Dramatische Bilder erreichen uns via ORF.at aus London:
Big Ben neigt sich nach links
[…] Der Uhrturm mit dem Big Big [sic!] sinkt ungleichmäßig in den Boden und hat bereits eine beträchtliche Schräglage in Richtung Nordwest erreicht. „Es ist eine Neigung von 46 Zentimetern oder 0,26 Grad auf dem höchsten Punkt“, sagt John Burland, Professor am Imperial College London, gegenüber der BBC. […]
„0,26 Grad“, ah ja. Kobuk hat keine Kosten und Mühen gescheut und in einer aufwendigen Simulation nachgestellt, wie diese Neigung ohne fotografische Verzerrung für Beobachter vor Ort aussehen würde:
Aber das war erst der halbe Spaß. Falls ihr demnächst nach London kommt, macht doch ein kleines Experiment mit Freunden: Begebt euch an eine ähnliche Betrachtungsposition wie im Bild und fragt sie ganz unschuldig, ob sie die Linkslage des Turms auch schon erkennen. Natürlich nicht so wild wie auf dem ORF-Foto, aber eben gerade so ein bisschen — wie auf unserer Skizze.
Falls ja, habt ihr einen wunderschönen Beleg für die menschliche Einbildungskraft. Denn der Turm neigt sich dort gar nicht nach „links“. Zwar hat der britische Baustatiker John Burland tatsächlich zur BBC gesagt:
Wenn Sie am Parliament Square stehen, können Sie sehen, dass er sich ganz leicht nach links neigt […]
Doch Parliament Square befindet sich aus unserer Blickrichtung hinter dem Turm. Big Ben neigt sich in Wahrheit also fast genau in die entgegengesetzte Richtung, die ORF.at suggeriert. Halten wir uns lieber an die Möwe im Vordergrund: Sie fliegt gerade ziemlich genau nach Nordwest — wie auch Big Ben, in vielleicht 10.000 Jahren.
(Danke @skaragerald für den Hinweis)
13 Kommentar(e)
ach mann, schön langsam übertreibts aber. der uhrturm ist nur aufgrund einer – normalen -verzerrung eines weitwinkelobjektivs so linkslastig. und ja, es ist lästig wenn das als „schief“ interpretiert wird…aber nix wo ich jetzt sag da wird bewusst falsches propagiert.
@jake: Ja, wenn man davon absieht, dass „links“ ein bisschen Gaga ist als geogr. Verortung (davor hat uns schon der Geolehrer gewarnt), dann ist das alles eher lässlich – darum auch die Kategorie.
@HK: Naja, du wirfst ORF.at vor, der Artikel suggeriere, dass sich der Big Ben in Bezug auf das Foto in die falsche Richtung neigt (ziemlich spitzfindige, letztlich aber berechtigte Kritik). Umgekehrt könnte man aber auch genauso sagen, deine Einleitung („dramatische Bilder erreichen uns via ORF.at aus London“) suggeriere, dass es sich bei der perspektivischem Verzerrung auf dem Bild um eine Manipulation handeln würde.
Gleichstand, würd ich sagen 😉
Im Übrigen heißt nur die Glocke „Big Ben“; und wenn die läutet, neigt sie sich viel heftiger hin und her!
Dadurch, dass das Foto unkommentiert im Artikel erscheint wird hier meiner Meinung nach bewusst eine Dramatisierung in Kauf genommen, wenn nicht provoziert. Die paar Leute, die sich mit der Thematik der stürzenden Linien auskennen, sind hier eher Streuverlust für die Redaktion des ORF. Kobuk tut also gut daran, dies anzuprangern. Macht weiter so!
Viele Grüße
pig pen
Wenn der Turm nicht bananenweich sich krumm zur Seite neigt, sondern schlicht schräg, dann sind es zwar am höchsten Punkt 46 Zentimeter, aber 0,26 Grad egal in welcher Höhe man misst, vorausgesetzt die Zahlen stimmen.
wilde geschichte – der ORF verwendet ein nicht entzerrtes agenturfoto um den punkt einer geschichte zu illustrieren – und die riesenmöwe im bildmittelpunkt haben sie auch zu erwähnen vergessen
Bin Kobuk-Fan der ersten Stunde aber solche Beiträge sind maximal was für ein Sideblog.
Hab mal kurz durch die Kategorie Lapsus geklickt – da gibt’s unentdeckte Photoshopperei, schlechte Recherche, noch mehr Bildmanipulation und schließlich sogar das Kaltschreiber-Konzert-Beispiel.
Das sind Dinge die interessant und wichtig sind. Aber ein unentzerrtes Foto find ich lächerlich.
Wenn schon, dann eine Kategorie mit lächerlichen Dingen.
Dieses Foto steht IMHO nicht auf einer Stufe mit Photoshop & Kaltschreiben.
Nachdem auf dem Bild nicht nur der Big Ben sondern auch alles andere verzerrt ist (wahrscheinlich ein Weitwinkel, das durch Nachbearbeitung ins Parallelogramm verzerrt wurde, ist der Fake so offensichtlich, dass man meiner Meinung nach nicht von einer absichtlichen Irreführung sonderen von einer humorvollen übertreibung sprechen kann.
Die angegebenen 0,26° scheinen zu stimmen, denn wenn man das umrechnet kommt an auf ca. 40 cm Auskippung. Sehen kann man das im Normalfall, wenn man sich etwas Zeit nimmt, auch.
Leider fand ich kein Phtot, dass halbweg gerade aufneommen wurde; selbst die Times hat ein insgesamt leicht schiefes: https://pakistantimes.net/pt/detail.php?newsId=25779
Es gibt schlimemrs – aber auch auf der lustigen Seite: https://web.orange.co.uk/article/quirkies/The_leaning_tower_of_London
Das ist übrigens keine Photomontage: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Crooked_Spire.jpg&filetimestamp=20041209212914 (Chesterfield)
Wieder mal ein herrlicher Artikel. Genau so gehörts gemacht… auch die kleinen Verlogenheiten gehören angeprangert.
Übrigens ist hier nicht nur die Objektivverzeichnung das Problem… das gesamte Foto ist stark linkslastig.
Eure Seite ist richtig schlecht geworden. Entweder macht man etwas ganz oder gar nicht. Ihr von Kobuk! erweckt nun den Eindruck, daß die österreichischen Medien perfekt sind, und niemals Schwachsinn verbreiten.
Die letzten „Aufdecker“ von euch waren reines i-Tüpferl-Rodeo, wo ihr euch auch Kilometer von eurer einst witzigen und lesenswerten Art entfernt habt.
Hört auf euch selbst zu feiern, und lest endlich wieder Zeitung und schaut fern!
@ „Dr. Hoemmal“
Und lebt alleine von der Liebe seiner Leser, schon klar …
Ob Big Ben nach *links* kippt mag ich nicht beurteilen. Das Niveau dieses
eures Beitrags befindet sich aber zweifelsohne ganz *unten*. Nichtigkeiten
so aufzublasen ist normalerweise Sache des Boulevards, und nicht die seiner
Kritiker.