Wir recherchieren nach,
damit ihr nicht müsst.

Mit ihrer heutigen Kampagne hat die deutsche BILD wieder einmal bewiesen, dass sie sich nicht einmal die Mühe machen, ihren Lesern Objektivität vorzugaukeln. Mit völliger Selbstverständlichkeit schreibt BILD-Redakteur Daniel Cremer über den „Deutschland sucht den Superstar“ Kandidaten Menowin Fröhlich auf Bild.de:

„Aber darf so ein Typ Superstar werden? BILD sagt: NEIN!“

Die Begründung, warum er denn nicht gewinnen darf, hält sich nicht mit seinen Gesangsqualitäten auf. Kriminelle Vergangenheit und uneheliche Kinder erscheinen dem Autor wichtiger zu sein als Gesangstalent. Und da Menowin offensichtlich singen kann und demnach die Gefahr besteht, dass er am heutigen Samstag auch die siebte Staffel von „DSDS“ gewinnt, zieht BILD jetzt alle Register:

Heute startet BILD tatsächlich eine Kampagne, ganz offiziell. (…) Menowin Fröhlich soll nicht gewinnen! (..) Menowin ist einfach kein Superstar. Er wird nie einer werden!

Bei dieser unverblümten Art der Stimmungsmache hat die BILD wieder einmal bewiesen, dass sie mit objektivem Journalismus wirklich so überhaupt gar nichts am Hut hat.

Heute morgen um 8:00 Uhr ging folgende OTS-Meldung in den Äther:

„profil“: Abwehramt droht Zerschlagung

Bereits zwei Stunden später eine weitere OTS-Meldung:

„profil“: Heutige „profil“- Aussendung zu Abwehramt ist Zeitungsente

Sehr löblich, dass die Mitarbeiter der Presseabteilung im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport auch am Wochenende ihrer Arbeit nachgehen und das mit einer für Beamten ungewohnten Geschwindigkeit. Nun bleibt abzuwarten, ob der Artikel in der am Montag erscheinenden Profil-Ausgabe (2010/16) auch abgedruckt wird.

Bild: Knipsermann, „Zeitungsente!“ Some rights reserved

Twitter nimmt nicht nur Journalisten sondern auch Medienkritikern ab und an die Deutungshoheit. Deshalb ohne weiteres Kommentar:

„Österreich“, 16. April 2010 (Großansicht):

Daraufhin Armin Wolf auf Twitter (hier):

Und:

Die „Österreich“-Journalistin Isabelle Daniel verteidigt ihren Kollegen:

Daraufhin wieder Wolf:

Köstlich.

Die RedakteurInnen von Oe24.at dürften durch die vielen Erdbebenkatastrophen in den letzten Monaten schon ganz verwirrt sein. Ansonsten hätten sie im Bericht über das verheerende Beben in China wohl nicht ein Youtube-Video von der Zerstörung in Chile eingebunden. Da hat sich jemand bei der Suche nach geeignetem Bild-Material sichtlich viel Mühe gemacht. Gut, immerhin fangen beide Länder mit „Chi“ an…

Screenshot: Oe24.at


Zum Glück ist „Die Presse“ kein Arzt. Sonst hätt ich ein bisserl Angst vor der nächsten Spritze mit 1,0ml Wirkstoff (von der Mehrbelastung für die Krankenkassen ganz zu schweigen).

Ein weltbekannter Promi, eine romantische Landschaft und eine grausam zugerichtete Leiche: Das ist der Stoff aus dem Träume gemacht sind, zumindest die eines Boulevardjournalisten. In unserem Fall ist die romantische Landschaft der Comer See, der weltbekannten Promi heißt George Clooney und auch die Leiche gab es tatsächlich. Die Mischung  ist perfekt und dementsprechend groß war das Medieninteresse. Blöd nur, dass die Leiche und Clooney so gar nicht zusammenpassen wollten. Denn wie das BildBlog berichtete, trieb die Leiche bereits mehrere Tage im 146 Quadratkilometer großen Comer See als sie „weniger als einen Kilometer“ entfernt von Clooneys Villa gefunden wurde. Dem Schweizer „Blick“ war das nicht nah genug und aus „weniger als einem Kilometer“ wurden prompt „wenige Meter“.

Diesem Augenmaß schloss sich auch bild.de an, bis die Frauenleiche auf netplosiv.org letztlich direkt vor dem Haus des Hollywoodstars aufgefunden wurde. Auch die Online-Ausgabe der Zeitung „Österreich“ wollte dem um nichts nachstehen und packte die Angabe gleich in die Überschrift. Bei „Österreich“ hat man aber natürlich auch selbst recherchiert und Clooneys Haus unter die Lupe genommen: „Umgeben ist es von riesigen Mauern und damit absolut blickdicht. Es dürfte also unwahrscheinlich sein, dass er selbst die Leiche entdeckt hat.“ Diese Logik ist freilich bestechend. Eigentlich schade, dass die riesigen Mauern nirgends zu sehen sind.

Falschmeldungen dürfte Clooney aber bereits gelassen sehen. Erst im Februar 2010 berichteten Medien über seinen angeblichen Hausverkauf. Und das kommentierte er dann so: „Die Geschichte ist erfunden, von anderen aufgegriffen und hiermit dementiert worden. Ende eines neuen Tages mit falschen Meldungen“. Dem kann man wohl nichts mehr hinzufügen.

Bild: Haus von Clooney. cc Holly Hayes

Unter Mitarbeitern des Studiengangs Journalismus der Grazer Fachhochschule Joanneum tobt ein schmutziger Kampf, der inzwischen die Öffentlichkeit erreicht hat. Im Raum stehen Urkundenfälschung, Verleumdung und so einiges mehr. Gekämpft wird auch und vor allem über Medien, die Akteure verstehen ihr Handwerk schließlich.

Für Kobuk wird es dann interessant, wenn sich einzelne Redakteure allzu offensichtlich instrumentalisieren lassen, oder zumindest „vergessen“ auf mögliche Interessenskonflikte hinzuweisen. So geschehen beim heutigen Artikel in der „Presse“ zur Causa.

In diesem schreibt der Presse-Redakteur Alexander Bühler, ein ehemaliger Lehrbeauftragter der FH und laut Beobachtung eines Studenten mit einem Hauptakteur des Intrigenstadels befreundet, aus der scheinbaren Warte der Objektivität über die Causa, ohne auf seine Befangenheit hinzuweisen.

Der Studiengangsleiter Heinz M. Fischer, je nach Perspektive mutmaßlicher Unkundenfälscher oder Opfer einer Schmutzkübelkampagne, beklagt diese Befangenheit in einem offenen Brief an Presse-Chefredakteur Fleischhacker:

Mit gewissem Erstaunen, wohl aber auch mit einer bestimmten Irritation habe ich in der heutigen Ausgabe der Presse den Artikel „Gefälschte Tests, unfaire Noten? Anzeigen gegen Grazer FH“ rezipiert; eröffnet er mir doch neue, bisher unbekannte Perspektiven von Qualitätsjournalismus, für den die Presse angeblich steht (oder gestanden ist), diesen Anspruch womöglich aber auch schon über Bord geworfen hat.

Studierende der FH haben inzwischen eine Facebook-Page gegründet, mit der sie ihre Uni gegen die „lächerlichen“ und „an den Haaren herbei gezogenen“ Vorwürfen in Schutz nehmen wollen.

Disclaimer: Ich bin mit dem FH-Lehrer Heinz Wittenbrink, der laut Eigendarstellung in dieser Sache befangen ist, befreundet.

Update: Michael Fleischhacker hat auf den offenen Brief geantwortet. Auf den Vorwurf der Befangenheit geht er jedoch nicht ein.

Die Qualität der Medien ist immer auch ein Indiz für die Qualität der Demokratie, meint der Schweizer Mediensoziologe Kurt Imhof. Welche dramatischen Auswirkungen medialer Qualitätszerfall haben kann, erklärt er im bemerkenswerten Interview auf science.orf.at.

(Foto cc practicalowl)

Da Sie gerade diesen Artikel lesen, ist Ihnen vermutlich aufgefallen, dass Kobuk.at mittlerweile mit vollem Elan am Start ist. Doch auch ein Medien-Watchblog kann sich mal irren. So geschehen auf der Facebook-Page von Kobuk, in der voller Stolz über die 25 neuen Publizistik-Studenten berichtet wurde, die nun am Blog mitwirken:

Blöd nur, dass ca. ein Drittel dieser Studierenden eigentlich vom Informatik-Institut stammen und nur „leihweise“ am Publizistik-Institut studieren. Aber was wäre ein Watchblog wenn man sich nicht auch mal selbst überwachen würde?

In der Sonntagsausgabe von „Österreich“:

Das sind die besten Adressen für Netzwerker […]
www.twitter.com 150 Zeichen, die die Welt bedeuten — hier postet jeder, der wichtig ist.

Netzwerker wissen: Das sind genau zehn Zeichen zuviel.
Aber gut, das behaupten manche über „Österreich“ auch.

Via @snuup, @jakkse, @ClaudiaZettel, @noxvobiscum, @stoffl_p, @robertharm, @kaphorst