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„Profil“ lässt sich beim Abschreiben erwischen

Der Einleitungstext der Coverstory des letzten „Profil“ liest sich sehr ähnlich wie ein Artikel der „Presse“ aus dem Mai:

„Profil“, 19. November 2011:

Wenn die Maturantin Tina M. von der Zukunft träumt, wirkt das, als ob sie einem feministischen Schwarzbuch entsprungen wäre. Vier süße Kinder, abends kommt der Ehemann nach einem erfüllten Arbeitstag nach Hause, es wird frisch Gekochtes gemeinsam gegessen, (…). Doch, doch, sie möchte nach dem Schulabschluss schon studieren, vielleicht sogar (…).

„Presse“, 28. Mai 2011:

Wenn Tina M., 18 Jahre, von der Zukunft träumt, dann hat sie ein klares Bild vor Augen: Sie möchte einmal Kinder haben, vier hübsche blonde Kinder. Und während ihr Mann (natürlich ist sie verheiratet) in die Arbeit geht und das Geld nach Hause bringt, wird sie sich um den Nachwuchs kümmern: kochen, putzen, (…) bis ihre Sprösslinge aus dem Gröbsten heraus sind.



Immerhin sind Tinas Kinder im „Profil“ süß statt hübsch und hat sich der Satzbau ein wenig verschoben. Und verweisen nicht beide Artikel auf die gleiche Studie? Tina M. wird wohl eine Teilnehmerin aus diesen Fokusgruppen sein, es wird sich wohl um ein Zitat aus der Studie handeln, nicht?

Liest man den Presse-Artikel, könnte man tatsächlich meinen, Tina M. sei Teilnehmerin der Studie. Stehen tut das da allerdings nirgends. Lediglich „Profil“ schreibt:

Tina M. (…) ist eine der 800 Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren, die im Rahmen der vierten Ausgabe des „Jugendmonitors“ (…) kürzlich zu ihrer Einstellung zu den Themen Familie, Kinder und Beruf befragt wurden.

Das ist falsch. Tina M. hat an der Studie nicht teilgenommen, sondern wurde im Mai von der „Presse“ interviewt, wie sie mir auf meine Anfrage bestätigte. „Profil“ dürfte ganz einfach von der „Presse“ abgeschrieben haben, und das auch noch so schlecht, dass man’s merkt.

(Danke für den Hinweis @FlorianGasser!)

PS: Der „Standard“ über die gleiche Sache.

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