Ich dachte ja, die Zeiten, in denen über die Gesichtszüge von Menschen auf ihren verderbten Charakter geschlossen wurde, lägen hinter uns. Geschichten, wie jene des geistig zurückgebliebenen Bruno Lüdke, der lange als schlimmster deutscher Serienkiller galt — vermutlich nur, weil er das Pech hatte, für die Ermittler der 40er Jahre wie ein „typischer“ Verbrecher auszusehen — scheinen in einer aufgeklärten Zeit(ung) undenkbar.
Doch nun zur „Kronen Zeitung“. Die schreibt über einen Mann, der zahlreicher Überfälle verdächtigt wird:
Slobodan N., 20 Jahre alt, Bosnier, auf dem Foto der Kriminalisten ein Allerwelts-Verbrechergesicht: kurze Haare, dumpfer Blick, offener Mund.
Dabei sieht der Mann eigentlich recht „normal“ aus, für ein Polizeifoto (hier im „Krone“-Artikel). Und für einen Bosnier, falls das ein Kriterium ist. Ich kenne einige Führerscheinbesitzer und auch „Krone“-Kolumnisten, die der Fotograf schlimmer erwischt hat.

