Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Ist Reden über pädophile Vorlieben eine Straftat?

In einem Artikel von DerStandard.at werden 14 Österreicher als „mutmaßliche Täter“ bezeichnet, weil sie sich im Internet über ihre sexuellen Vorlieben für Buben ausgetauscht haben. Ein Strafbestand besteht nicht, weil es in Österreich nicht verboten ist, derartige Themen zu diskutieren. Weder gab es Hinweise auf Konsum einschlägiger Filme/Fotos oder Bilderaustausch noch auf strafbare Handlungen an Kindern. Laut Standard würde es sich hier um eine „Gesetzeslücke“ handeln.

Auch der Kurier springt mit seiner Story „Laxes Gesetz schützt Pädophile“ auf den gleichen Zug auf, bezeichnet die 14 Österreicher als „Verdächtige“.

Wenn man emotional besetzte Themen wie Kinderpornographie behandelt, begibt man sich üblicherweise auf einen schmalen Grat zwischen Verharmlosung und Überreaktion. Ob die österreichischen Gesetze zum Schutz von Kindern nun ausreichend sind oder nicht, ist eine andere Frage. Fakt ist jedoch eines: Menschen als „Verdächtige“ oder „mutmaßliche Täter“ zu bezeichnen, von denen im Sinne des StGBs keine strafbaren Handlungen bekannt sind, kann journalistischen Standards wohl kaum entsprechen.

(Dank an Christian S. und K. für die Hinweise.)

Werbung auf Oe24 zur falschen Zeit am falschen Ort
ORF: Homöopathie wirkt!

1 Kommentar(e)

ChDuda - Am 18. March 2011 um 19:36

Abgesehen davon, dass ich Herrn Unger voll und ganz zustimme, ist es schlicht und ergreifend falsch, wie in Österreich mit Pädophilen umgegangen wird. Es fehlt hier die klare Unterscheidung zwischen Pseudopädophilie und Pädophilie (nach der Definition durch die ICD 10). Außerdem wird viel zu wenig auf betroffene Menschen eingegangen und das Thema zu sehr dämonisiert, als dass diese Menschen Hilfe in Anspruch nehmen würden. Zumal es noch nicht einmal eindeutig geklärt ist, ob es sich bei der Pädophilie um eine sexuelle Störung oder vielmehr eine Orientierung handelt.

Nicht zuletzt wegen der von den Medien geprägten Meinungen, wird sich der Kampf um Anerkennung und Akzeptanz für die Pädophilenbewegung weitaus schwieriger gestalten, als für die Homosexuellenbewegung. Und gerade vom Standard hätte ich umsichtigeren Journalismus erwartet.

Just my 2 cents,
Christoph