Während Berichte über die feministische Gruppe „Femen“ durch alle Medien geistern, verwendet „heute.at“ diese rein als Hingucker – Sex sells besser als Protest gegen Seximus und Zwangsprostitution.
Die ukrainische Gruppe „Femen“, die sich mit recht ungewöhnlichen Mitteln in die Aufmerksamkeit der internationalen Berichterstattung gekämpft hat, tritt ein für die Rechte von Menschen; dabei wendet sie sich beispielsweise gegen Sexismus und den Mißbrauch von Frauen als Zwangsprostituierte.
Die Methode, mit der „Femen“ vorgeht, ist tatsächlich recht ungewöhnlich: gut aussehende, junge Frauen, die ihren nackten Körper verwenden um Aufmerksamkeit für ihre politischen Themen zu bekommen. Dabei wird genau mit der Sexualisierung des weiblichen Körpers, die sie anklagen, gespielt.
Und, es funktioniert. Die Bilder geistern durch alle Medien und damit auch ihre Themen.
Nur „heute.at“ hat es nicht verstanden. Die führen die Bilder der Femen unter der Kategorie „Love“ und machen sich gar nicht weiter die Mühe, die Bilder auch noch in den politischen Kontext zu setzen, aus dem sie entstanden sind.
Und um das ganze noch zu toppen, lässt sich die „Heute“ von den Ideen der „Femen“ zu weiteren Schandtaten hinreißen.
Während die „Femen“ versuchen den Konnex von Prostitution und Fussball in ihrem Protest gut sichtbar zu machen, lässt sich die „Heute“ davon inspirieren, indem sie die Idee für ihren Hingucker verwendet. Ein deutsches Promisternchen, das im Zuge der EM mit Fußbällen um Aufmerksamkeit strippt, wird von „Heute“ mit einem Pornobalken verziert und mit „Toooooor!“ beschriftet.
Eigentor für „Heute“.
Update: Maria Jelenko, die Online-Chefredakteurin von „Heute“ hat uns per Kommentar und Email um „Richtigstellung“ gebeten, da schon vor Monaten diese „Hintergrundgeschichte“ zu FEMEN erschienen sei (ausnahmsweise verlinken wir mit voller URL):
www.heute.at/love/erotik/art23700,709608
Ohne Worte.
25 Kommentar(e)
die logische konsequenz dieser effekthascherei.
Unsinn. Die Aktionsgruppe ist doch nicht selbst daran schuld, wenn die Krone sich weigert den Charakter hinter der Aktion zu verstehen. Bei aller notwendigen und richtigen Kritik am Aktionismus: Dass man die Protestantinnen nun in die Kategorie „Love“ (!) packt, kann ihnen nun wirklich nicht angekreidet werden, denn mit „Love“ hat selbst die Nacktheit des Protestes nichts zu tun. Bizarre Logik, Herr Simon.
na klar hat die »Nackheit des Protestes« etwas mit »Love« zu tun, ansonsten würden sie es ja nicht machen, bzw. wären sie damit nicht so erfolgreich. die seriösen medien ignorieren das jedoch und konzentrieren sich auf die themen, um die es eigentlich geht, während »Heute« in die andere richtung arbeitet, weils leider(!) einfach mehr leute interessiert, bzw. zumindest mehr leute von deren leserschaft.
die autorin des artikel begeht einen klassischen logik-fehler, der auf der annahme beruht, die selbstdarstellung von „femen“ sei klar als politischer protest lesbar – also als gäbe es *eine* „richtige“ art und weise, nacktheit in der öffentlichkeit zu interpretieren. klar, dass das ein battl wie heute nicht macht- warum auch? ist viel einfacher, nacktheit als geilheit zu interpretieren. das ist vielleicht deppert von heute, aber das einstiegsargument der autorin, dass die proteste der femen KLAR erfolgreich sind, wird damit selbst ausgehebelt –> nackte titten sind eben NICHT für alle klar als politischer protest lesbar. gerade jene, gegen die sie sich stellen, und die scheinbar „entrüstet“ erregt werden, reframen die bilder wieder nur unter der altbekannten hegemonie-formel: „geil, nackterte weiber“. naja, mediale bedeutungskonstruktion is hoid a hund.
„…machen sich gar nicht weiter die Mühe, die Bilder auch noch in den politischen Kontext zu setzen, aus dem sie entstanden sind.“
Danke an die Autorin des äußerst populistischen Artikels, dass sie den zur Bildergalerie dazugehörigen Artikel unerwähnt gelassen hat. Denn dort wird der politische Hintergrund von FEMEN erwähnt, wie auch teilweise in den Bilduntertiteln. Genauso, wie Kobuk dem Onlineportal heute.at vorwirft, mit den Aktivistinnen von FEMEN Klicks generieren zu wollen, kann man Kobuk den Vorwurf machen, mit unvollständigen Vorwürfen ihrerseits auf populistische Art und Weise eine größere Leserschaft erreichen zu wollen.
Fakt ist, dass über den politischen Hintergrund und die Motivation von FEMEN auf heute.at berichtet wurde (und sich der Bericht in keinster Weise von den im Artikel von Frau Hemmelmayer als „positive“ Berichterstattung erwähnten sonstigen Artikeln in „seriösen“ Medien wie Blick.ch (!) unterscheidet, weil weder reisserisch noch verniedlichend, sondern einfach informativ), und dass das von Kobuk falsch dargestellt worden ist.
Wegen dem Eigentor wäre es.
Es ging schon auch darum, dass die Bilder – wie in dem Link ersichtlich – unter der Kategorie „Love“ auftauchen. Sind doch ziemlich politische Bilder, die Sexualisierung nur Medium um überhaupt bemerkt zu werden…
„…die seriösen medien ignorieren das jedoch und konzentrieren sich auf die themen, um die es eigentlich geht, während »Heute« in die andere richtung arbeitet,…“ – Wer sollen die seriösen Medien sein? Egal, in welche Online-Redaktion man schaut, es sitzen überall die gleichen Leute drinnen, die das gleiche studiert haben, die die selben APA-Meldungen für die Seite übernehmen,…
Und was sind die Ding, um die es eigentlich geht? Der 27. Kommentar im Standard/der Presse/sonstwo bleibt auch immer nur die Individualmeinung eines/r selbstverliebten Klugscheißer/in, die, das aufgeblasene Blabla weggelassen, nicht viel mehr Inhalt bietet als Meldungen im Boulevard.
Die selbsternannten „Qualitätsmedien“ in Österreich sind doch alles Heuchler. Standard, Presse, Kurier,… weit weg von der Qualität von vor zehn, fünfzehn Jahren. Aber hauptsache, die Blätter, die keinerlei Anspruch auf hochwertige Berichterstattung stellen, werden von denen, die sich für etwas Besseres halten, dafür gegeißelt, dass man eben über gewisse Dinge weniger, über andere dafür mehr berichtet und den nicht gestellten Qualitätsanspruch auch nicht erfüllt.
Diejenigen, die sich legitime Informationen holen wollen, wissen wo sie sich diese besorgen können und welche Medien sie dafür konsultieren müssen. Diejenigen, die auf dem Weg zur Arbeit kurz mal etwas leichtes lesen wollen, schnappen sich die Heute. Das ist der ganze Anspruch. Mehr nicht. Wenn dann irgendwelche ahnungslosen Fingerzeiger „Drecksblatt“ oder ähnliches in den Mund nehmen, machen sie sich nur selber lächerlich.
Und ähnlich ist es hier mit Kobuk. Viele der Dinge, die hier mit „Selber-auf-die-Schulter-klopfen-weil-man-so-leiwand-ist“ präsentiert werden, sind absolut entbehrlich. Nicht falsch verstehen, eine Art Media Watch ist schon in Ordnung. Nur, die meisten Sachen, die man hier findet, sind solche Fingerzeige wie oben erwähnt, wo es um absolut belanglose Sachen geht – und die dann auf FB oder hier von den Usern genüßlich mit allerlei Nettigkeiten kommentiert werden.
FPÖ-FB-Page, Standard-Forum, hier…same shit, different name. Jeder weiß immer alles besser und alle anderen sind schlecht.
Werte Kollegen,
vielleicht recherchiert ihr für eure Artikel nächstes Mal ein bisschen weiter – Heute.at hat vor über einem Monat eine Hintergrundgeschichte zu FEMEN gebracht, um den Lesern klar zu machen, worum es den Aktivistinnen geht. Der Verfasser des Artikels war selbst schon mehrmals in der Ukraine und kennt die Anliegen der Frauen aufgrund von zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen sehr genau.
Wir bitten um Richtigstellung.
Ach ja:
https://www.heute.at/love/erotik/art23700,709608
Der Artikel in Heute vom 13.5. ist leider dennoch in der Kategorie „Love“ und weiters sogar in der Unterkategorie „Erotik“ zu finden – darum ging es in dem Artikel von Frau Hemmelmayr doch, wenn ich das richtig verstanden habe.
So hat man/frau also Politisches neuerdings in diesen Kategorien zu suchen? Wohl eher nicht, es sei denn, Themen wie „lieber Fernsehen als Sex“ oder „Warum Männer auf Möpse stehen“ wären neuerdings politisch hoch relevant. Fraglich, welches Land (Zeitung) mit einer solchen Politik werben möchte.
Dass der Artikel vom 13.5. Sinn macht und von Bedeutung ist, wird auch nicht bezweifelt, einzig die Kategoriezuordnung wird kritisiert – wäre der Artikel „Proteste mit den Waffen einer Frau“ nämlich in der Kategorie „News“, Unterkategorie „Politik“, wie es sich dieser Artikel verdient hätte , wäre die oa. Kritik nicht entstanden und die korrekte Bedeutung einer Protestgruppe für Menschenrechte wahrscheinlich besser erkannt worden.
Auch hier nochmal die Erklärung – im Ressort Welt ist der Artikel nach einem Tag runtergerutscht, in Love bleibt er mindestens eine Woche oben.
Eine solche Vorgehensweise ist leider kein Renommee für Heute – weil es in einem Bereich nicht genug Anklang findet, degradieret man es auf eine sexuelle Ebene, damit es Anklang findet? Eine traurige Ansicht …
Deine Kritik – siehe mein Posting weiter oben.
Und weiters ist es jetzt wirklich interessant, wie Kobuk zurückrudert, und den hier publizierten Artikel auf die Love-Kritik reduzieren, und den im Titel groß erwähnten und bereits entkräfteten Haupt-Vorwurf, dass der politische Hintergrund aussenvorgelassen wurde, nicht mehr erwähnt wird, bzw von Kobuk richtiggestellt wird.
@Flo: Wie ich das sehe, ist der Vorwurf weder entkräftet noch zurückgenommen.
@ Helge: Der Kernsatz in diesem Artikel – „…machen sich gar nicht weiter die Mühe, die Bilder auch noch in den politischen Kontext zu setzen, aus dem sie entstanden sind.“ – ist eine schlecht recherchierte Unwahrheit. Darum geht es mir. Und bei aller Liebe und allem Verständnis für euren vielleicht etwas zu blauäugig an den Tag gelegten Idealismus; Kobuk verliert einfach an Glaubwürdigkeit, wenn man weiter an dem oben genannten Vorwurf festhält.
@flo: Es geht um diese Bilderstrecke: https://www.heute.at/love/cme39263,451419?SORT=DESC – in der Kategorie „Love“ und bar jeden politischen Kontexts. Die (dort nicht verlinkte und damit für die Kritik wenig relevante) Hintergrundgeschichte aus dem Mai findet sich statt auf den Politikseiten in der Kategorie „Erotik“.
Über bleibt eine Nackerten-Bilderstrecke, die Page Views erzeugen soll. Nicht mehr und nicht weniger.
PS: Lieber flo, ich fände es angebracht, offen zu legen, dass du für Heute.at arbeitest, wenn du deinen Arbeitgeber schon so deutlich verteidigst und uns den Verlust von Glaubwürdigkeit unterstellst.
Und was würde das ändern?
Was bleibt ist immer noch ein reisserischer Artikel, in dem dem Verfasser der Femen-Geschichte eine eventuell vollkommen falsche Motivation unterstellt wird. Und weil die Gschichte eh im „Drecksblatt“ erschienen ist, und Kobuk, die ehrbaren Retter der Medienlandschaft das so darstellen, wirds schon so sein.
Passt schon.
Wen meinst du mit „Verfasser der Femen-Geschichte“, denjenigen, der die Slideshow zusammengestellt hat? Bist du das?
Was soll denn der Sch***? Wenn jetzt User Flo als Heute-Redakteur oder was auch immer „bloßgestellt“ wird, hat sich seine Kritik in Luft aufgelöst, oder was? Bei aller Ehre, aber das find ich echt mies. Ah bissl argumentieren wird man wohl doch noch können, oder?
P.S.: Und nein, ich arbeite nicht für Heute!
1. es geht nicht um die Qualität des ursprünglichen Artikels, sondern um die Verschiebung aus dem politischen Feld (wo der Artikel meiner Meinung nach sehr gut gepasst hat) ins Love und Erotik-Feld (wo er meiner Meinung nach nix zu suchen hat, weil die Message von Femen nichts mit Sex an sich zu tun hat)
2. Redakteure von Heute dürfen und sollen ihre Artikel verteidigen – es geht Kobuk nicht darum, andere bloßzustellen, sondern Sachverhalte aufzudecken, die nicht so dargestellt werden wie sie sollten (Femen als Love-Story anstatt Polit-Thriller – einzig durch die Zuordnung zur Kategorie „Love“ erzeugt, nicht durch den Artikel an sich)
3. die Verlinkung mit dem Original-Artikel ist keine Richtigstellung – der Artikel ist ja weiterhin in der Kategorie „Love“, das wird kritisiert und hinterfragt
zu guter Letzt: bitte um Rückkehr zu etwas mehr Niveau – gegenseitiges Untergraben von Kompetenz u. ä. ist für konstruktive Kritik und Qualitätsverbesserung nicht förderlich
Dass die Aktionen von Femen in der Heute unter der Kategorie Love ‚präsentiert‘ wurden, zeigt, dass deren Anliegen eingebettet wird in eine Struktur, die der Leserschaft entspricht, die aber eben auch einer Grundstruktur der Gesellschaft entspricht?!
Wenn man über die Anliegen, die Hintergründe und den Protest von Femen berichten will, wäre es vlt sinnvoll OHNE Bilder zu arbeiten. Die Bilder werden bereits von Femen selbst produziert und sollten uneingebettet bleiben, also wenn dann, nur eingebettet in deren Kontext, deren Rahmen, sobald eine Zeitung die Bilder nimmt und zeigt, verändert sich der Kontext, vor allem auch aufgrund der jeweils Lesenden. Die Bilder werden entgültig zur Bildfalle. Ein Artikel ohne Bilder würde nur den Inhalt transportieren. Wahrscheinlich wäre es in vielen gut, in Artikeln ohne Bildmaterial zu arbeiten?
nur nebenbei: wurscht ob boulevard oder qualität – einen beleg für den zusammenhang zwischen fußball-em und zwangsprostitution hätt‘ ich noch nirgends gefunden…
Schade, dass von kobuk.at nichts mehr erscheint.