
Pünktlich zur neuen Kriminalstatistik beschwört die Tageszeitung „Österreich“ wie gewohnt eine gesellschaftliche Katastrophe herbei. Sie pickt sich den einzigen Wert heraus, der im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist (die Anzahl Einbrüche in Wohnungen) und behauptet, er sei „explodiert“.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist laut Statistik zwar tatsächlich um 3,4 Prozent gestiegen, aber mit einer „Explosion“ hat das nichts zutun. „Österreich“ schafft es lediglich durch geschickte Auswahl der Zeit- und Zahlenachse den Eindruck zu erwecken, wir steuern einem kriminellen Untergang entgegen. Stellt man jedoch das „Österreich“-Diagramm einem anderen gegenüber, das auch frühere Jahre mit einbezieht und bei null beginnt, sieht die Welt schon ganz anders aus.

„Explodieren“ tut da nur die Schlagzeile des Boulevardblattes. Neben dieser täuschenden Darstellung findet man aber noch weitere Fehler.
Salzburg wird zum zweiten Burgenland …
… und nicht alle Daten stimmen mit den angegebenen Jahreszahlen überein. „Österreich“ gibt an, dass 2010 10.446 Kraftfahrzeuge gestohlen wurden, jedoch handelt es sich hierbei um den Wert von 2005. 2010 waren es lediglich 4.402.
Und ein Zitat des Direktors des Bundeskriminalamts erweckt einen falschen Eindruck. Laut Artikel sagt er: „‚61,4 Prozent der Gewaltdelikte passieren in Beziehungen’“. Nicht erwähnt: Unter „Beziehung“ verstehen die Ermittler so ziemlich jeden Kontakt zwischen Täter und Opfer – also zum Beispiel auch Zufallsbekanntschaften. Pärchen können also durchatmen. „ÖSTERREICH“ würde das auch nicht schaden. Insgesamt ist die Kriminalität nämlich rückläufig – die Zahl der Anzeigen ist auf dem niedrigsten Wert seit zehn Jahren.

