Krone.at und Oe24.at zeigen, wie man im Sinne der Suizidprävention nicht über einen Selbstmord berichtet.
Ludwig Hirsch ist letzte Nacht verstorben. Wien.orf.at berichtet sehr zurückhaltend und nennt auf Wunsch der Familie Hirschs keine Details:
Auch das Wilhelminenspital bestätigte zuletzt, dass Hirsch in der Früh im Haus verstorben war. Genauere Auskünfte könne man auf ausdrücklichen Wunsch der Familie jedoch nicht geben, hieß es seitens des Krankenanstaltenverbunds (KAV).
Über den Wunsch der Familie berichten zwar auch Krone.at und Oe24.at – allerdings erst, nachdem sie den Freitod Hirschs in allen verfügbaren Details ausgeschlachtet haben.
Krone.at erklärt im zum Artikel gehörenden Video sogar ganz stolz, dass „ein Reporter der Krone herausgefunden hat“, in welcher Abteilung sich der Musiker befunden hatte. Beide Medien verpacken schon in Dachzeilen, Überschriften und Einleitungen alle Details über Ort und Methode des Selbstmordes. Dabei sollten JournalistInnen sehr genau wissen, wie man über einen Selbstmord berichtet, um den sogenannten Werther-Effekt zu vermeiden. Zumindest könnten sie im Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid des Wiener Kriseninterventionszentrums (PDF, ca. 300KB) nachlesen, dass u.a.
- erhöhte Aufmerksamkeit der Medien
- sensationserregende Sprache
- Details zur Person (Alter, Beruf, Geschlecht, …) und
- genaue Angaben zum Ort des Selbstmordes
eine Nachahmung wahrscheinlicher machen.
Die Berichterstattung von Krone.at und Oe24.at zielt ohne Rücksicht auf Verluste auf hohe Klickraten und einen „spannenden“ Artikel ab – ohne Rücksicht auf die Vermeidung etwaiger Nachahmungstaten. Das verrät viel über die ethischen Grundsätze dieser Medien.