Bei der kartografischen Darstellung der Ergebnisse zur Europawahl 2014 haben einige Medien ganz schön gepatzt:
DiePresse.com
UPDATE!: Der Erstellerin der Karte zufolge war die falsche Zuordnung des Vereinigten Königreichs eine Folge der späten britischen Wahlergebnisse. Diese waren zum Zeitpunkt der Kartenerstellung noch nicht vorhanden und wurden auch direkt im Anschluss nicht ergänzt. Das „weiß lassen“ führte zu einer missverständlichen Farbgebung. Mittlerweile ist die Karte ergänzt und ausgebessert.
Glaubt man der Online-Karte der „Presse“, ist die stärkste Kraft im Vereinigten Königreich – UKIP – fraktionslos. Das ist allerdings falsch, denn die Partei ist Teil der EFD (Europa der Freiheit und Demokratie). Nicht nur das – der Vorsitzende der UKIP, Nigel Farage, ist sogar Vorsitzender der Fraktion. Ein Fehler…
Spiegel Online
…der übrigens auch „Spiegel Online“ unterlaufen ist (UPDATE!: Auch hier scheinen die spät eingetroffenen Resultate zu einer unvollständigen Karte geführt zu haben. Die Karte wurde mittlerweile upgedatet.). Eine Karte später hat man dort dann auch noch vergessen, Rumänien zur EU zu zählen.
Österreich
Den Vogel abgeschossen hat aber die Europakarte der Gratisausgabe von „Österreich“ vom 26. Mai. Diese beweist nicht nur Kreativität in Sachen Landeskunde – die Mittelmeerinsel Korsika gehört nicht mehr zu Frankreich sondern zu Spanien, die schwedische Insel Gotland wurde offenbar aus der EU befördert, wie das mit Nordirland ist weiß auch niemand – und wo ist eigentlich Zypern (1)? – sondern strotzt auch noch vor inhaltlichen Fehlern*: Die Niederlande (2) sind schwarz eingefärbt, müssten aber gelb sein, da die liberale ALDE dort die meisten Sitze hat. Tschechien (3) und Polen (4) sind wiederum braun und gelb – korrekt wäre aber schwarz, da die EVP in beiden Ländern die stimmenstärkste Fraktion ist. Und auch bei Litauen (5, eigentlich liberal) und Finnland (6, ebenso) hat man sich unglücklicherweise geirrt. Macht immerhin noch eine Trefferquote von 82 Prozent.
Da muss nicht nur Angela Merkel schmunzeln.
*Die zitierten Ergebnisse kann man auf der offiziellen Seite des Europäischen Parlaments nachlesen. Faktentreue Karten lassen sich hier oder hier begutachten.
5 Kommentar(e)
Eine (zugegeben sehr) kleine einschränkung zur „faktentreue“ der sz-karte: Französisch-guayana, martinique, guadeloupe, réunion und mayotte sind nicht französisch-grau eingefärbt.
Bei Spiegel Online war es meiner Erinnerung nach anders – aber eventuell habe ich mir die Karte zu einem früheren Zeitpunkt angesehen: Das Grau des Vereinigten Königreiches bedeutete da: „Ergebnisse liegen noch nicht vor“. „Fraktionslos“ als größte Partei war dort der dunklere, leicht schmuddelige Farbton, in dem z.B. Frankreich eingefärbt ist.
Und wo wir schon dabei sind: „Großbritannien“ heißt eigentlich nur diese große Insel, das Land, das gemeint ist, heißt „Vereinigtes Königreich“ (von Großbritannien und Nordirland)…
Vielen Dank für diese kleine Zusammenstellung, die sehr schön zeigt, wie wenig Sorgfalt bei vielen Medien für die Erstellung dieser hübschen Infografiken verwendet wird.
Ich habe für DiePresse.com die Karte zur EU-Wahl gemacht. Tatsächlich ist das Vereinigte Königreich in der Darstellung nicht grau (für fraktionslos) eingefärbt, sondern weiß, weil die Ergebnisse noch nicht vorlagen, als wir die Karte erstellt haben. Mittlerweile haben wir die Ergebnisse nachgetragen und das Land blau (=EFD) eingefärbt. Danke jedenfalls für den Hinweis – weiß und grau waren wohl nicht ganz eindeutig zu unterscheiden. Ich werde bei der Farbwahl in Zukunft darauf achten, solche Missverständnisse zu vermeiden 🙂