Die „Kronen Zeitung“, vier Tage nach dem Christkind:
Jährlich 50 kranke Inzest-Babys
Ärzte warnen vor Verwandtenehen — Aufklärung gefordertDiese Kinder sind das Produkt widernatürlicher „Lieben“ – und leider in vielen Fällen schwer krank. Alleine im Wiener AKH werden jährlich bis zu 50 „Inzest-Babys“ behandelt, gezeugt durch Verwandtenehen!
[…] Der [Mediziner des AKH] weiter: „Betroffen sind zumeist Migrantenkinder aus sozial schwachen Familien. […] FPÖ-Stadtrat David Lasar: „Ganz wichtig ist die Aufklärung, um allen Betroffenen viel Leid zu ersparen.“
„Aufklärung“ ist unser Stichwort, quasi das Bat-Signal für Kobuk. Ich habe daher im AKH nachgefragt, ob sie bestätigen können, dass dort fast jede Woche ein durch Inzest schwer geschädigtes Baby zur Welt komme. Und dass dieses Problem zumeist Migranten betreffe, die in Verwandtenehen leben, wovor AKH-Ärzte deshalb in der „Krone“ entsprechend warnen.
Das AKH stellt dazu fest:
[…] dass die Aussagen im Krone-Artikel nicht bestätigt werden können und kein Mitarbeiter diese Aussagen getroffen hat. (Unterstreichungen auch im Original.)
Der Autor dieser exklusiven „Krone“-Story wird gewusst haben, warum er seinen Namen lieber verschweigt.
(Mit Dank @Vienna189 und @schaffertom)
Update 21.01.2013
Der Artikel wurde offenbar auch dem Österreichischen Presserat gemeldet. Dieser hat seine Entscheidung dazu kürzlich auf seiner Homepage veröffentlicht und stellt fest, dass die „Krone“ hier in gleich zwei Punkten gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse verstoßen hat: Erstens entspricht die „Recherche“ der Kronen Zeitung nicht den Erfordernissen des Ehrenkodex, da es
im Sinne einer korrekten und gewissenhaften Recherche notwendig und zumutbar gewesen [wäre], dass der Autor des Artikels die Aussage des anonym gebliebenen Mediziners im Sinne einer Gegenrecherche durch eine Anfrage bei den für Medienkommunikation zuständigen Stellen des AKH überprüft
Und zweitens handelt es sich bei der erfundenen nicht verifizierten Behauptung, dass meist Migrantenfamilien betroffen seien, laut Presserat um
eine unzulässige Diskriminierung von Migranten
Abschließend wird die Kronen Zeitung vom Presserat gebeten aufgefordert, die Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen. Was eher unwahrscheinlich ist, da das Blatt sich bislang weigert, sich der freiwilligen, ethischen Selbstkontrolle des Presserats zu unterwerfen.
Die ganze Entscheidung kann hier als PDF eingesehen werden.
