten. „Dieses Vergehen ist so alt wie die Branche selbst, aber in den letzten Jahren hat sich das Problem dramatisch verschärft“, so die stellvertretende Vorsitzende Renate Skoff gegenüber Kobuk . Da es sich beim PR-Ethik-Rat um ein Organ der freiwilligen Selbstkontrolle handelt, kann sie die Krone mit keinen weiteren Sanktionen belegen.

Abschließend wird in dem Bericht festgehalten:

Den Branchenusancen entsprechend geht der PR-Ethik-Rat davon aus, dass bezahlte Produkte wie die gegenständliche Beilage allen Beteiligten vor Drucklegung zur Freigabe vorgelegt werden.(…) Die Glaubwürdigkeit der gesamten Kommunikationsbranche steht auf dem Spiel.

Bei den beteiligten Firmen handelt es sich um: Erste Bank Group, Austrian Airlines, A1 Telekom, Siemens, Vienna Insurance Group, PORR, Flughafen Wien, Signa Holding, REWE Österreich, Austria Trend, Hotels (Ruefa, Verkehrsbüro), Wiener Städtische und Donau Versicherung.

Ein ähnlicher Fall wurde auf Kobuk bereits reblogged: Berichterstattung wie vereinbart

Update:

Der PR-Ethik Rat stellte uns freundlicher Weise einen der betroffenen Artikel zur Verfügung. So sieht Werbung im journalistischen Gewand aus:

Kenner nennen es die Dichotomie der Krone und halten sie für eine der Säulen ihres großen Erfolges. Laien würden einfach nur sagen: Wer richtig Erfolg haben will, muss auch ein bisschen wahnsinnig sein…

Links:

(Bild anklicken für Vergrößerung)

Jedes dritte Baby im Internet
Kaum auf der Welt — und schon im Web […] Für […] Landtagsabgeordnete Doris Schulz aus Wels ist das gefährlich [weil die Bilder kaum mehr gelöscht und von Pädophilen gesammelt werden könnten.]

Rechts:

Unser Baby [Leserfoto]
Hallo Welt, hier bin ich! Das könnte die Geste des kleinen Simon W[…] aus N[…] bei S[…] bedeuten. […]

Alle von uns veröffentlichten Baby-Fotos finden Sie auch auf unserem Internet-Portal ooe.krone.at.

Danke Stefan M. für den großartigen Hinweis und Scan!

Die Europäische Union präsentierte kürzlich eine EU-weit durchgeführte Risikostudie über die Internetnutzung von Jugendlichen und Kindern (pdf), von der teilnehmenden Universität Salzburg hier zusammengefasst.

Rot eingefärbt die Themenkategorie Sex, blau Cyberbullying, grün Datenmissbrauch

Nun könnte man z.B. berichten,  dass österreichische Kinder viel zu sorglos im Umgang mit Privatsphäreeinstellungen sind, wie das ORF.at getan hat, oder wie zdf.de auf Eltern oft unbekannte Phänomene wie Cyberbullying hinweisen. Doch die Krone greift einfach den reißerischten Aspekt heraus , selbst wenn das die zitierte Studie nicht in dieser Form hergibt, nämlich die Formel Kinder + Sex.

So wird ausführlich über Nachrichten und Bilder mit sexuellem Inhalt und Online-Treffen mit fremden Personen berichtet, jedoch so gut wie nicht über Cyberbullying oder Datenmissbrauch, obwohl dem in der Studie viel Raum gewidmet ist. Und selbst dabei übertreibt die Krone mit falschen Superlativen:

Österreichische Kinder sehen besonders oft Bilder mit sexuellem oder pornographischem Inhalt – 16 Prozent hatten im Internet in den letzten 12 Monaten Kontakt mit solchen Abbildungen, […]

Doch österreichische Kinder liegen hier genau im europäischen Mittelfeld: So sehen in zwölf Ländern – zum Teil deutlich – mehr Kinder sexuelle Bilder, in zehn Ländern sind es weniger als. Oder:

16 Prozent aller österreichischen Kinder haben sich bereits mit fremden Personen aus dem Internet getroffen – eine große Gefahr.“

Eine große Gefahr? Insgesamt hat lediglich 1% aller befragten Kinder angegeben, von einem Offline-Treffen enttäuscht oder verstört gewesen zu sein – und selbst davon gibt die Hälfte an, dass sie dies nicht oder kaum belastet hat. All das mag daran liegen, dass sich die Mehrzahl der Kinder (56%) offline mit solchen „fremden“ Menschen trifft, die bereits irgendeine Verbindung zu ihrer Familie oder ihrem Bekanntenkreis haben. Von 19.345 EU-weit befragten Kindern gaben lediglich sieben an, körperlich verletzt worden zu sein; 14 berichteten über sexuelle Belästigung (in irgendeiner Form).

Ist es nicht eigentlich die Krone, die fatal blauäugig (siehe Titel) ist, wenn sie als einziges Gefahrenmoment für Kinder im Internet das Thema Sex ausmacht?

P.S.: Vielen Dank an Walter R., der uns auf der Kobuk-Facebook-Seite auf diesen Artikel hingewiesen hat!

Als Devon Griffin in Cleveland nach Hause kommt, liegen seine Eltern und sein Bruder bereits blutüberströmt in ihren Betten. Ermordet, vermutlich von seinem Halbbruder William Liske. Der 16-Jährige bemerkt davon allerdings nichts, da er direkt auf sein Zimmer geht, um dort mit dem Computer zu spielen. Nach einiger Zeit kommt ihm dann doch etwas seltsam vor und er geht ins Schlafzimmer seiner Eltern, wo er ihre Leichen vorfindet. Später sagt er, er habe angesichts dieser Szene im ersten Moment an einen Halloween-Streich geglaubt.

So hat sich die Geschichte laut US-Medien zugetragen. Und nun, mit dem Grusel-Extra für Krone-Leser und alle Freunde des sauberen Journalismus:

Cleveland. — Als Devin Liske nach Hause kam, lagen seine Eltern und sein älterer Bruder blutüberströmt im Wohnzimmer und bewegten sich nicht. Der 16-Jährige ging trotzdem seelenruhig in sein Zimmer und spielte mit dem Computer. Er hielt das Horror-Szenario für eine Halloween-Inszenierung seiner Familie. Irrtum.

Erst als Devin in die Küche […] ging, um sich sein Abendessen zu machen, erlebte der Teenager den Schock seines Lebens. Seine Stiefmutter Susan und sein Halbbruder Derrick lagen immer noch am selben Fleck in ihren Blutlachen. […]

Dass die Kronen Zeitung zu kronischem Rassismus (pdf!) neigt und kein Fan der Grünen ist, dürfte bekannt sein. Dazu passt die Headline von gestern, Häupl regiert mit einer Griechin:

Ja, Vassilakou ist auch Griechin, sie hat eine Doppelstaatsbürgerschaft. Politikberater und Ex-Fischer-Wahlkampfleiter Stefan Bachleitner findet dennoch:

..eine Headline, die vor Ressentiment nur so strotzt. Offensichtlich arbeiten dort nicht genug Menschen mit Migrationshintergrund.

Letzterem dürfte auch Blogger Tom Schaffer zustimmen. Profil-Herausgeber Christian Rainer stellt in seinem Blog die wesentliche Frage:

Was will uns das Blatt damit sagen?
„In Wien kommt eine Ausländerin an die Macht!”
„Ein Ausländerin aus einem Pleite- und Betrügerstaat wird Wien kaputt machen.”
Hat diese Ausländerin Kontakt zu linksextremen griechischen Briefbombenattentätern?”
„Und überhaupt: Was soll eine Frau in der Spitzenpolitik?!”

(Foto von Stefan Bachleitner)

Die Nonprophetorganisation AG-ATHE berichtet über eine besondere Glanzleistung der Kronenzeitung am 11. August:

Die beiden Schmetterlinge.. kopulieren.

Einen herzlichen Gruß an Robert Liensberger aus Hatting, der die Krone so fantastisch aufs Kreuz gelegt hat. Qualtinger hätt’s gefallen.

Oder in der deutschen Übersetzung: Kronen Zeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück.

Krone – L’Autriche entre les lignes, so heißt der Dokumentarfilm der Belgierin Nathalie Borgers, den sich der ORF nie zu zeigen traute. Auf ARTE wurde er ausgestrahlt – worauf der Sender aus dem TV-Programm der „Krone“ flog.

Anlässlich des gestrigen Ablebens Hans Dichands hier die einstündige Doku in sechs Teilen:

Update 20. Juni: Der Rechteinhaber ließ die Doku inzwischen von Youtube entfernen. Mit etwas Suchen findet man sie aber auf anderen Videoportalen oder als Torrent.

Bösen Gerüchten zufolge hetzt die Krone auch deshalb so gerne gegen die EU, weil sie damit keinem ihrer größten Anzeigenkunden — wie z.B. der heimischen Regierung — auf die Füße tritt. Böse Gerüchte, wie gesagt, aber schwer zu entkräften, wenn wir die Titelstory der letzten Sonntagskrone etwas näher betrachten:

167 Prozent mehr für die eigene Propaganda
Spesen-Explosion im EU-Parlament!

Im Blattinneren, prominent auf Seite 3, heißt es weiter:

Freche Spesen-Explosion ohne Hemmungen im EU-Parlament

Sie predigen uns das Sparen, greifen aber selbst hemmungslos nach dem Geld, das unser Geld ist […] Den Vogel schießt aber der Posten „Förderung für Stiftungen“ der Parteien ab: von 4,3 Mio. [2008] auf 11,4 Millionen [2011]; das sind 167 %!

Ja, das wäre nicht nur in Krisenzeiten ziemlich frech von der EU — wäre es nicht die Krone, die in Wahrheit hier den Vogel abschießt.

Der aufmerksame Leser hat sich vielleicht schon gewundert, warum hier die Zahlen für 2011 mit jenen von 2008 verglichen wurden, und nicht mit jenen von 2010, was ja im wahrsten Sinne naheliegender und bestimmt auch fairer wäre. Aber um Fairness geht’s hier nicht…

Die Zahlen von 2008 sind für die Krone deshalb so verlockend, weil sie aus dem Anfangsjahr der Stiftungsförderung durch das EU-Parlament stammen. Und weil das Parlament damals erst im September die Finanzierung übernahm, decken die ausbezahlten Fördersummen für 2008 auch nur vier Monate ab (alles hier nachzulesen, incl. PDF mit Kostenaufstellung).

Das heißt, die Kronen Zeitung hat nicht nur zwei Jahre übersprungen, was alleine schon unseriös wäre. Sie hat in ihrem blinden Eifer auch noch die Zahlen für zwölf Monate im Jahr 2011 mit jenen für vier Monate im Jahr 2008 verglichen und regt sich nun fürchterlich über eine „Spesen-Explosion für Propaganda“ um ca. das Dreifache auf. Fast wäre es zum Lachen, stünde dieser haarsträubende Unsinn nicht auf der Titelseite der einflussreichsten Zeitung Österreichs.

Update: Die Krone bezieht sich auf die jüngst beschlossenen Zahlen für 2011, nicht wie ursprünglich hier geschrieben 2010 — hat also sogar zwei Jahre übersprungen. (Jahreszahlen wurden oben entsprechend korrigiert.)

Denn sie hat hier tatsächlich das Kunststück zuwege gebracht, faktisch nichts Falsches zu schreiben und dennoch die Leser komplett in die Irre zu führen. Wie nennt man das mit einem Wort? Ach ja.

Jetzt ist schon wieder was passiert. In einer Linzer Straßenbahn wurde ein 50- bis 51-Jähriger (hier gehen die Überlieferungen auseinander) niedergeschlagen, nachdem er sich über die laute Handy-Musik eines Jugendlichen beschwert hatte.

Hier ein paar Auszüge aus den Überschriften und Anreißern zu dieser Geschichte:

Weil sich ein Fahrgast über seine Musik am Handy aufgeregt hat, schlug ein Bursche zu. („Österreich“, 21.5.2010)

Ein 51-jähriger Fahrgast beschwerte sich bei einer Gruppe Jugendlicher. Ein 19-Jähriger rastete daraufhin aus, schlug und trat auf sein Opfer ein. (OÖN, 21.5.2010)

Ein Jugendlicher, 19, ging in einer Linzer Straßenbahn auf einen 50-Jährigen los, weil sich dieser über die laute Musik aus dem Handy des Burschen beschwert hatte. (Kurier, 21.5.2010)

In einer Straßenbahn ist am Mittwochabend ein Fahrgast (50) von einem 19-Jährigen verprügelt worden; der Mann hatte sich vorher über die laute Handymusik des Jugendlichen beschwert. (Die Presse, 21.5.2010)

Der Jugendliche ging auf den 50-Jährigen los, nachdem sich dieser über die laute Musik aus dessen Handy beschwert hatte. (Der Standard/APA, 21.5.2010)

Den detailliertesten Bericht lieferte überraschenderweise die Kleine Zeitung. Hier erfährt der geneigte Leser nicht nur, an welcher Haltestelle die Jugendlichen zustiegen (Hauptbahnhof), in welche Linie (Nr. 1), ja sogar fast bei welcher Türe („in den mittleren Wagen der Straßenbahngarnitur“) — auch der arabische Migrationshintergrund des Jugendlichen wird dezent thematisiert.

Kein Detail schien der Kleinen zu … klein, um ihren Lesern den Vorgang möglichst anschaulich und nachvollziehbar darzulegen. Bis vielleicht auf dieses hier:

Als der Bursch den 51-Jährigen auch noch mehrfach antippte, schlug ihm dieser entnervt das lautstark tönende Handy aus der Hand — und wurde daraufhin vom 19-Jährigen niedergeschlagen und auch noch mit Fußtritten attackiert. (Kronen Zeitung, 21.5.2010)

Ja, dass der ältere Herr, der sich bei dem Vorfall glücklicherweise nur leichte Prellungen zuzog, nicht bloß nett gefragt, sondern dem Jugendlichen das Handy aus der Hand geschlagen hatte, bevor die Lage eskalierte, das stand meines Wissens tatsächlich nur in „Österreich“ und Krone.

In Laakirchen wurde letzte Woche ein Rentner vor seinem Haus von Polizeibeamten erschossen, nachdem er diese mit einer Waffen-Attrappe bedroht hatte — vermutlich, weil er sie in der Dunkelheit für Einbrecher hielt. Die Kronen Zeitung berichtete, dass der 84-Jährige…

[…] eine geradezu panische Angst vor Einbrechern hatte. Deshalb hat [er] Attrappen einer Überwachungskamera und einer Wehrmachtspistole angeschafft. Und deshalb wollte der gehbehinderte Witwer offenbar auch sein Haus und seinen darin schlafenden Enkel bewaffnet verteidigen, als Mittwoch um 1.45 Uhr Früh ein Zeitungsausträger in der […]straße Nr. 10 an die falsche Adresse kam.

Die richtige Adresse, die steht jetzt in der Krone und weil Tote eher selten klagen, gleich auch noch sein voller Name. Ja, gegen Krone Crime View wirkt selbst Google mit seinen vorwitzigen Kameraugen wie ein strenger Datenschützer. Was im Nebel des bunten Faktenfeuerwerks aber untergeht, sind die wirklich spannenden Fragen zu diesem Fall:

  • Was versetzt einen Menschen, der in einer beschaulichen Wohngegend auf dem Land lebt, in derartige Panik vor Verbrechern?
  • Und wie kommt er auf den Gedanken, es sei eine gute Idee — ja vielleicht gar nicht mal so außergewöhnlich — Einbrechern mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten?

Es wäre nun müßig, hier über den konkreten Fall zu spekulieren. Doch ganz allgemein gibt es durchaus Anhaltspunkte, was Menschen in ähnlicher Lage zu derart fatalem Denken und Tun bewegen — oder sagen wir mal — zumindest darin bestärken könnte.

Gehen wir einfach nur zwei Tage zurück, vor das tragische Ereignis, und dann noch etwas tiefer ins Archiv der Krone-Leserbriefe:

Amerika, du hast es besser
[…] „Und was gedenkt die österreichische Regierung gegen die ausufernde Kriminalität zu tun?“ Die Antwort lautet: Entwaffnung der potenziellen Opfer! […] Die USA gingen den umgekehrten Weg. Dort erlaubte man den unbescholtenen Bürgern das verdeckte Tragen von Schusswaffen. Und siehe da – die Schwerkriminalität sank eklatant. […] (Franz S., Ilz, 27.4.2010)

Pro FPÖ-Strache
[…] Ich habe in den letzten Monaten bereits zweimal „ungebetene“ fremdsprachige Personen in unserem Stiegenhaus (und Keller) angetroffen […] Ich bin ein alter Mann und habe keine Möglichkeit gehabt, diese Leute (Burschen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren) anzuhalten, bis die Polizei kommt. Da diese Kerle bei unserem kurzen Gespräch ständig eine Hand in der Hosentasche hatten, musste ich annehmen, dass sie zum sofortigen Einsatz einer Waffe (z. B. Messer) bereit waren. […] Mit einer erlaubten Waffe könnte man diese Gauner wenigstens so lange anhalten, bis die Polizei kommt! (Gustav Z., Wien, 26.4.2007)

Für Fußballmeisterschaft Waffenschein besorgen!
[…] die internationalen Kriminellen […] werden massenweise nach Österreich strömen […] Jeder Geschäftsmann und Haus- bzw. Wohnungsbesitzer sollte sich einen Waffenschein besorgen und mit Pistole oder Gewehr bei Fuß sein Eigentum verteidigen […] (Martha W., Wien, 12.12.2007)

Oft zählen Sekunden…
Positiv überrascht nahm ich den Leserbrief von Frau W. [s. oben] zur Kenntnis, die den rechtschaffenen Bürgern angesichts der explodierenden Ost-Kriminalität rät, sich Waffen anzuschaffen und diese zur erlaubten Notwehr im eigenen Heim bereitzuhalten. Da in unseren Medien üblicherweise nur weltfremde Waffengegner zu Wort kommen, die uns Bürger wehrlos machen und der Gnade der Verbrecher ausliefern wollen, danke ich der „Krone“ für diese Veröffentlichung ganz besonders. […] (Mag. Christoph L., Wien, 18.12.2007)

Selbstschutz!
Tagtäglich erreichen uns immer mehr Meldungen von Einbrüchen. Gleichzeitig wird den Opfern bzw. zukünftigen Opfern geraten, sich möglichst wenig zu wehren. Kein Wunder, dass die Einbrecher gerne wiederkommen, wenn sie so behandelt werden. Das Ziel sollte die Wiederherstellung der inneren Sicherheit sein, statt Täter- sollte Opferschutz betrieben werden. Wenn nötig, dann auch mit Einsatz von Waffen, solange diese in Österreich noch frei ab 18 erhältlich sind. (Georg O., per E-Mail, 10.2.2008)

Notwehr!
Tatsache ist, dass die neuen Räuber mit einer ungekannten Keckheit in unsere „bewohnten“ Häuser und Wohnungen eindringen. […] Kriminologische Studien haben ergeben, dass Verbrecher in erster Linie das „bewaffnete Opfer“ fürchten. Andere Schutzmaßnahmen sind wünschenswert, aber die Pistole in der Hand ist besser als die Polizei am Telefon! […] Ich werde einen Einbrecher mit in Anschlag gehaltener Waffe empfangen. (Franz S., Ilz, 10.02.2008)

Neuartige Raubüberfälle
Der ORF-Teletext berichtet, dass Österreich unter einer „neuen“ Art von Raubüberfällen leide. So legen es Räuber und Einbrecher – offenbar seit der gänzlichen Öffnung der Ostgrenzen – darauf an, ihren Opfern persönlich zu begegnen. […] Ich verstehe jeden Hausbesitzer, der nichts auf die politische Gutmenschlichkeit gibt und sich nun zum Selbstschutz bewaffnet. (Roland R., Wien, 26.2.2008)

Sicheres Österreich? Bei jedem allerkleinsten Geräusch steh ich auf, die geladene Waffe im Anschlag!
[…] Bei jedem kleinsten Geräusch stehe ich auf und kontrolliere meine Wohnung, die geladene Waffe im Anschlag. Ich komme mir in meiner eigenen Wohnung bedroht vor wie Rambo im Dschungel. […] (Herbert S., Mistelbach, 28.7.2009)

Wenn Jugendliche mit tragischem Erfolg zur Waffe greifen, wissen wir sofort, was schuld war: Fernsehen, Internet und Killerspiele. Die unheilige Trinität der medialen Jugendgefährdung. Doch wie ist das bei älteren Semestern, wenn die mal aus dem Ruder laufen? Durch welches Medium werden sie verdorben? Wo holen die sich ihren täglichen Kick an Nervenkitzel und Gewalt? Sollten wir statt Killerspielen hier vielleicht nach Krone-Abos suchen?

Die Leser sind Dichands Medium. Durch sie spricht er zu uns und offenbart Einblicke in die Abgründe der österreichischen Seele — die vielleicht doch nur die seinen sind. Es geht das Gerücht, die meisten Briefe im „freien Wort“ seien von ihm höchstselbst erwählt. Manche auch geschrieben? Das scheint kaum nötig. Der Herausgeber nutzt geschickt das Potenzial seiner Millionen Leser — lange bevor Crowdsourcing im Internet ein Thema wurde. Und der „intelligente Schwarm“ spielt, was der Meister wünscht und virtuos zu seinem Bild der Wirklichkeit zusammenfügt. Nahezu täglich, auf drei (!) ganzen Seiten.

Viele Blätter distanzieren sich formal von den Inhalten der veröffentlichten Zuschriften. Die Krone nicht. Im Gegenteil, sie ging den umgekehrten Weg: Von seltenen Ausnahmen abgesehen, hat sie die Leserbriefe der Blattlinie unterworfen und ihre Schreiber zu einer Art Schattenredaktion formiert. Mit fixer Stammbesetzung und wechselnden freien Mitarbeitern für das von Freiheit befreite, letztlich nur mehr kosten-„freie Wort“.

Zugegeben, der Killerspiel-Vergleich, er trifft nicht ganz. Denn Killerspiele sind nicht real. Sie bewegen sich in den Grenzen einer virtuellen Welt und praktisch alle Spieler sind sich dessen bewusst. Was in der Krone steht, hingegen, ist real. Die täglichen Bedrohungen und fallweise drastischen Anleitungen zu deren Abwehr werden wahr, sobald nur ein Leser sie für wahr hält. Er wird, in welcher Form auch immer, darauf reagieren. Und damit wird das Wort zur Wirklichkeit, Teil unserer Welt und des echten Lebens. Oder frei nach Foucault: Der Diskurs erzeugt Realität. Das macht die Krone — im Vergleich zum Killerspiel — gefährlich.