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Krone: Mund-Propaganda

So harmlos kommt er daher, dieser Gesundheitstipp in der heutigen Kronen Zeitung. Im Schafspelz bis kurz vors Finale, als würd’s wirklich nicht um Umsatz gehen. Und dann noch als vertrauenswürdige Empfehlung eines Arztes, nicht anonym von irgendwo aus USA, sondern von quasi nebenan. Das ist schon wirklich gut gemacht:

(Für Artikelkontext bitte Bild anklicken)

Ohne Ironie, kurz war ich selbst so weit, mir gleich heute so einen Kaugummi zu besorgen. Die Kunst ist ja auch, die Leute glauben zu machen, dass sonst bis zum Abend die Zähne verfaulen. Aber faul ist hier was ganz anderes…

Links (ungekürzt): der redaktionelle „Krone“-Artikel vom 22.9.
Rechts (gekürzt): Presseaussendung des Kaugummiherstellers Wrigley vom 14.9.

Krone:

Zwei von drei Österreichern haben mittags keine Gelegenheit, Zähne zu putzen — so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage. Aber auch wer häufig unterwegs ist, kann leicht auf Mundhygiene achten.

Wrigley:

Nur rund jeder 3. Österreicher hat laut einer 2011 durchgeführten Market-Umfrage mittags Gelegenheit zum Zähneputzen. Fazit: Auch wenn man viel unterwegs ist, kann man zwischendurch einiges für Mundhygiene und Zahngesundheit tun.


Krone:

Tagsüber nach Möglichkeit auf zu süße oder scharfe Speisen verzichten. Vorsicht, Softdrinks sind Zahnschmelzkiller Nummer 1!

Wrigley:

Verzichten Sie mittags unterwegs nach Möglichkeit auf zu süße oder scharfe Speisen […] Softdrinks sind die Zahnschmelzkiller Nummer 1!


Krone:

Nach dem Essen (das gilt auch für Snacks!) den Mund gründlich mit Wasser ausspülen und nach Möglichkeit Zahnseide verwenden.

Wrigley:

Nach jedem Essen oder Snack sollten zumindest die groben Speisereste entfernt werden. Verwenden Sie nach Möglichkeit Zahnseide und spülen Sie den Mund auch nach kleinen Mahlzeiten regelmäßig kräftig mit Wasser aus.


Krone:

Am besten nach jeder Mahlzeit oder süßen Getränken auf zuckerfreien Kaugummi setzen. 10 bis 20 Minuten im Mund behalten. „Dadurch werden vermehrt Speichel gebildet und Säuren neutralisiert“, erklärt Zahnarzt DDr. Paul Moser aus Großgmain, Salzburg.

Wrigley:

Der Haupteffekt des Kauens von zuckerfreien Kaugummis liegt in der erhöhten Speichelproduktion, die eine Neutralisation des Säuregehaltes […] zur Folge hat. […] Gekaut werden sollte idealerweise nach jedem Essen oder Trinken, wenn Zähneputzen nicht möglich ist. Studien zufolge ist eine Kauzeit von 10-20 Minuten […] optimal. „Zuckerfreier Kaugummi stellt eine sinnvolle Ergänzung der täglichen Zahnpflege dar[…]“, erklärt DDr. Moser [Facharzt für Zahnheilkunde in Salzburg]


Oder vielleicht doch lieber ne Karotte…?


Kurier: Der kleine Unterschied
"Die Presse": Kommentare zu verkaufen!

7 Kommentar(e)

Anna - Am 22. September 2011 um 11:23

Ich bin selber Zahnarztassistentin und muss euch heute ein wenig in den Rücken fallen-natürlich ist es gut gemachte Schleichwerbung, jedoch ist an den Tipps nichts auszusetzen da kein Firmenname eines Kaugummiherstellers steht was grundsätzlich einmal bedeutet das keine konkrete Firma angegeben wird sondern nur gesagt wird das Kaugummikauen nicht schlecht ist eben wegen der Speichelflussanregung. Was jedoch kompletter Humbug ist dass das Kaugummikauen das Zähneputzen ersetzt- DEM IST NICHT DER FALL!

Also immer schön morgens und abends Zähne putzen 😉

holger - Am 22. September 2011 um 11:27

ist das schon schleichwerbung? nirgends wird das Produkt erwähnt oder der Hersteller. das ist imho eigentlich“nur“ faulheit 😛

Einer - Am 22. September 2011 um 11:34

Ich seh da auch nicht so sehr die Schleichwerbung als viel eher die Faulheit des Autors.

Helge Fahrnberger - Am 22. September 2011 um 11:37

Unsere Definition für Schleichwerbung ist: Uns beschleicht der Verdacht, hier soll für etwas geworben werden. In dem Fall für das Kaugummikauen. Da spielt keine Rolle, dass das medizinisch vielleicht ratsam und das Motiv Faulheit ist – wir wollen aufzeigen, wenn hinter einer „Nachricht“ Spin steht.

Irene - Am 22. September 2011 um 12:43

Grundsätzlich finde ich eure Aktion gut, hier schießt ihr aber doch ein wenig übers Ziel hinaus, meine ich. Natürlich weiß man, dass Medien umso eher geneigt sind, redaktionelle Berichte auch mit Nennung eines Firmennamens zu versehen, je mehr Geld fließt. Und Wrigley ist vermutlich sowieso Marktführer, jede Steigerung der Tätigkeit „Kaugummikauen“ geht daher wahrscheinlich zu Gunsten von Wrigley. Soweit, so gut.

Aber.

Die Übernahme von Pressetexten an sich ist keine Schleichwerbung, ich hoffe, da sind wir uns zumindest einig. Und man könnte doch auch vermuten, dass die Krone bei Wrigley wegen eines Geldbeitrags angefragt hat und die verneint haben, und dass deshalb der Firmenname nicht genannt ist, oder? (Nein, übrigens: Ich arbeite weder für Wrigley noch für die Kronen Zeitung). Also: Viel Lärm um nichts.

Helge Fahrnberger - Am 22. September 2011 um 17:35

Die Krone lässt hier einen Mediziner als unabhängigen Experten zu Wort, der Kaugummikauen als besonders gesund anpreist, verschweigt dabei aber, dass dieser Experte in einer Aussendung von Wrigley’s zur Krone gesprochen hat, also von Unabhängigkeit keine Spur.

Das dürften diejenigen, die die Vorgangsweise der Krone verteidigen (hier und auf Facebook) möglicherweise übersehen haben.

Dan - Am 23. September 2011 um 01:05

Die Firma Wrigley wirbt schon seit Jahren mit dem pH-Wert im Mund für Orbit Kaugummi. Wenn die Krone diesen Artikel aus Faulheit mehr oder weniger übernommen hat ohne dass Wrigley dafür bezahlt hat, dann hat die PR-Abteilung von Wrigley ihre Arbeit wirklich gut gemacht.