Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Wie geschickt McDonald’s das PR-Geschäft beherrscht, sieht man alleine daran, dass auf Wikipedia das ehemals seitenlange Kapitel „Kritik“ (hier eine Archivversion) mittlerweile vollständig aus dem Inhaltsverzeichnis verschwunden ist — die Konkurrenz hatte da bislang nicht so viel Glück.

Auf derStandard.at hat der Konzern nun aber einen PR-Coup gelandet, der neue Maßstäbe setzt: Über rekordverdächtige 23 (!) Fotoseiten hinweg zieht sich die brave Nacherzählung einer von McDonald’s gesponserten Landpartie für Journalisten.

Kopiert man die Bildtexte der Klickstrecke ungekürzt auf eine einzige Bildschirmseite, dann sieht das so aus (keine Sorge, das muss niemand lesen, das Vollzitat soll nur den enormen Umfang illustrieren — alle PR-untauglichen Abschnitte, die journalistische Distanz erkennen lassen, habe ich farblich hervorgehoben):

Nur stressfreie Erdäpfel werden Pommes

Zwei rote Erntetraktoren durchpflügen die schwarze Erde des Erdäpfelackers einen Steinwurf von der tschechischen Grenze entfernt. Hier, wo sich Maisfeld an Weingarten und Rapsacker an Erdäpfelfeld schmiegen, die Pulkau durchs Land fließt, gleich hinter Hollabrunn, hier hat die Erntezeit begonnen. Seit einigen Tagen fahren Erntehelfer mit den Traktoren über die Äcker und sortieren schon einmal vor, was die Erde des Weinviertels so hergibt.

Maximilian Hardeggs 60-Hektar-Feld gibt einiges her, nämlich Erdäpfel der Sorte Innovator (im Bild). Was ein bisschen noch [sic!] dem neuesten Superhelden eines Comics klingt, sind im echten Leben jene Kartoffeln, aus denen, wenn sie einmal groß sind, die Pommes Frites bei McDonald’s werden. Die Fastfood-Kette gerät schließlich auch immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik, an der immer dicker werdenden Gesellschaft schuld zu sein. In den USA legen sich Ärzte und Eltern mit dem Laberl-Brater an, vor allem die Kindermenüs sorgen da für Ärger. Gerade Pommes sind nicht gerade als Schlankmacher bekannt, auch wenn der Rohstoff eigentlich unbedenklich ist.

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Deswegen ist auch am angeblich heißesten Tag des Sommers eine Journalistentruppe mit dem Bus aus Wien ins ferne Niederösterreich angereist, um sich nun am Acker wiederzufinden. Das Ziel: Den Weg des Erdapfels bis zur Pommes nachgehen, vom Acker bis in die Papp-Schachtel.

Unter der sengenden Hitze haben es die Schaulustigen sicher besser, als die Erntehelferinnen auf dem Traktor, die schon seit dem frühen Morgen ein ums andere Mal die Kartoffel grob von Erde reinigen und vorsortieren.

150 Millionen Gäste habe man im abgelaufenen Jahr bedient, erklärt Andreas Schmidlechner, Marketing-Chef von McDonald’s Österreich. Auch wenn die Kette international agiert, in Österreich will man vor allem den Geschmack der Österreicher treffen. Und das sieht man dann auch bei den Pommes, so Schmidlechner. (Im Bild, v.l.n.r.: Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA Marketing, Maximilian Hardegg, Andreas Schmidlechner, Marketing-Chef bei McDonald’s Österreich, Gerfried Pichler, Geschäftsfüher von Frisch & Frost mit Innovator)

Vorwiegend österreichische Produkte zu verwenden, das hat man sich bei McDonald’s Österreich auf die Fahnen geheftet. Zu ungefähr zwei Drittel schaffe man das auch, so Pressesprecherin Ursula Riegler: Eier aus Freilandhaltung, Rindfleisch oder Gemüse mit dem AMA-Gütesiegel, das alles steht am fixen Speiseplan. Schwierig werde es mit der rein österreichischen Qualität nur da, wo entweder die benötigten Mengen nicht produziert werden können, wie zum Beispiel beim Geflügelfleisch, oder wo einfach saisonal nicht immer alles innerhalb Österreichs verfügbar ist, wie beim Salat oder den Gurken.

Die Erdäpfel kommen laut eigenen Angaben jedenfalls zu 100 Prozent aus heimischem Anbau. Zum Beispiel eben von Maximilian Hardeggs Gut in Niederösterreich. Sein Hof ist eine sogenannte Flagship Farm. Ein Konzept, mit dem McDonald’s in ganz Europa einerseits vorzeigewürdige Landwirtschaften auszeichnet, andererseits auch Anschauungsmaterial in Sachen Best Practice aufzeigen will. Elf solche Betriebe gibt es über den Kontinent verteilt, alle in verschiedenen Bereichen. Der Vorzeige-Erdäpfelbauer zeigt, was ihm wichtig ist.

Hardegg legt sehr viel Wert darauf, dass seine Landwirtschaft nicht die Gegend zerstört. Biodiversität und Kreislauflandwirtschaft sind die Schlagwörter, hinter denen sich eine Vielzahl an Maßnahmen und Grundsätzen verbergen: Die Ackerflächen sind relativ klein. Dafür ziehen Baumreihen, Sträucher, aber auch Wasserverläufe der Pulkau natürliche Trennlinien zwischen den Feldern. Das fördere und garantiere Lebensraum für Getier, erklärt Maximilian Hardegg. Und was für Singvögel und Wild nicht schlecht ist, ist es für den Menschen wohl auch nicht.

Für die Innovator-Erdäpfel, aus denen dann die McFries werden, gilt, was Kartoffeln so gemein ist: Sie mögen keinen Stress. Und stressen lassen sich die Knollen vor allem durch das Wetter: Zu wenig Regen mögen sie genauso wenig wie zu viel. Heuer sei ein ganz gutes Jahr gewesen, meint Obergutsverwalter Herbert Eder (im Bild). Was die Menschen eher stresste, nämlich das miese Wetter der vergangenen Wochen, ließ die Erdäpfel prächtig gedeihen, auf zusätzliche Bewässerung konnte verzichtet werden.

Der Erntetraktor tuckert ohne Unterlass über das Feld – wenn er voll ist, dann wird gleich auf die Lkws verladen. Dass die maschinelle Ernte so einwandfrei funktioniert, liegt vor allem daran, dass es keine Steine in der Erde gibt, das Aussortieren auf dem Wagen also recht schnell geht, vor allem solange die Erde sich noch nicht durch überlange Trockenheit verfestigt hat. Im Moment reichen zwei Erntehelfer, die vorwiegend aus dem benachbarten Tschechien kommen, am Wagen aus. Bis zu zehn könnten es aber schon werden, wenn sich die Bedingungen ändern, erklärt der Obergutsverwalter.

Innovator-Kartoffel sind eine helle Sorte, sie zeichnen sich durch eine „relative Weißfleischigkeit“ aus, sagt der Fachmann. Für McDonalds ist das auch wichtig, zu gelbe Pommes will man nicht. Auch nicht zu weiße, darauf stehen nämlich eher die Nachbarn aus Deutschland, weiß Schmidlechner zu erzählen. Die Innovator-Erdäpfel seien perfekt, gleichmäßig mehlig und eben nicht zu gelb. Jene Knollen, die gerade aus der Erde des Weinviertels gehoben wurden, müssen derzeit sofort verarbeitet werden. Noch können die Kartoffeln nicht gelagert werden, damit beginne man erst im Herbst.

Exkurs: Dieser Innovator ist zu klein, er wird nicht zu Pommes. Seine Zukunft ist ungewiss.

Gut, dass der Erdäpfel-Verarbeiter Frisch & Frost nicht weit weg ist. Aus bis zu 110.000 Tonnen Erdäpfeln produziert der Tiefkühlspezialist 50.000 Tonnen Pommes, erklärt Gerfried Pichler, Geschäftsführer von Frisch & Frost. 8.500 Tonnen davon gehen an McDonald’s Österreich, weitere 28.200 Tonnen an die Dependancen der Fastfoodkette in Italien, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Slowenien.

Für Zahlenfreaks: Täglich produziert das Hollabrunner Unternehmen 69 Millionen Pommes Frites, davon werden ungefähr 45.000 im Labor auf Herz und Nieren überprüft. Bevor sie aber dahin gelangen, muss aus der Knolle erst einmal ein Stäbchen werden. Und das geht so:

Direkt vom Lkw gelangen die Frisch & Frost-Kisten mit dem wertvollen Kartoffel-Inhalt in Lagerhallen oder direkt auf die meterlangen Förderbänder. Und so ein Pommes hat eine lange Beauty-Prozedur hinter sich, bevor es auf dem Teller oder in der roten Papp-Schachtel landet.

Weil das alles auch hygienetechnisch ein sensibler Bereich ist, werden wir Besucher in kleidsame Vlies-Mäntelchen gehüllt und müssen Schmuck und anderen Kram ablegen. Auch für die Haarpracht gibt’s ein schmuckes Netz – für die Besucher ein grünes, für die Mitarbeiter ein weißes. Damit man von der Weite sieht, wer Plan hat und wer nicht.

Zuerst werden die Erdäpfel mechanisch gereinigt, also von Erde befreit. Dann kommt ein ordentliches Bad dran, damit auch der letzte Rest vom Dreck weg ist. Heiß ist es in der Wasch- und Reinigungsanlage.

Bei den weiteren Schritten wird es aber noch heißer. Auf rutschigem Boden kann man den Erdäpfeln zusehen, wie sie noch mit Schale, ein paar Meter weiter schon nackt, also geschält, unablässig weiter auf Förderbändern durch die Halle gleiten. (im Bild: Ein Mitarbeiter von Frisch & Frost kontrolliert die geschälten Erdäpfel und schneidet, wenn nötig, etwas weg oder wirft die Knolle raus)

Mit 80 km/h werden die Erdäpfel dann auf die Messer geschossen, erklärt Geschäftsführer Pichler. Gleichmäßig geschnittene Pommes kommen dann heraus. Mit hochsensiblen Kameras werden die Stäbchen längenvermessen. Wer nicht reinpasst, fliegt raus. Oder wird auf Form geschnitten, wenn das jeweilige Pommes zum Beispiel einen braunen Fleck hat. (im Bild: so sehen die Messer aus, die aus einem Erdapfel Pommes machen)

Das Ganze schaut mittlerweile schon aus, wie echte Pommes, …

… wird letztlich noch blanchiert, vorfrittiert und …

… dann schockgefrostet. Fertig sind die Pommes. Ganz zum Schluss werden sie noch verpackt und auf Palletten gestapelt und ab geht’s in Richtung Friteuse.

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In den McDonald’s-Filialen wechseln täglich rund 150.000 Portionen Erdäpfel-Stäbchen den Besitzer. Herausgebacken werden sie übrigens in einer Mischung aus Sonnenblumen- und Rapsöl, bei konstanten 168 Grad Celsius. Seit 1977 frittiert und bratet die Fastfoodkette auch Österreicher an. Aus dem ursprünglich ersten „Restaurant“, wie betont wird, wurden mittlerweile 176, Tendenz steigend. Allein heuer sollen sechs neue Filialen dazukommen, in den nächsten drei bis vier Jahren will man weiter wachsen. Wo denn noch Platz sei? Schmidlechner zählt Autobahnen, Bahnhöfe, aber auch Gegenden am Land auf, die durchaus noch Potenzial bieten. ([…], derStandard.at, 24.8.2011)

Ich sag’s zur Sicherheit noch mal:
Das ist keine Werbeeinschaltung, sondern ein redaktioneller Artikel auf derStandard.at.

Danke an Christoph F. für den Hinweis.

Da müht man sich ab, in den besten Redaktionen des Landes,

("Krone", 26. 8. 2011)

trotzt mit gefüllter Portokassa den kleinkarierten Beschränkungen des Medienrechts

("Österreich", 27. 8. 2011)

und pfeift auf journalistische Moral und Ehrenkodex sowieso.

("Österreich", 28. 8. 2011)

Immerhin hat man einen Informationsauftrag zu erfüllen. Muss den Lesern ein gnadenlos recherchiertes Bild vermitteln, über diesen abartigen Eigenbrötler, der sich nie am Gemeindeleben beteiligte und in keinem Verein war:

("Österreich", 27. 8. 2011)

Außer beim ASKÖ, über 60 Jahre — doch was kümmern uns unsere Lügen vom letzten Tag? Heut ist wahr. Gestern war.

("Österreich", 28. 8. 2011 - man beachte auch die gepixelte Radkappe)

Und dennoch gibt es immer noch Menschen, die diesem “Inzest-Monster” die … Stange halten:

("Krone", 28. 8. 2011)

Die trotz aller Aufklärungsarbeit der Top-Journalisten-Richter-Henker dieses Landes erst ein Gerichtsurteil abwarten möchten, oder zumindest die offizielle Anklage, bevor sie sich über diesen Mann — von dem sie derzeit gesichert nur wissen, dass er von seinen Töchtern mehrere Tage hilflos am Boden liegen gelassen wurde und nun schwer von ihnen beschuldigt wird — ihr eigenes Urteil bilden. Ja lesen diese Menschen denn keine Zeitung?!

Ein „Heute“-Redakteur bringt kopfschüttelnd und leicht fassungslos auf den Punkt, was er von der Einstellung solcher Bürger hält, die das mediale Vor-Urteil infrage stellen:

("Heute", 29. 8. 2011)

Wahnsinn!



Update 9.9.2011: Der Verdächtige wurde heute aus der U-Haft entlassen. Die Inzest-Vorwürfe waren Medienberichten zufolge ein Missverständnis bei der Einvernahme der beiden geistig beeinträchtigten Schwestern. Und jetzt einfach noch mal die Bilder anschauen, in diesem Artikel.

Ein Kurier-Leser wurde stutzig, als er die Titelgeschite vom 28. August in den Händen hielt. „Rekordfrau“ Gerlinde Kaltenbrunner mit Bart?

Gerlinde Kaltenbrunner ist Darek Zaluski.

Des Rätsels Lösung: bei dem abgebildeten Gipfelstürmer handelt es sich laut Bildtext um Kaltenbrunners Kollegen Darek Zaluski.

Danke Tim für den Hinweis!

UPDATE: Stellungnahme des Fotografen siehe unten.

Heute hitzebedingt nur ein leichtes Sommerrätsel: Auf dem Suchbild unten verbirgt sich ein Spanner, der über Kopf in die privaten Räume von Verbrechensopfern fotografiert. Wer findet ihn?

ÖSTERREICH: „ein einziger Müllhaufen“

UPDATE 31. August: Der Österreich-Fotograf, der namentlich nicht genannt werden möchte, möchte diesen Artikel gelöscht sehen. Wir haben das trotz Androhung von „rechtlichen Schritten“ abgelehnt. Wir haben ihn um eine Stellungnahme gebeten:

Bei dieser Gelegenheit darf ich Sie noch einmal um Stellungnahme bitten:

– Hatten Sie Erlaubnis, das betreffende Grundstück zu betreten?
– Hatten Sie Erlaubnis, das Innere des Gebäudes für eine Veröffentlichung zu fotografieren?
– Haben Sie im Auftrag Ihrer Redaktion oder auf eigene Faust gehandelt?

Seine Antwort:

Es ist mehr als lächerlich von mir in irgendeiner Weise eine Stellungnahme zu erwarten!

Weiters haben Sie mit den Bildern eine Urheberrechtsverletzung begangen.

Sie zeigen mit Ihrem Artikel weder irgendwelche Missstände auf etc. Das Einzige, was Sie machen, ist eine Person (von keinerlei öffentlichem Interesse) an den Pranger zu stellen, ohne dafür Beweise zu haben. Oder fühlen Sie sich zu einem Richter berufen? Was Sie ja ironischerweise den Medien vorwerfen. Entschuldigen Sie bitte, dass ich von der sachlichen Argumentationsbasis abschweife.

Seufz. Da bemüht sich der „Standard“ seit Wochen in einer äußerst lesenswerten Serie, mit „Mythen der Lebensrettung“ aufzuräumen und die „Krone“ setzt neue in die Welt:

Kronen Zeitung, S. 14, 19.8.2011 (Abendausgabe v. 18.8.)

Der Pensionist […] hatte bereits aufgehört zu atmen. Doch der diplomierte Krankenpfleger wusste sofort, was zu tun war. „Stabile Seitenlage, Herz-Lungen-Reanimation. Ich ahnte, dass es noch nicht zu spät ist“, erzählt der 44-Jährige.

Dabei ist so eine Seitenlage ja durchaus hilfreich (außer halt bei Herzstillstand). Auch beim Lesen der Kronen Zeitung. Dort nicht primär wegen der Gefahr des Erbrechens, sondern weil sie neue Perspektiven eröffnet. Zum Beispiel darauf, wie die „weltgrößte Zeitung“ es mit dem Urheberrecht hält:

Kronen Zeitung, S. 14, 19.8.2011 (Abendausgabe v. 18.8.)

„Foto: Internet“

Quelle: Zeitung. Ich hab das Foto trotzdem gefunden und die Fotografin gleich dazu. Nein, sie heißt nicht „Internet“ und war gelinde gesagt etwas überrascht, dass die „Krone“ so was nötig hat:

Nein, die „Krone“ hat bei mir nicht angefragt. Ich finde das aber auch überhaupt nicht in Ordnung! Ich weiß aber jetzt auch nicht so genau, was ich machen soll, werde mal googeln.

Vielleicht haben unsere Leser ja einen Tipp?

Einer Fotografin hätte die „Krone“ laut Honorarrechner jedenfalls um die 100 Euro zahlen müssen, plus jetzt 100 % Strafaufschlag wegen fehlender Namensangabe. Eine Hobbyfotografin hingegen, würde sich in Österreich strafbar machen, wenn sie ihr Bild verkauft (Update: Das gilt „nur“ für Auftragsarbeiten — danke für die Hinweise in den Kommentaren). Aufgrund unserer, in der entwickelten Welt ziemlich einmaligen Gewerbeordnung, die mittlerweile sogar Ziel einer Protestinitiative ist.

PS: In der Morgenausgabe sind die Kobuks der gestrigen Abendausgabe korrigiert. Ein aktuelles Foto des Lebensretters mit korrekter Urheberangabe hat noch den Weg ins Blatt gefunden und die stabile Seitenlage erfolgt nun nach der Reanimation. Damit schrammt der größere Teil der Auflage an diesem Kobuk vorbei. Aber wenn’s schnell gehen muss, mal eben die Bilder klauen, ist dennoch keine Art.

[Update 13.9.]
Vergangenen Freitag erreichte uns diese erfreuliche Nachricht der Fotografin:

Hallo […] ich wollte mich bei Ihnen noch mal bedanken. Ich habe der Krone eine Rechnung über 220 € für das „geklaute“ Foto gestellt und mit Klage gedroht — sie haben sich bei mir entschuldigt und das Geld heute überwiesen.

Wie steht es um die heimischen Banken? Sowohl in der Abend- als auch in der Morgen-Ausgabe vom 16. Juli 2011 weiß es der „Kurier“ – so ungefähr halt.

Die Printmedienbeteiligungsgesellschaft im Auftrag der Raiffeisen Zentralbank ist übrigens mit 50,56 % Mehrheitseigentümer des „Kurier“. Ein Schelm, der jetzt was Böses denkt…

Übrigens berichtet auch der Falter in seiner aktuellen Ausgabe von Interventionen von Banken bei Zeitungen, an denen sie Anteile halten.

Danke an Marco Schreuder für den Hinweis via Twitter!

Update: Auf Google+ hat uns der Kurier eine Stellungnahme zukommen lassen:

Bitte auf keine Verschwörungstheorien hereinfallen. Für die beiden unterschiedlichen Cover gibt es einen ganz banalen Grund: Um 15.30 Uhr, dem Textschluss unserer ersten Ausgabe lag der endgültige Bericht (plus Bewertung durch den Nationalbankpräsidenten) noch nicht vor. Nach den ersten Meldungen am Nachmittag lagen die österreichischen Banken im Mittelfeld. Nach Vorliegen des Endberichts um 18 Uhr, also eineinhalb Stunden nach dem ersten Redaktionsschluss, war klar, dass Österreichs Banken im internationalen Vergleich im oberen Drittel liegen. Der Kurier produziert täglich 12 verschiedene Ausgaben, sehr oft werden Artikel, manchmal auch der Aufmacher aus Aktualitätsgründen verändert.

Helmut Qualtinger cc by Shivaelektra

Heute vor 60 Jahren, am 3. Juli 1951, wartete am Wiener Westbahnhof eine Meute von Fotografen und Reportern, um den „Eskimodichter“ Kobuk zu empfangen, unter anderem bekannt für seine Werke „Brennende Arktis“ und „Heia Musch Musch“. Aus dem Zug stieg, in Pelzmantel und Pelzmütze, Helmut Qualtinger. Seine Antwort auf die Frage eines Radioreporters, wie es Kobuk denn in Wien gefalle: „Haaß is“.

Qualtinger hatte dem Präsidenten des PEN-Clubs bei einem Empfang in dessen Wohnung Briefpapier geklaut und darauf den Kulturredakteuren des Landes die bevorstehende Ankunft des weltberühmten Dichters angekündigt. Fast alle Tageszeitungen druckten brav entsprechende Ankündigungen ab oder schickten Reporter zum Westbahnhof. Immerhin soll Kobuk auch vorgehabt haben, die Wiener Eisrevue zu einer Grönlandtournee zu überreden.

Anschließend rief Qualtinger mit verstellter Stimme den Leiter des Kulturressorts der Arbeiterzeitung an, was dazu führte, dass diese vier Tage nach dem eigentlich bereits aufgeflogenen Coup in nebenstehendem Zweispalter über Kobuks „beachtliche Leserschaft“ schrieb.

Die Kobuks von heute werden von den Nachfolgern von Arbeiterzeitung und Co in so erschreckender Regelmäßigkeit selbst produziert, dass uns nur noch die Aufgabe bleibt, diese zu dokumentieren.

Danke, Qualtinger!

Der Weltmilchtag (1. Juni, für alle, die das auch nicht wussten) ist „Heute“ einen ganzseitigen Spezialteil wert, ohne jegliche Kennzeichnung als werbliche Einschaltung. „Milch wird immer bestens behandelt“ steht da.

Das dürfte auch für die AMA (Agrarmarkt Austria) gelten. Der Vorstandsvorsitzende der AMA kommt zu Wort, in einer Meldung wird Werbung für AMA-Broschüren gemacht und in einem Einspalter findet sich gar das AMA-Logo. Ganze sechs Nennungen der AMA auf einer Seite. Zitat: „Das AMA-Gütesiegel setzt der Milch die Krone auf“.

Passend dazu gleich auf der folgenden Seite ein Inserat der AMA – „Krönender Genuss“:

Wenn da die Milch nicht sauer wird..

Zahlen in Diagrammen und Grafiken richtig und sinnvoll darzustellen stellt für manche Medien immer wieder eine unlösbare Hürde dar. „Die Presse“ fügte diesem Umstand auf Seite 6 ihrer Ausgabe vom 3. Juni ein weiteres Kapitel hinzu:

In Österreich hielten sich also pro Million Einwohner 345 und insgesamt 11.050 Asylwerber auf. Unter Anwendung der Schlussrechnung (11.050 durch 345) kommt man zu dem Ergebnis, dass per 1. Jänner 2010 hierzulande über 32 Millionen Menschen lebten. Die Grafik strotzt vor Fehlern, kein einziges Land ist korrekt angegeben. Hier ein paar Beispiele dazu:

LandEinwohner laut “PresseEinwohner tatsächlich
Zypern2,2 Mio.1,1 Mio.
Schweden32,2 Mio.9,4 Mio.
Österreich32,0 Mio.8,4 Mio.
Frankreich229,3 Mio.65,5 Mio.
Deutschland248,7 Mio.81,8 Mio.
EU-271.718,8 Mio.501 Mio.
Malta1,5 Mio.413.000
Portugal32,0 Mio.10,6 Mio.

Die Schweiz, Norwegen und Liechtenstein sind außerdem keine EU-Mitglieder, wie in dieser Grafik suggeriert wird.

Laut Quellenangabe der „Presse“ sind die Zahlen vom Statistischen Amt der Europäischen Union (kurz: EuroStat). Aber selbst auf deren Website finden sich völlig andere Angaben (Seite 2, PDF-Datei).

 

Mittlerweile dürfte es sich bereits herumgesprochen haben: Der neue Mediamarkt in Stadlau wartet mit „tollen“ Eröffnungsangeboten. Zur Sicherheit erinnerte uns die „Österreich“-Redaktion am 26. (links) und 27. Mai (rechts) noch einmal daran: