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Die Presse dreht Leitungswasser den Hahn zu

Der Presse zufolge haben Österreicher kaum noch Durst, denn: „Kaum jemand trinkt noch Leitungswasser (…) Leitungswasser, das in Österreich höchste Qualität hat, hat praktisch ausgedient“. Abgelöst hat es angeblich das Mineralwasser. Diesen Unfug schreibt zumindest das Qualitätsmedium.

Artikel


Eigentlich geht es in dem Artikel hauptsächlich um das Geschäft von Mineralwasserherstellern, also um ein ziemlich langweiliges Thema. Um zu verhindern, dass die Leser reihenweise einschlafen oder die Zeitung ins Altpapier werfen, hat die Presse also offenbar nach einer steilen These gesucht. Besonders intensiv hat man sich aber keine Gedanken gemacht, denn schon anhand der eigenen Grafik wird klar, was für ein Unsinn diese Behauptung ist:

mineralwasser

Zwei Dinge sieht man: Erstens, der durchschnittliche Mineralwasserverbrauch ist in den letzten zehn Jahren fast gleich geblieben. Und zweitens: Wir trinken viel zu wenig Mineralwasser, als dass es jemals das Leitungswasser ersetzen könnte. Gerade einmal 90,6 Liter waren es pro Person im gesamten letzten Jahr. Bei 2,4 Liter Tagesbedarf reicht das Mineralwasser also für 37 Tage. Was trinken wir wohl den Rest des Jahres?

Die Konsumentenerhebung 2009/10 ergab, dass pro Kopf und Tag 0,45 Liter Mineralwasser und Säfte verbraucht werden. Dazu kommen noch Kaffee und Tee (0,44 bzw 0,35 Liter pro Tag), die es allerdings ohne Wasser auch nicht gäbe. Demzufolge ist es Irrsinn zu behaupten, dass das Leitungswasser ausgedient habe. Zur Verdeutlichung eine einfache Rechnung:

Rechnung

Es verbleiben also 1,16 Liter „Durst“ pro Tag und Kopf, den die Österreicher vermutlich großteils mit Leitungswasser löschen.

Wenn überhaupt hat das Leitungswasser bis dato also nur in der Redaktion der Presse ausgedient, und vielleicht noch in den feuchten Träumen der Mineralwasserhersteller. Im restlichen Österreich aber noch lange nicht.

Danke für den Hinweis.

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