Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Screenshot von Krone.at auf Hans Dichand

Wir Publizistikstudentinnen und -studenten lernen im Zuge unserer Ausbildung hier auf Kobuk.at Onlinejournalismus. Wie wichtig dabei der Titel ist, der über Lesen und Nichtlesen eines Artikels entscheidet, haben wir schon in der ersten Einheit gelehrt bekommen. Soeben lese ich, dass Hans Dichand, der erfolgreichste Medienmacher Österreichs, heute am Vormittag verstorben ist.

Man mag über Boulevardjournalismus und die Macht der „Krone“ über die Politik denken was man will, aber Dichand war es, der hierzulande das Schreiben einer Schlagzeile zur Kunst erhoben hat. So gesehen  hätten wir noch viel von ihm lernen können!  Zum Nachruf

Es ist eine Krux mit diesen verschiedenen Einheiten. Was bei uns Kilometer sind, sind in den USA Meilen, statt in Meter oder Zentimeter wird in Foot oder Inches gemessen, die Temperatur gibt es nur Grad Fahrenheit und eine Milliarde ist a billion.

Soweit, so klar. Eigentlich. Bild.de berichtet nun nämlich davon, dass Apple mittlerweile „5 Billionen“ Downloads im seinem App-Store zu verzeichnen hat. Dass es sich dabei allerdings „nur“ um ein Tausendstel davon handelt, scheint bei dieser beeindruckenden Zahl übersehen worden zu sein.

„E-Mail von Amadeus“ heißt die Rubrik in „Österreich“ und ist, man ahnt es, eine Art „Post von Jeannée“ für Arme, welche wiederum eine Art „Post von Wagner“ … Egal, bevor wir uns vom Keller rekursiv zum Erdkern bohren, kratzen wir lieber schnell die Kurve von Wagner zurück zu „Amadeus“. Dieser komponierte am Sonntag in seine Outbox:

Liebe Politiker, ihr habt bei euren Wählern ein Image, das unter dem von Mistkübelfahrern liegt. […]

Liebe „Österreich“-Redaktion,

die von euch verächtlich „Mistkübelfahrer“ Genannten kümmern sich auch um euren Müll und die meisten Menschen wissen das durchaus zu schätzen. Eine deutsche forsa-Umfrage zum Ansehen verschiedener Berufsgruppen sieht Müllmänner daher auf Platz 8 von 29, zwischen Lokführer und Lehrer. Politiker auf 26 und — Überraschung — Journalisten auf Platz 17. Ihr hättet also gar nicht so weit suchen müssen, für euren abfalligen Berufsvergleich…

lg Kobuk

In Zeiten der Krise haben Boulevardblätter aller Herren Länder Hochkonjunktur. Denn da kann man selbst mit Wirtschaftsthemen Emotionen beim Leser schüren. Die deutsche BILD-Zeitung zeigt par excellence wie das geht. Der BILDblog hat aufgezeigt, wie die Regeln des Aufhetzens funktionieren. Der österreichische Boulevard ist da nur etwas zurückhaltender: Auf Oe24.at zeigt uns die Venus von Milo auf einer Grafik vom 29. April doch glatt den Stinkefinger. Die Überschrift des dazugehörigen Artikels lautet:

Wo die griechische Regierung Geld verschwendet

All die Verschwendung wird schonungslos aufgedeckt: Von Pensionen für Töchter, über Boni alleine für das Pünktlichkommen, bis hin zu unnötigen Gremien. Aber das Schlimmste ist wohl:

Die Staatsbediensteten genießen nicht nur Kündigungsschutz, sondern können auch schon vor Erreichen des 50. Lebensjahres in den Ruhestand gehen und eine Pension beziehen.

So sicher ist sich dann „Österreich“ beim Pensionsantrittsalter aber doch nicht. In einem anderen Artikel heißt es:

Anhebung des Pensionsalters um 14 Jahre – von 53 auf 67 Jahre.

Und in einem anderen:

Damit ein Arbeitnehmer die volle Rente erhalten kann, muss er 40 Jahre lang gearbeitet haben und mindestens 60 Jahre alt sein. Bisher galt die Faustregel: 37 Jahre Arbeit und mindestens 58 Jahre alt.

Über das angeblich skandalös niedrige Pensionsantrittsalter der Griechen hat schon Michalis Pantelouris ausführlich in seinem Blog berichtet:

Tatsache ist: Griechische Beamte haben nach 35 Jahren Dienst einen Anspruch auf eine Pension, die sie vom Erreichen des Rentenalters an (bisher 60, ab jetzt 63*) ausgezahlt bekommen. Es kann also kein griechischer Beamter mit 50 oder noch früher in den Ruhestand gehen. Falls er allerdings mit 14 oder 15 Jahren angefangen hat, zu arbeiten (was es damals tatsächlich nicht so selten gab), dann könnte er mit 50 kündigen, zehn Jahre etwas anderes arbeiten oder von Luft und Liebe leben und dann mit 60 in den Ruhestand gehen.

Bild: Venus de Milo ohne Stinkefinker von BrotherMagneto, Creative Commons

Anstatt die Leserschaft zu Sport und Fitness zu motivieren – was nebenbei auch noch glücklich und gesund macht – verlost die Tageszeitung „Österreich“ unter den „ÖsterreicherInnen“ einfach eine Schönheits-OP. Und damit jeder weiß, ab wann man sich operieren lassen sollte, wird auch noch ein makelloses Model abgelichtet. Also ab unters Messer!

Verkehrte Welt: Meist beschweren sich klassische Medien über Blogger, denn die würden ihre Inhalte einfach als eigene ausgeben. Nun ist aber ein Blogger am Drücker: Danny Sullivan berichtete exklusiv auf der Seite „Search Engine Land“ von einer spannenden Klage gegen Google. Dabei geht es um die Frage, ob Google die Verantwortung für eine mangelhafte Wegweisung übernehmen muss. Denn Lauren Rosenberg spazierte in Utah auf einem Weg, der ihr von Google Maps so vorgeschlagen wurde. Der beliebte Service führte sie allerdings auf eine stark befahrene Straße, wo sie von einem Auto angefahren wurde. Das mediale Interesse an dem Fall war groß, aber den berichtenden Medien schienen Quelleangaben nicht besonders wichtig zu sein. Jedenfalls echauffierte sich Sullivan auf seinem Blog über Medien wie „Daily Mail“, „CBS News„, „Time Magazine“, „AOL News“, usw. – die entweder gar nicht oder nicht zur Erstquelle verlinkt hatten. Die meisten Medien haben allerdings bereits auf seine Beschwerden reagiert und nachträglich auf den Originalartikel verlinkt.

So weit so gut. Aber wie sieht es bei den österreichischen Medien mit Quellentransparenz aus? „DiePresse.com“ verlinkt in ihrem Bericht auf eine Sekundärquelle, nämlich „PC World“. „Krone.at“ und „oe24.at“ geben überhaupt keine Quelle an. Wobei „oe24.at“ sich auch nur an eine APA-Meldung hält, die sehr verkürzt als Quelle auf die „Anzeige, die am Dienstag (Ortszeit) im Internet veröffentlicht wurde“ verweist. Anzeigen werden in den USA aber standardmäßig im Internet veröffentlicht, wie man diese eine Anzeige entdeckt hat, wird nicht verraten. Die APA befindet sich aber in bester Gesellschaft, hat doch der große Bruder – die Associated Press (AP) – auch keine Quellenangabe geliefert (siehe wiederum den Artikel von Danny Sullivan). Übrigens: „oe24.at“ weist nicht darauf hin, dass ihre Quelle die APA ist. Man kann aber aufgrund des sehr ähnlichen Wortlauts mit dem Bericht auf „kurier.at“ und einem zweiten Bericht auf „DiePresse.com“ darauf schließen – beide haben die APA als Quelle angegeben.

(via mediadigital.de / Bild: Alex Barth, Creative Commons)

„Österreich“ berichtet heute auf Seite 4:

Schon wieder iPhone-Raub in U-Bahn
[…]
Das iPhone ist bei den Tätern nicht nur wegen des Designs so beliebt. Am Schwarzmarkt lässt sich Apple’s [sic!] Wunderding locker um ein Vielfaches des Einkaufspreises verkaufen.

Heißt das eigentlich Schwarzmarkt, weil die dort nicht besonders helle sind?
Egal, ich geh jetzt iPhones kaufen…

Dieser Auszug aus dem angeblichen Geheim-Dossier der Polizei zum Fall Julia Kührer erschien am 25. Mai in der Gratiszeitung „Heute“.

Stammt der Dialog lediglich aus den Köpfen der „Heute“-Redaktion? Denn laut Krone.at heißt es aus dem Bundeskriminalamt:

All das, was bisher unter diesem Begriff veröffentlicht wurde, entspricht weder inhaltlich noch im Wortlaut dem Bericht, den wir der Korneuburger Staatsanwaltschaft sowie den Verteidigern übermittelt haben

Und die Hauptstadt ist..

Bericht: Vol.at. Antigua ist übrigens, wie der Name schon sagt, die alte Hauptstadt (bis 1773).