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und schauen fern.

Die Raiffeisen-Show im Kurier

Eine Kobuk-Analyse der Raiffeisen-Berichterstattung der vergangenen drei Jahre im Kurier zeigt, dass die Bank nicht nur extrem oft, sondern meistens auch sehr schmeichelhaft vorkommt. Der Kurier berichtet bei jeder sich bietenden Gelegenheit über Raiffeisen – außer, wenn es um negative Nachrichten geht.

Seit über dreißig Jahren befindet sich der Kurier im Mehrheitsbesitz der Raiffeisen-Gruppe. Das ist heikel, denn wie alle großen Banken, ist auch Raiffeisen regelmäßig Gegenstand der Berichterstattung. Wie aber läuft das, wenn eine Zeitung über ihren Eigentümer berichtet? Und wie verhält sich umgekehrt jener mächtige Eigentümer, wenn ihm etwas an der Berichterstattung nicht gefällt?

„Wenn man glaubt, dass sich jemand in der Redaktion im Ton vergriffen hat, das sind dann schon Themen, wo ich zum Telefon greife. Oftmals frage ich mich bei wirtschaftlichen Themen: Warum hat man nicht auch diese oder jene Seite beleuchtet?“

Das sagt 2013 Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und seit 2022 auch Raiffeisen-Generalanwalt, im Interview mit dem Magazin Datum zu seinen Kontakten in die Kurier-Chefredaktion.

Kobuk hat sich stellvertretend für drei Jahrzehnte die letzten drei Jahre der Kurier-Berichterstattung über Raiffeisen angesehen. Wir haben alle Berichte, in denen Raiffeisen vorkommt gelesen und analysiert – in Summe über 1.000 Texte.

Collage verschiedener Kurier-Artikel, in denen Raiffeisen-Manager prominent platziert werden

Alleine diese gewaltige Zahl zeigt, dass die Sicht von Raiffeisen im Kurier ausgesprochen viel Platz bekommt. Der Kurier zitiert Raiffeisen-Experten nicht nur gerne in deren Kerngebieten, sie werden im Vergleich zu anderen Bankengruppen auch unverhältnismäßig oft zu Politik und Wirtschaft befragt werden. Ob Goodies am Weltspartag oder der Euro-Beitritt Kroatiens: Die Raiffeisen kommt nicht nur oft vor, sondern zumeist auch in freundlichen Artikeln.

Für eine Raiffeisen-Stimme ist im Kurier immer Platz

Die Platzierung einzelner Raiffeisen-Figuren ist im Kurier einmalig. So fand alleine Erwin Hameseder an 76 Tagen eine Erwähnung im Print-Kurier. Zum Vergleich: Der Standard, Die Presse, Heute, Kleine Zeitung, Kronen Zeitung, OÖ Nachrichten, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung und die Vorarlberger Nachrichten schafften es zusammen nur an 59 Tagen, Hameseder zu nennen.

Balkendiagramm; links die Anzahl der Tage, an denen Erwin Hameseder im Kurier vorkommt; rechts die Anzahl der Tage, an denen Erwin Hameseder in anderen Zeitungen vorkommt als gestapelter Balken

Erstaunlich ist aber nicht nur, wie oft, sondern auch mit welchen Aussagen der Raiffeisen-Chef im Kurier vorkommt. In einem Bericht über die Jahresvorschau 2023 des Verteidigungsministeriums zitiert der Kurier Hameseder „als Miliz-Offizier und als Vertreter der Wirtschaft“ und lässt ihn appellieren, „die Abhängigkeit von autoritären Regimen müsse verringert werden“. Auch der Standard berichtete von der Jahresvorschau – die eher nichtssagende politische Einschätzung von Hameseder ließ er unerwähnt.

Hameseder erklärt im Kurier immer wieder Österreichs Wirtschaft. Er weiß zum Beispiel schon im Juni 2021, dass Österreich die Pandemie gut überstanden habe und die Staatshilfen angebracht waren. Anlass für diese Berichte war die Präsentation der Raiffeisen-Wertschöpfungsstudie, die abermals nur der Kurier als berichtenswert empfand.

Die Presse interviewt Hameseder einen Monat später zu ähnlichen Themen. Er wird aber auch mit kritischen Fragen konfrontiert. Unter anderem wird er gefragt, ob das häufige Vorkommen seiner Person im Kurier an den Eigentümerverhältnissen läge. „Ich verfolge das nicht, wie oft ich wo vorkomme. Das hat keine Relevanz für mich“, antwortet er.

Es ist aber nicht nur Hameseder, dessen Meinung im Kurier eine große Rolle spielt. Auch Michael Höllerer und Heinrich Schaller, Chefs der Landesbanken NÖ-Wien beziehungsweise Oberösterreich, kommen erstaunlich oft zu Wort – an 43 beziehungsweise 26 Tagen. In einem Kurier-Interview sagt Höllerer, er könne die „Sanktionen gegen Russland zwar nachvollziehen“, will „aber auch die Folgen für Europa berücksichtigt wissen“. Heinrich Schaller erteilte im Kurier auch schon mal Forderungen nach einem Gaslieferstopp aus Russland „eine klare Absage“. Die Einschätzungen der Raiffeisen-Manager findet offenbar nur der Kurier spannend – zumindest schafft es kein anderes Medium auch nur ansatzweise, die beiden in drei Jahren so oft zu politischen Einschätzungen zu zitieren.

Auch bei der Berichterstattung zur Einführung strengerer Vergaberegeln für Wohnkredite fällt auf, dass für den Kurier Raiffeisen-Stimmen besonders wichtig waren. Das Thema ist deshalb so spannend, weil es um das Kerngeschäft von Banken geht. Wenn sie weniger Kredite vergeben dürfen, machen sie potenziell weniger Gewinn.

Im Oktober 2022 fordert Hameseder im Interview mit Kurier-Herausgeber Richard Grasl, dass die strengeren Regeln zurückgenommen werden müssen. Diese Botschaft transportiert der Kurier kurz darauf in einem „Rundruf“ des Kurier zu den neuen Kreditvergaberegeln bei acht heimischen Banken, in dem einmal mehr auch Schaller sowie de Raiffeisen Wien Stadtbank vorkommt. Hameseders Meinung wird ebenfalls erwähnt – der ja „im KURIER-Interview kürzlich gar deren komplette Abschaffung“ forderte.

Sogar als der Chef von Österreichs größtem Bankinstitut und Bankenobmann in der Wirtschafskammer, Erste Bank-CEO Willi Cernko, im Kurier über die neuen Vergaberegeln spricht, wiederholt der Kurier die Rücknahme-Forderung Hameseders – zum dritten Mal. Im November kritisiert dann Schaller im Kurier-Interview die Änderungen noch einmal, und ein weiteres Mal im Jänner 2023. Auch Michael Höllerer äußert im nächsten Jahr seine Unzufriedenheit mit den Kreditregeln.

Wer als Kurier-Leser:in die Debatte um schärfere Kreditvergaberegeln verfolgte, wurde also umfangreich darüber informiert, wie unglücklich die Raiffeisen mit der Entscheidung war. Darüber hinaus dürfte sich der Mehrwert dieser Berichterstattung auf die Eigentümerinteressen beschränken.

Mutig und menschlich: Die Raiffeisen-Chefs im Kurier

Raffeisen-Experten sind für den Kurier aber nicht nur dann ein Interview wert, wenn es um Finanzregelungen geht. 2021 veröffentlichte der Kurier mehrere „Mut-Reden“. In die elfteilige Serie schafften es gleich zwei Führungschefs aus dem Raiffeisen-Haus: Reinhard Wolf, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, und Klaus Buchleitner, Chef der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien.

Nicht immer müssen Raiffeisen-Bosse selbst erklären, wie toll sie ihre Dinge machen. Unter dem Titel „Danke, Walter“ veröffentlicht der Kurier im Dezember 2022 eine Sonderausgabe zum Abschied Walter Rothensteiners als Raiffeisen-Generalanwalt. „Walters Zugang, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, bleibt der richtige“, lautet der Teaser zu einem Bericht des stellvertretenden Chefredakteurs Richard Grasl. Das Du-Wort gibt den Ton an. „‚Bei Raiffeisen steht der Mensch im Mittelpunkt und nicht im Weg.‘ Walter, das gilt auch ganz besonders für den KURIER“, beendet Grasl seinen Beitrag schließlich mit einem Zitat aus der Raiffeisenzeitung (der echten). Daneben „ein Danke aus dem Management“, verfasst von Kurier-Geschäftsführer Thomas Kralinger und ein kurzer Umriss vom „Weg des W. Rothensteiner.“ „Rund 1.000 Fotos gibt es von Walter Rothensteiner im KURIER-Bildarchiv“, verrät das Walter-Extra außerdem. Wenig überraschend also, dass uns heute auch Hameseder, Höllerer und Co. immer wieder freundlich aus dem Kurier entgegenlächeln.

Collage aus der Kurier-Sonderausgabe zum Abschied Walter Rothensteiners. Die zitierten Passagen sind hervorgehoben.

Mit den Worten „Erwin Hameseder ist nun auch Galionsfigur des Konzerns nach außen“ heißt der Kurier dann den Nachfolger willkommen, der sein erstes Interview als Generalanwalt natürlich dem Kurier gibt. Dort fordert er erneut, „dass die Bestimmungen für Immobilienkredite zurückgenommen werden“. Man verliert schon leicht den Überblick, wie oft der Kurier die Forderung einer Bank abdruckt, von der vor allem die Bank selbst profitieren würde.

Redaktionelle Werbeeinschaltungen

Den Weltspartag 2022 nutzte der Kurier für einen Lokalaugenschein in zwei Raiffeisen-Bankstellen im niederösterreichischen Herzogenburg sowie auf der Mariahilfer Straße. Filialen anderer Banken werden nicht besucht. Deren Spargeschenke dürften aber auch nicht ganz so besonders sein, denn bei jenen der Raiffeisen ergänzt der Kurier, dass „Wert auf Regionalität“ gelegt werde. Apropos Lokalaugenschein: Als einziges Medium besuchte der Kurier im September 2021 ein Wiener „Regionalzentrum“ der Raiffeisen und bemüht sich dabei, eine Bankfiliale so zu beschreiben, als sei sie etwas wirklich, wirklich besonderes: „Der Welcome Desk steht im Mittelpunkt, der Kassenbereich ist in den Hintergrund gerückt. Ebenso gibt es keinen Outdoor-Bankomaten.“ Es war aber wohl doch eher das schwarz-gelbe Giebelkreuz, das den Kurier anlockte.

Als es am Thementag Zukunft im Juni 2022 um Altersvorsorge geht, wird der „Meine Raiffeisen FondsPension“ als „eine sehr flexible und zugleich lukrative Möglichkeit der Altersvorsorge“ vorgestellt. Andere der „besten Vorsorge-Möglichkeiten“, wie der Untertitel anteasert, bleiben unerwähnt. Gegenüber liest man einen Beitrag über grüne Investmentoptionen der Bank Direct, eine Tochtergesellschaft der RLB OÖ. Diese Artikel schreibt ausnahmsweise kein:e Kurier-Redakteur:in, sondern ein Coporate Publisher, also jemand, der Unternehmen redaktionelle Dienstleistungen anbietet. Als entgeltliche Kooperation gekennzeichnet ist auf diesen Seiten allerdings nur die Werbeeinschaltung der BNP Paribas. Zur selben Zeit schaltet die Raiffeisen auf kurier.at übrigens fleißig Werbungen für das erwähnte Pensions-Angebot.

Raiffeisen-Events, von denen nur der Kurier berichtet

Auffällig ist auch die Konsequenz, mit der der Kurier an diversen Raiffeisen-Events teilnimmt und von dort berichtet. So bieten beispielsweise die Jahrestagungen 2022 und 2023 Anlass für einen zweiseitigen Themenfokus beziehungsweise ein gemeinsames Foto von Erwin Hameseder, Michael Höllerer und Johanna Mikl-Leitner.

Ein Foto von Hameseder mit fünf strahlenden Kindern erscheint anlässlich des Concordia-Kinderkonzerts im Raiffeisen Forum. Auch im Oktober 2023 gefeiert wurde der 175. Geburtstag von Hofzuckerbäcker Gerstner, der seit 2021 im Besitz der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich ist. „Die neuen Besitzer genossen den Ausblick auf die Oper und die berühmten Nachspeisen“, schreibt der Kurier.

Keine dieser Veranstaltungen war den anderen Medien einen Bericht wert.

Auch nicht, als Christian Rainer seinen Profil-Abschied feiert. Der Kurier ist allerdings vor Ort und lichtet Rainer mit dessen Nachfolgerin Anna Thalhammer und Hameseder ab. Profil ist eine Tochter des Kurier Verlags und damit auch im Mehrheitsbesitz der Raiffeisen.

Das Muster zieht sich durch: Auch wenn die RBI ins Wiener Palais Liechtenstein oder Schaller „zu Knödeln und Mostkrapfen“ einlädt, ist der Kurier – wie es scheint, als einziges Medium – dabei. Das gilt auch für die Verleihung des Sicherheitsverdienstpreises der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien oder das „Herbstfest von Raiffeisen NÖ-Wien in Grafenegg“, zu dem nicht mal in den Niederösterreichischen Nachrichten etwas geschrieben wurde.

Ein Fixpunkt in der Berichterstattung des Kuriers ist auch das jährliche Konzert „Klassik unter Sternen“. Hauptsponsor: Raiffeisen NÖ-Wien. „Klassik-Fan“ Hameseder sagt im Kurier anlässlich des Events mäßig erhellende Dinge wie: „Musik verbindet die Menschen“, und wird stets prominent abgelichtet.

Collage aus Kurier-Artikeln, in denen Raiffeisen-Personen als Promis dargestellt werden.

Die Liste ist beliebig lang fortsetzbar. Wer uns das nicht glauben will:

Hier eine Liste an Raiffeisen-Erwähnungen im Kurier, die sonst niemanden interessiert

  • Dass Karoline Edtstadler und Wolfgang Sobotka beim Opernball 2023 zu Gast in der Raiffeisen-Loge waren, während sich RBI-Chef Johann Strobl in der Mittelloge umsieht
  • Dass Hameseder im September 2022 mit dem Malteser-Orden „Gran Ufficiale con Spade Pro Merito Melitensi“ ausgezeichnet wurde
  • Dass Hameseder in Niederösterreich als „Manager mit Herz für Kultur“ ausgezeichnet wurde
  • Dass Hameseder vom Industriemagazin zu einem der „1.000 wichtigsten Manager und Managerinnen des Landes“ gekürt wurde
  • Dass die Raiffeisen NÖ-Wien 20 neue Lehrlinge aufnimmt (während 200 neue Lehrlinge bei den Wiener Stadtwerken im selben Jahr unerwähnt bleiben)
  • Dass die Raiffeisenlandesbank NÖ- Wien seit 2019 „Leading Employer“ ist
  • Dass Wertpapierkompetenzzentrum und das Private Banking der „Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank“ übersiedelte
  • Dass die RBI 2022 30 Tage remotes Arbeiten anbietet
  • Dass 100.000 Raiffeisen-Kunden im Burgenland „Mein ELBA“ nutzen
  • Dass Raiffeisen Continuum mit dem Apothekerverband ein „Apothekennachfolgemodell“ entwickelt hat
  • Dass zu einer Opernpremiere in Salzburg 2021 neben Vivienne Westwood und Model Kerstin Lechner auch Heinrich Schaller kam
  • Dass der burgenländische Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank Rudolf Könighofer im August 2021 zum Kommerzialrat ernannt wurde
  • Dass die Raiffeisen NÖ-Wien ihren Frauenanteil erhöhen will (Beweisfoto: Hameseder umringt von Raiffeisen-Funktionärinnen)

In guten wie in schlechten Zeiten

Mit guten Nachrichten zur Raiffeisen-Gruppe geht man im Kurier also nicht sparsam um. Zurückhaltend ist man allerdings bei Negativschlagzeilen.

Es lohnt sich ein Blick zurück in den März 2021, als die RBI zur Präsentation ihrer Jahresbilanz lud. Die Presse, Der Standard, Kleine Zeitung und Salzburger Nachrichten berichten davon mit einem Fokus auf die Schwierigkeiten der RBI mit Fremdwährungskrediten in Polen und das niedrigere Kreditwachstum aufgrund der Pandemie. „Franken-Kredite in Polen belasten RBI“ titelt beispielsweise Die Presse.

Anders im Kurier: Er zitiert Strobl, der das Ergebnis unter den „Umständen“ eines ungewöhnlichen und schwierigen Jahres als gut bezeichnet. Für den geringeren Nettogewinn gäbe es außerdem gute Gründe und das Kreditwachstum werde sich rasch beschleunigen. Auf das „Problem in Polen“ geht der Kurier erst ganz zum Schluss ein. Zuerst findet er noch die Wachstumschancen am tschechischen Markt nennenswert. Die Marginalspalte widmet er den Klima-Bemühungen der RBI.

Der Fall Sberbank

Als der Falter Pläne der RBI zum Kauf der russischen Sberbank aufdeckt, berichten Standard, Presse, Salzburger Nachrichten und Tiroler Tageszeitung in ihren Printausgaben ausführlich. Der Kauf hätte nichts Geringeres bedeutet, als ein Einzahlen in Putins Staatskasse. Als die Geschichte publik wird, erscheint im Print-Kurier lediglich eine kurze Meldung. Die Grünen stellen daraufhin sogar eine parlamentarische Anfrage an das Finanzministerium. Das bleibt im Kurier vorerst unerwähnt.

Erst am 16. März, also über zehn Tage nach den anderen Medien, berichtet der Kurier wieder über das „Tauschgeschäft RBI mit Sberbank?“, im Print ist der Artikel abermals nur wenige Zeilen lang. Online ist der entsprechende Bericht zwar deutlich länger, die parlamentarische Anfrage der Grünen wird aber auch hier nur zum Schluss kurz erwähnt.

Viel Platz gibt es hingegen am 31. März für einen Artikel mit der Überschrift „Neue Russland-Strategie der RBI“ anlässlich der RBI Hauptversammlung. Zur Sberbank schreibt der Kurier dort nur, dass die Pläne vom Tisch seien. Im Artikel lautet eine Unterüberschrift übrigens „Absurder Vorwurf“ – sie bezieht sich auf jene Kritiker, die meinen, die RBI wolle sich in Russland bereichern. Es handelt sich hierbei eigentlich um ein Zitat von Hameseder – der Kurier verzichtet aber auf Anführungszeichen.

Diese augenscheinliche Hofberichterstattung des Kurier über ihren Haupteigentümer ist aus mehreren Gründen problematisch. Zwar ist es kein Geheimnis, dass der Kurier mehrheitlich der Raiffeisen gehört. Das steht aber nicht bei jeder Erwähnung von Raiffeisen im Kurier dabei. Leser:innen, die die Eigentumsverhältnisse nicht kennen, werden so durch den offensichtlichen Interessenkonflikt getäuscht.

Was sagt der Kurier zu all dem? Auf Anfrage lässt Chefredakteurin Martina Salomon wissen, dass zwar keine „Stricherlliste“ der Erwähnungen geführt werde, der Kurier aber „über Entwicklungen bei allen großen österreichischen Wirtschafts- und Industriebetrieben konstruktiv und sachlich“ berichtet. Man könne außerdem „ganz unbesorgt sein“, dass sich der Kurier seiner Verantwortung bewusst sei und journalistische Unabhängigkeit garantiert werde.

Nur: Wie alle anderen Zeitungen auch, kämpft der Kurier mit sinkenden Einnahmen, weil einerseits die Werbung zu Online-Konzernen abwandert, und andererseits viel weniger Menschen als früher Abos abschließen. Einen zahlungskräftigen Eigentümer zu haben, ist da ein großer Vorteil. Besonders freundlich und unkritisch über diesen zu berichten, macht aus finanziellen Überlegungen also Sinn. Mit unabhängigem Journalismus hat das aber wenig zutun.


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Dieser Artikel entstand im Rahmen des Master-Studiums für Journalismus an der FH-Wien. Die Recherche wird parallel auch im Falter veröffentlicht

 

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1 Kommentar(e)

Markus - Am 25. March 2024 um 16:42

In einem Land der wo der Kurier unter der Ägide der Giebelkreuz-Kritzlerin Salomon als Zeitung durchgeht gelten Kurz und seine korrupte türkise Gang nach wie vor als Helden.