Mit seiner klaren Absage an die Sparpolitik Europas sorgt der neue griechische Finanzminister Yanis Varoufakis derzeit für viel Wirbel. Der „Kurier“ behauptet nun, dass Varoufakis vor zwei Jahren noch eine völlig andere Meinung vertreten hätte und beruft sich dabei auf einen Blogeintrag aus dem Jahr 2013. Die Zeitung scheint dabei aber die Kernaussagen von Varoufakis entweder nicht verstanden zu haben, oder verdreht seine Aussagen, um das ganze irgendwie als Kontroverse zu verkaufen.
Im „Kurier“-Artikel heißt es:
„Noch vor zwei Jahren wollte Yiannis Varoufakis Deutschland an der Spitze in Europa sehen. So schnell können sich Meinungen ändern: „Europa braucht eine deutsche Hegemonie“ – diese Forderung nach einer starken Rolle Deutschlands kommt ausgerechnet von einem Regierungsmitglied der griechischen radikalen linken Partei Syriza“
Und weiter:
Berlin soll, laut Varoufakis damals, ein europaweites Erholungsprogramm entwickeln. Der Ökonom schlägt eine Art europäischen New Deal vor – ähnlich der wirtschaftlichen und sozialen Reformen in den USA in den 1930er-Jahren (…) Von diesen Ideen scheint Varoufakis heute nur noch wenig zu halten.
Falsch. Varoufakis vertritt auch heute noch exakt die selben Ideen. Er wünscht sich nach wie vor sowohl einen „New Deal“ und befürwortet ein hegemoniales Deutschland, wie er in einem aktuellen Interview mit der Zeit erklärt. Das hegemoniale Deutschland müsse seinen Kurs aber radikal ändern – weg von Austerität und Troika hinzu einem europaweiten „New Deal“-Konzept.
Der Kurier-Artikel lässt es so aussehen, als hätte Varoufakis damals Deutschlands Führung bedingungslos unterstützt, auch ohne dieses „Aber“. Deshalb spricht das Blatt auch von „Richtungswechsel“ und sagt „So schnell können sich Meinungen ändern“. Es wird eine künstliche Kontroverse erzeugt, dabei hat Varoufakis damals wie heute den Sparkurs Deutschlands und der Troika abgelehnt.
Der Kurier ist mit verdrehten Artikeln wie diesen allerdings in guter Gesellschaft. In den letzten Tagen war das nämlich nur eine von vielen Falschmeldungen, die über Griechenlands neue Regierung durch die Medien gingen.
2 Kommentar(e)
Der Niedergang des Kuriers durch unsachliche, bösartige, reisserische Berichterstattung – auch Fakten werden bewusst vergessen oder verändert – begann mit der Ära des neuen Chefredakteurs. Es ist ohnehin bekannt, dass ein wichtiger Aufsichtsrat – ein bekannter Trophäenjäger – die Berichterstattung bestellt, um den einen oder anderen Gegner aus der Vergangenheit zu diffamieren oder blamieren.
Lieber Herr Grüneis, wenn Sie solche konkrete Vorwürfe in den Raum stellen, wären auch konkrete Belege für diese angebracht.