Wir recherchieren nach,
damit ihr nicht müsst.

Hilf uns: Nur noch 13 Tage!

  • 447/1.000 Mitglieder

Der große Fotograf als Bombenwerfer

Eine Bildunterschrift soll wiedergeben, was auf einem Bild zu sehen ist. So, oder so ähnlich lernen es angehende JournalistInnen. Gelingt es dem/r RedakteurIn einen zusätzlichen „Dreh“ in den kurzen Text zu verpacken, so sorgt dies für gesteigerte Attraktivität und kann zusätzliche LeserInnen in die Meldung locken. Keinesfalls sollte die Bildunterschrift jedoch irreführend sein.

Dieser Fehler passierte der Außenpolitik des Online-Standard beim Live-Ticker zum Libyen-Bombardement. Ein Bild von einer gewaltigen Explosions-Fontäne, die von mehreren Fahrzeugen hochsteigt wurde mit der Hurra-Zeile untertitelt: „Der große Fotograf Goran Tomasevic in action.“ Das hat der große Fotograf bestimmt nicht verdient, dass ihn jemand irrtümlich für den Urheber der Explosion hält.

Die Wahrscheinlichkeit dieser Verwechslung ist nicht sehr hoch. Allerdings löst die Bildunterschrift auch ethische Bedenken aus. Die Abbildung dieser Explosion, bei der wahrscheinlich Personen zu Schaden gekommen sind, sollte nicht als Grundlage ästhetischer Huldigungen dienen. Das ist kein journalistisch angemessener Umgang mit menschlichem Leid.

Bleibt zu hoffen, dass hier die Unachtsamkeit Regie geführt hat. Schlimmer wäre, wenn sich da eine latente Kriegs-Euphorie als Fotografen-Begeisterung Luft verschafft hätte.

Edit: Der Online-Standard hat umgehend reagiert und die BU geändert. Entscheidend ist, wie man mit Fehlern umgeht.

Der große Fotograf als Bombenwerfer - Reaktion Online-Standard

ORF: Homöopathie wirkt!
Merkel beim Autofahren fast mit Hubschrauber abgestürzt