Ein unrepräsentativer Blick auf die Bildquellen der Seite-1-Aufmacher der letzten 14 Kurier-Ausgaben zeigt: Nur ein Foto war klar als tagesaktuell identifizierbar (Glückwunsch an Thomas Morgenstern!), dafür stammen gleich sechs der Aufnahmen von der „Microstock-Bildagentur“ (Eigendefinition) Fotolia, Kobuk-Lesern schon durch die Wiederauferstehung der DDR bekannt.
Die gezeigten drei Beispiele, „Silvester Glücksschwein„, „Drogen“ und „Zeichnen„, sind gemeinsam für ein paar Euro zu haben.
Die genaue Verteilung der Bildquellen (mehr als 14, da einige Bildmontage mit mehreren Quellen):
- 6x Fotolia
- 3x APA
- Je 2x Corbis, der Fotograf selbst, sowie eine andere Bildagentur
- Je 1x AP und Reuters
Damit ist Fotolia seit dem 27. 12. an knapp jeder zweiten Titelseite des Kurier, dem vermutlich „teuersten“ Platz im Blatt, beteiligt. Nicht uninteressant, wenn man die Eigendefinition der Agentur betrachtet:
Fotolia ist eine internationale Microstock-Bildagentur. Microstock bedeutet Fotografie zu einem extrem niedrigen Preis. Die Bilder bei Fotolia sind ausnahmslos lizenzfrei, d.h. ohne Aufpreis zeitlich, örtlich und unabhängig von der Auflage einsetzbar.
Aktueller und hochwertiger Bildjournalismus sieht eher anders aus.
11 Kommentar(e)
Ich sehe es nicht besonders kritisch, dass der Kurier sehr häufig Bildagenturfotos benutzt.
Etwas anderes ist es, wenn Medien die Auswahl der Symbolfotos total verhauen oder Symbolfotos als Abbildung aktueller Ereignisse erscheinen lassen.
eigenartig, dass kobuk als hauptkriterium für gute titelgestaltung den preis des fotos heranzieht. „Aktueller und hochwertiger Bildjournalismus“ setzt demnach voraus, dass das Bild mindestens … Euro kostet? Schwacher, konstruierter post. warum so verkrampft?
Hm. Ich verstehe die „Problematik“ dahinter nicht. Was ist falsch daran, auf Agenturbilder zurückzugreifen? Die Bilder sind zwar
vielleicht an sich nicht neu, aber passen mMn thematisch.
Außerdem heißt es bei den meisten Redaktionen: sparen, sparen, sparen – auch bei (Verträgen mit) Bildagenturen. Natürlich wird da eher zu Agenturen gegriffen, die günstiger sind. Heißt ja nicht, dass die Bilder „schlecht“ sind.
Also ich find’s ein interessantes Schlaglicht auf einen Spardruck (nehm ich an), der mir vor diesem Artikel so noch nicht bewusst war. Und man stelle sich mal vor, z.B. die ZIB würde regelmäßig mit billiger Konservenware aufmachen… 😉
Du hast schon recht mit Bild-Journalismus hat das alles nichts mehr zu tun. Bildreportagen sind ja im Kurier seit Jahren kaum mehr zu finden.
Bildjournalismus ist ein Zeichen von Qualitätsjournalismus und bedarf halt mehr als ein schnelle ausgesuchtes Agenturbild und einen Montage im Stil der 80 er Jahre.Mit Bildreportagen vom Frühstückstisch der Promis ( seit Jahren im Sonntagskurier) gewinnt man auch keine Leser. Liegt eher an der inhaltlichen Ausrichtung des Kuriers . Mehr Promis weniger Inhalte und Reportagen ? Personalknappheit ? Kostendruck ? mangelnder Geschmack ? völlige Ignoranz und Unfähigkeit was Bilderauswahl anbelangt ? dort gibts ja angeblich bald einen neuen Artdirector. Ich wünsche ihm viel Glück ! 🙂
Das ist doch kein Schlaglicht auf den Spardruck in Redaktionen, sondern die erstaunliche Erkenntnis, dass Silvester Ende Dezember liegt.
@Hans Kirchmeyr: Wenn das die Aussage sein soll, dann kommt die aber im Beitrag nicht wirklich rüber.
@ Marlene: Ich les halt gern zwischen den Zeilen :-}
ich sehe das wie meine vorredner. im beitrag scheint die kritik nur mit dem preis der bilder zusammenzuhängen.
„Die gezeigten Beispiele […] sind gemeinsam für ein paar Euro zu haben.“
„Damit ist Fotolia [..] an knapp jeder zweiten Titelseite des Kurier, dem vermutlich ‚teuersten‘ Platz im Blatt, beteiligt.“ Auszug aus der Eigendefintion von Fotolia: „Microstock bedeutet Fotografie zu einem extrem niedrigen Preis. “
außer ein „ja, und?“ fällt mir dazu nicht viel ein, zumal eine inhaltliche kritik an dieser vorgehensweise nicht geäußert wird…
Ich finde es bemerkenswert, dass eine Tageszeitung mit so vielen „Bildern von der Stange“ und so wenig Tagesaktuellem agiert. Die Kosten sind da eine einleuchtende Erklärung. Jedenfalls für eine Tageszeitung fast sowas wie eine fortwährende Themenverfehlung.
1. Man kann darüber streiten, ob es im Jahr 2011 Aufgabe einer Tageszeitung ist, mit einem „tagesaktuellen“ Bild aufzumachen. (Nachrichtenagentur-Foto? Oder Motto „auch wir hatten einen Fotografen auf bei de Event, bei dem alle waren und dessen Bilder ihr gestern online gesehen habt“?)
2. Aus Leser-Sicht sind Preis und Stock-Agentur völlig irrelevant für die Qualität des Aufmacher-Fotos.
3. Mit allem anderen hat der Autor recht.