Dieser Chart von Reuters sollte in die statistischen Lehrbücher eingehen — mehr Lügen mit Statistik geht nicht:
Auf den ersten Blick scheint das umstrittene „Stand-your-ground law“ (wir erinnern uns an den unbewaffneten Trayvon Martin, der in Florida von einem Nachbarschaftswächter erschossen wurde), einen überraschend positiven Rückgang der Todesfälle durch Schusswaffen bewirkt zu haben. Etwas unsauber nur, dass die Y-Achse scheinbar bei 800 1000 beginnt, statt bei Null. Ein klassischer Trick in der Darstellung, der kleine Veränderungen „heranzoomt“ und dadurch viel dramatischer wirken lässt. Aber okay, wo ist jetzt das große Problem…?
Die Y-Achse steht auf dem Kopf!
Ja, richtig gelesen. Nicht die weiße Fläche unter der Linie zeigt die Zahl der Schusswaffentoten, sondern die rote Fläche darüber. Die Y-Achse beginnt nämlich tatsächlich bei Null, nur steigen die Werte nicht nach oben hin an, sondern nach unten! In Wahrheit gab es also einen massiven Anstieg bei den Schusswaffentoten.
So wie im Chart rechts würde es richtig herum aussehen:
Dabei war Irreführung vermutlich gar nicht das Ziel. Auf Twitter erläuterte die verantwortliche Reuters-Grafikerin mittlerweile, was ihre Grundidee gewesen sei:
@john_self My inspiration for the graphic: https://t.co/QIvwwdaFQo
— Christine Chan (@ChristineHHChan) 15. April 2014
Eine weiße Fläche an der Blut herabläuft und je mehr rot, desto schlechter die Statistik. Beim Vorbild hat das auch hervorragend funktioniert. Nur bei Reuters ist es gründlich danebengegangen.
(via @hrtbps/Twitter)
1 Kommentar(e)
Ihr Fehler war, dass sie die Zeitachse ebenfalls oben darstellen hätte müssen. Dann wäre es nämlich leichter erkennbar gewesen.