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In der Ausgabe vom 6. November berichtet „Österreich“ auffallend freundlich über die „Erste Wohnmesse“ der „Erste Bank“, sowie über die Errichtung von Stadtvillen in Liesing durch „Seeste Bau“. Dass dies interessante Themen für das „Wohnen“-Ressort sind, will ich nicht bestreiten. Die beiden Inserate von „Seeste Bau“ und „Erste Bank“ auf der selben Doppelseite lassen allerdings den Verdacht aufkommen, dass es sich hier um Schleichwerbung handelt.

„Österreicht“ stellt ausführlich die vielen Qualitäten der kommenden „Erste Wohnmesse“ vor. Neben Information über aktuelle Immobilienangebote, gebe es auch stündliche Talk-Shows, Kinderbetreuung und natürlich finanzielle „Beratung“ – durch die „Erste Bank“ und ihre Partner. Daneben das Bild eines strahlenden Paares und die Worte:

Am Sonntag kann der Traum vom Eigenheim wahr werden.

Na wenn das nicht vielversprechend klingt.

Darunter folgt die nächste Empfehlung der „Österreich“-Redaktion: die Wohnanlage An der Au, errichtet von „Seeste Bau“ – dem zweiten Werbekunden auf der Doppelseite. Es wundert einen kaum, dass sich die wohlwollenden Worte über die Anlagen fast eins zu eins auf der Internetseite der „Seeste Bau“ finden lassen (idente Satzbausteine durch uns hevorgehoben):

„Österreich“:

Die Parkvillen An der Au vereinen Vorteile modernen und familienfreundlichen Stadtlebens in der Grünruhelage mit den Vorzügen bester Infrastruktur in direkter Umgebung (Einkaufszentrum Riverside, Buslinien in die City, Kindergärten und Schulen)

„Seeste Bau“:

Die PARKVILLEN AN DER AU [sic!] vereinen Vorteile modernen und familienfreundlichen Stadtlebens in Grünlage mit den Vorzügen bestern [sic!] Infrastruktur in direkter Umgebung, sowie Kindergärten, Schulen (Kollegium Kalksburg & Privatschule Santa Christiana), ein Ärztezentrum und Einkaufsmöglichkeiten im Shoppingcenter Riverside.

 

Der Tageszeitung „Heute“ ist es wieder einmal gelungen, außerordentliche Nachrichten zu veröffentlichen. Am 30. Oktober berichtet das Blatt von der ersten Nationalratssitzung und schreibt von einer angriffigen Rede des „Abgeordneten“ Karl Öllinger von den Grünen. Das Problem dabei: Karl Öllinger sitzt nicht mehr im Nationalrat.

Heute Artikel 30.10.2013Angriffig Öllinger (Grüne): Raiffeisen Medien hätten Untersuchungen gebremst. Minderheiten müssen U-Ausschuss einsetzen können. FP-Applaus.

 Gemeint war vermutlich die Rede von Öllingers Parteikollegen Werner Kogler.

Auf seiner Facebookseite war Öllinger sichtlich überrascht.

Bildschirmfoto 2013-11-04 um 14.44.01

 Ob die Journalisten bei „Heute“ neuerdings Geister sehen, oder einfach schnell was zur Sitzung schreiben mussten, bleibt wohl ein Rätsel.

Disclaimer: Neben meinem Studium an der Universität Wien bin ich auch Mitglied der Wiener Grünen und Bezirksrat in Wien. Während des Wahlkampfes war ich Teil des Grünen Kampagnenteams. Für meine Artikel im Rahmen der Lehrveranstaltung „Kobuk“, versuche ich aber ausschließlich objektive Medienkritik zu üben und meine parteipolitischen Meinungen außer Acht zu lassen.

Update: „Heute“ hat den Fehler schneller als wir erkannt und am Folgetag ein Erratum gedruckt. Herzlichen Dank an den „Heute“ Politik-Ressortleiter Erich Nuler, der uns darauf aufmerksam machte.

heute-erratum

Ein 2-seitiger Krone-Artikel über Ernst Mayer, den Chef der „Fussl Modestraße“, riecht nach Schleichwerbung. Der Beitrag kreiert ein freundliches Bild eines selbstlosen Retters. Der gute Samariter  ist doch tatsächlich so barmherzig, 60.000 Euro an „Menschen für Menschen“ zu spenden. Hilfsorganisationen zu unterstützen ist zwar eine gute Sache. Die Krone verwandelt die gute Tat allerdings in ein Werbetool für ihren Kunden. Denn dass wenige Seiten vor dem „Lobeslied auf Mayr“ ein Inserat von „Fussl“ platziert ist, untermauert die Vermutung, dass es sich hier um einen krummen Deal handelt.

Die Redakteurin schafft es mehr Information zum Modekonzern und dem spendablen Manager in den Artikel zu packen, als zu dem Hilfsprojekt selbst. In wohlwollendem Ton erfahren wir, dass sich der „Mode-Gigant“ „erfolgreich gegen internationale Billigketten behauptet“ und dass er von der Tour „tief bewegt“ ist.

Details zu Dauer und Ablauf des Projekts oder zum Bau der Schule werden dem Leser vorenthalten. Stattdessen erfahren wir in einer Infobox den Umsatz, die Anzahl der Mitarbeiter und Filialen, und woher die Firma ihren Namen hat.

Es findet sich nebenbei auch Platz um die Stiftung „Mensch für Mensch“ ins rechte Licht zu rücken und den Verdacht der Veruntreuung von Spendengeldern zu entkräften.

Dem nicht genug, vermittelt der Artikel das Weltbild: Fortschrittlicher Europäer hilft rückständigen Afrikanern. „Barfüßige und in Lumpen gekleidete Kinder“ winken „dem so fremd aussehenden Mann in dem nicht weniger faszinierendem Automobil“ zu, während „äthiopische Bauern mühsam mit einem Ochsengespann pflügen“. Eine weitere Passage beschreibt:“Dutzende Tagelöhner aus der Umgebung schweißen, hämmern, betonieren und sägen mit den primitivsten Werkzeugen, was das Zeug hält.“ Dies der Ton, der den gesamten Beitrag durchwächst.

Als Journalismus getarnte Werbung soll es in der Krone-Bunt ja auch schon im großen Stil gegeben haben

Sie tun es schon wieder! Das Cover der Gratisausgabe von „Österreich“  vom 07. Juni wird offenbar von ungekennzeichneter Werbung für McDonalds geziert.  Wie es der Zufall so will finden sich just in jener Ausgabe auch Gutscheine für die Fastfood-Kette.

Wurde dem Inserenten zu der Beilage da ein kleines Zuckerl als Draufgabe geleistet?

Laut den auf oe24.at veröffentlichten Tarifen (siehe pdf Seite 6) und dem geprüften Durchschnittswert der Druckauflage 2012 (pdf Seite 52) kommt der Preis für die McDonalds Beilage auf Daumen mal Pi 50.000 Euro. Pro Tausend Stück werden 95€ verrechnet, und durchschnittlich erscheinen an einem Freitag 495.390 Exemplare (geprüfte Druckauflage laut ÖAK). Das macht 47.062,05 Euro.

Da wäre ein Entgegenkommen seitens „Österreich“ zugunsten des Werbenden schon denkbar. Denn interessant ist auch, dass laut Tarifliste der Preis für die Coverplatzierung in dieser Form nicht angegeben ist. Sieht also ganz nach einem Special-Deal aus.

Im Fall der McDonalds Platzierung am Cover, entspricht das Format etwa einer 1/3 Seite quer. Im Heftinneren würde das an einem Freitag 8.820 Euro kosten. Bei dem Sonderformat am Titel kommt aber ein 300%-iger Zuschlag hinzu. Das würde dann 35.280 Euro ergeben. Das Zuckerl hat dem Inserenten bestimmt geschmeckt!

Mit einer Extraportion Öffentlichkeitsarbeit von McDonalds ist in den letzten Wochen wohl die „Heute“-Redaktion versorgt worden. In vier Ausgaben fallen besonders schmeichelhafte und werbliche Berichte über den Fast-Food-Giganten auf. Hat dessen Kommunikationsabteilung einen besonders guten Draht in die „Heute“-Redaktion?

Nicht nur über die neue Burger-Kreation eines Wieners (21.6.), sondern auch über die Änderungen im Happy-Meal-Menü (26.6.) wird fleißig berichtet.

Dem nicht genug, folgt die hungrige „Heute“-Redaktion auch der Einladung von McDonalds, die „Geheimküche“ zu zeigen. Die Journalistin „enthüllt“ hier einiges über den dortigen Gourmet-Koch:

In dieser kleinen Version einer McDonald’s-Küche kreierte der 2-Hauben-Koch Gerhard Fuchs aus Ried (OÖ) bereits die McWraps (ein Welterfolg), die McNoodles und die McSalads.

Mit viel Liebe testet er dafür Zutaten und erschafft neue McProdukte.

 

Der ganze Artikel liest sich wie ein PR-Text. Haben die Veröffentlichungen mit Anzeigeninvestitionen von McDonalds zu tun?

Was mir noch aufgefallen ist: „Heute“ berichtet in der Ausgabe von 25.6. von einem Bankräuber, der in Simmering festgenommen wurde. Sogar bei Storys zu Banküberfällen kommt McDonalds also wohlwollend inkl. hübschem Marketing-Bildchen vor. 25_6

 

Da bleibt auf die Frage „Willkommen bei McDonalds, Ihre Bestellung, bitte?“ nur zu sagen: Mehr unabhängigen Journalismus bitte!

Ganz unverfroren mischt die  „Bezirkszeitung Hietzing“ (E-Paper) redaktionellen Inhalt mit Werbung, und das gleich zwei Mal auf einer Doppelseite!

Auf Seite 20 des Wochenblatts gibt ein Gastronom praktische Ratschläge für das perfekte Steak. Bilder des „gemütlichen Schanigartens“ – seines Lokals – krönen die Tipps vom Profi. Direkt darunter springt einem die Anzeige für selbiges Lokal ins Auge.

Doch damit nicht genug: Auf der nächsten Seite lobt die Bezirkszeitung das exotische Flair eines griechischen Restaurants in höchsten Tönen. Direkt daneben ist nicht nur eine Werbeeinschaltung des Restaurants, sondern das Ganze ist auch noch mit einem Gutschein garniert. Ein Traum!

Danke für den anonymen Hinweis!

NEWS.at hat am Montag einen bemerkenswert kritischen Artikel über Raiffeisen veröffentlicht. Wenige Stunden später war dieser aber nicht mehr auffindbar. Der Autor bestätigte uns gegenüber nur, dass der Artikel online war, wollte jedoch keine weitere Stellungnahme abgeben. Laut einem Verlagsinsider, der ungenannt bleiben möchte, wurde der Artikel nach einer Intervention der NEWS-Verlagsleitung bei der Chefredaktion entfernt. Der NEWS-Verlag steht zu 25,3 % im Eigentum von Raiffeisen/Kurier.

Machtfaktor Raiffeisen

Wie konnte aus einer kleinen Selbsthilfegruppe verarmter Landwirte die mächtigste und größte Firmengruppe des Landes werden? Dieser Frage gingen die Autoren Lutz Holzinger und Clemens Staudinger in ihrem „Schwarzbuch Raiffeisen“ nach und trugen dabei akribisch Informationen über den Großkonzern zusammen, die diesen nicht immer im besten Licht darstellen. NEWS.AT sprach mit den Autoren über ihr Buch und Raiffeisen.

In dem Beitrag (hier eine gerettete Textversion) wurden die Machtstrukturen von Raiffeisen beleuchtet. Quasi-Monopole zum Nachteil von Produzenten und Konsumenten, öffentlich kaum beachteter Einfluss auf bekannte Unternehmen, Verflechtungen mit Medien und Politik. Bis hin zu Tricks, die der Bank eine sagenhafte Steuerquote von tlw. nur 1 % bescheren, indem sie die Steuerzahler für Expansionsverluste im Ausland mitzahlen lässt.

Vom neuen Raiffeisen-Chef Erwin Hameseder ist übrigens im Monatsmagazin „Datum“ dieses Zitat überliefert:

Ein Eingreifen direkt bei den Redakteuren gibt es bei mir nicht, das hat auch Christian Konrad nicht gemacht. Ich spreche mit den Führungspersonen, also Herausgebern und Chefredakteuren. Die gehen dann damit um.

 

Update:

Die APA hat sich der Sache angenommen und auch Axel Bogocz, den Geschäftsführer von News-Verlag und News.at, erreicht (hier der Artikel in der „Presse“). Der Artikel sei gelöscht worden, weil er „unseren journalistischen Standards nicht genügt“ habe:

Wenn man den Autoren von ‚Schwarzbuch Raiffeisen‘ so viel Platz für ihre Thesen zum Unternehmen Raiffeisen einräumt, gebietet es die journalistische Fairness, auch einmal die Standpunkte der Raiffeisen dazu zu hören.

Warum man der Raiffeisen nicht in einem zweiten Interview Möglichkeit gegeben hat, ihren Standpunkten Gehör zu verschaffen, anstatt das erste Interview zu löschen, erläuterte Bogocz nicht. Warum sich statt der Chefredaktion die Verlagsleitung um die Einhaltung journalistischer Standards kümmert, ebensowenig. Falter-Chefredakteur Florian Klenk dazu auf Twitter:

 

Die Gratiszeitung „Österreich“ stempelt in der Ausgabe vom 15. Mai einen psychisch kranken Mann, der noch dazu Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, als „Gemeinde-Bau-Ekel“ ab. Und das natürlich boulevardwirksam auf dem Titelblatt und im Artikel auf Seite 8.

Nicht einmal Menschen mit (psychischer) Behinderung sind also vor vorverurteilender Berichterstattung gefeit. Die Redakteure bezeichnen das Mordopfer als „Gemeindebau-Ekel“, im Artikel sogar als „Gemeindebau-Schreck“. Sie bezichtigen ihn auch des Drogenmissbrauchs:

Laut Anrainer dürfte Frühpensionist Andreas T., der alleine wohnte, ein Drogenproblem gehabt haben.

Außerdem informiert die Redaktion über sein Schizophrenie-Leiden.

Den „ekelhaften“ Eindruck des Opfers komplettiert die Gratiszeitung noch mit dieser Aussage des Nachbarns:

„Wenn er wieder einen Schub hatte, hat er alle angepöbelt.“

Fest steht: das Opfer kann sich nicht mehr verteidigen. Der psychisch kranke Mann, der weder absichtlich noch mutwillig zum „Gemeindebau-Schreck“ wird, kommt im Artikel beinahe schlechter weg als der 16-jährige Täter. Dieser wird nur kurz als „Straßengangster“ bezeichnet.

Das Traurige daran ist aber, dass uns diese pietätlose Arbeitsweise bekannt vorkommt.

In der Printausgabe vom 19. April hat die Tageszeitung Österreich Richter gespielt und einen Verdächtigen an den Pranger gestellt. Das Blatt glaubte bereits zu wissen, wer die Gift-Briefe an US-Präsident Obama und einen Senator geschickt hatte. Nur wenige Tage später stellte sich jedoch heraus, dass der Mann unschuldig ist.

Mit Schlagzeilen wie „Elvis wollte Obama töten“ verurteilte das Blatt einen Elvis-Imitator als Gift-Brief-Attentäter. „Österreich“ veröffentlichte auch online Screenshots und Fotos aus dem Facebook Profil des Verdächtigen. In der Printausgabe auf auf Seite 3 hieß es etwa:

Er war Elvis-Imitator und Obama-Hasser(…) Er verschickte drei Briefe mit Rizin-Gift (…) Der irre Täter ist ein Elvis-Imitator

Die erhoffte Sensationsmeldung blieb jedoch aus. Wie einige Tage später nämlich bekannt wurde, ließen die Ermittler alle Vorwürfe gegen den Verdächtigen fallen und der Mann kam frei. „Die letzte Woche war ein Alptraum“, sagte er laut Medienberichten nach seiner Freilassung.

Auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass der Mann hierzulande sein Recht für die erlittenen Kränkung gelten machen wird, so dreht sich der wahre King wegen dieses Fauxpas mit Sicherheit mindestens drei Mal im Grab um.

Vielen Dank an Philipp Schmidt für den Hinweis auf Twitter

Wieder einmal beschleicht uns das Gefühl, dass „Österreich“ mit redaktionellen Artikeln eigentlich etwas bewerben will. Und das nicht nur einmal, sondern gleich fünf Mal infolge!

Zur Eröffnung des Wiener Einkaufszentrums „The Mall“ hat es sich die Gratiszeitung offenbar zum Ziel gemacht, ihren Lesern fünf Tage lang von Eröffnungsangeboten und Gewinnspielen zu erzählen. Alle Ausgaben vom Montag, dem 22.4., bis zum Freitag, dem 25.4., berichten über die Eröffnung. In keinem der Artikel befindet sich ein Hinweis auf eine entgeltliche Einschaltung.

Fünf Berichte innerhalb von fünf Tagen

Eine Kostprobe: Der Leser erfährt von „nationalen und internationalen Marken“ und „tollen Eröffnungsangeboten“. „Weiters gibt es 10.000 Sofortgewinne beim Glücksrad“, „und überall warten Schnäppchen.“ Sieht so journalistische Distanz aus?

Das Einkaufscenter und seine Geschäfte rührten in dieser Woche auch heftig in der Werbetrommel. In der Mittwochsausgabe vom 22.4. findet sich am Cover eine ganzseitige Anzeige zur Eröffnung, eine Beilage von Mediamarkt, und zwei Inserate bzw. ein als Werbung gekennzeichneter Artikel von Interspar – jeweils für ihre Filialen in „The Mall“.

Etwas bekannt kommt uns diese Strategie schon vor: Bereits 2011 berichtete die Gratiszeitung in ähnlicher Weise über eine Mediamarkt-Eröffnung in Stadlau .