Wir recherchieren nach,
damit ihr nicht müsst.

Kategorie: ORF

Wer kennt sie nicht, diese schönen „finde die fünf Fehler Bilderrätsel“ aus der Kronenzeitung? Für unsere treuen Kobuk Leser/-innen eines mit nur einem „Fehler“. Gefunden auf Orf.at. Zwischen dem linken und dem rechten Bild liegen etwa 10 Minuten. Links eine für den ORF eher unübliche und ziemlich doppelbödige Überschrift zu dem Artikel: „Frau in Wien angezündet: keine heiße Spur zum Täter“. Rechts nach zirka 10 Minuten die redigierte Überschrift: „Frau in Wien angezündet: Noch keine Spur zum Täter“.

Ich danke der ORF-Onlineredaktion für die Korrektur dieser Überschrift, KOBUK hat es aber doch entdeckt! Hier der Link zum aktuellen Artikel auf Orf.at.

DerStandard.at berichtet über die gescheiterte BAWAG-Volksbanken-Fusion am Donnerstag Abend mit Hinweis auf die Printausgabe am Freitag.  ORF.at zitiert jedoch erst die Montagausgabe. Doch nicht jeder freie Tag ist ein Sonntag.

Die Presse berichtet ebenfalls unter Berufung auf den „Standard“, allerdings auch mit Bezug auf die APA. Wie passt dies mit der Meldung von ORF.at vom gleichen Tag zusammen, wonach von „der APA bis dato keine Stellungnahme“ vorliege?

Korrektur: Im Artikel steht „gegenüber das APA“, also kein Problem.

Die Presse vom 06.05. wirft dem ORF vor, eventuell unzulässige Werbung im Technik-Magazin On gezeigt zu haben. „On“ ist eine sogenannten Patronanzsendung. Bei einer Patronanzsendung sponsort eine Firma deren Austrahlung.

Die Presse kritisiert vor allem drei Punkte:

  1. In der Sendung kam ein Siemens-Schulungsleiter zu Wort, auch Produkte seines Unternehmens wurden deutlich platziert. Laut § 17 (2) ORF-Gesetz dürfen in Sendungen keine Hinweise auf den Auftraggeber erfolgen. Hat Siemens für den Beitrag an den ORF gezahlt, wurde dieses Gesetz verletzt.
  2. In der Sendung wurde über Energiesparen mit Haushaltsgeräten berichtet. Das Pikante daran ist, dass Saturn Sponsor ist und solche Geräte anbietet. Ebenfalls laut § 17 ORF-Gesetz dürfen Patronanzsendungen nicht zum Kauf von Erzeugnissen des Auftraggebers anregen.
  3. Der Auftraggeber darf außerdem die Sendung nicht so beeinflussen, dass die redaktionelle Unabhängigkeit des ORF angetastet wird. Auch das ist im § 17 ORF-Gesetz geregelt.

Der ORF hat daher bei Patronanzsendungen wenig Spielraum. Saturn wurde korrekt am Anfang und am Ende der Sendung als Sponsor genannt. Medienrechtsanwalt Michael Pilz entkräftet auch zwei dieser Anschuldigungen, denn das bloße Informieren ist keine Verkaufsförderung. Den dritten Kritikpunkt sieht er aber kritisch:

Die redaktionelle Freiheit des ORF darf nicht beeinflusst werden. Der ORF ist immer dazu angehalten, den Inhalt auch einer Patronanzsendung autonom zu gestalten.

Fraglich ist, ob diese Autonomie verletzt worden ist.

An sich zeigt sich der ORF ja bemüht, die Marken der verwendeten Computer zu verbergen. Zum Beispiel durch ein ORF-Schild über dem Logo des jeweiligen Herstellers. Ob uns jemand verraten wird, wie es das schicke neue iPad trotzdem geschafft hat, seinen Apfel in die Linse zu bekommen?

Screenshots aus der Sendung „Bundespräsidentenwahl 2010 Reaktionen“, So, 25. April 2010 18:00 – 18:30h in ORF 2.

Die Qualität der Medien ist immer auch ein Indiz für die Qualität der Demokratie, meint der Schweizer Mediensoziologe Kurt Imhof. Welche dramatischen Auswirkungen medialer Qualitätszerfall haben kann, erklärt er im bemerkenswerten Interview auf science.orf.at.

(Foto cc practicalowl)

Einen Tag nachdem alle Welt über das durch Wikileaks.org veröffentlichte Video eines US-Kampfeinsatzes aus Bagdad berichtete, wurde nun auch ORF.at aufmerksam. Doch die Vorbereitungszeit reichte offenbar nicht ganz für saubere Recherche:

Die Whistleblower-Website Wikileaks hatte das rund zwölfminütige Interview, das ein Feuergefecht eines Militärhubschraubers im Osten Bagdads vom 12. Juli 2007 zeigt, online gestellt.

Mit einem „Interview“ dürfte das brutale Videoprotokoll aus einem Kampfhubschrauber (mit den Stimmen aus zwei Hubschraubern und Basis) so viel gemein haben wie der Irakkrieg mit der Schlacht von Gaugamela. Das Rohmaterial reicht zudem über 38 Minuten, der Zusammenschnitt des Videos dauert immerhin noch fast 18. Soviel zu den „zwölf Minuten“.

Über die gegenüber dem Pentagon erhobenen Vorwürfe steht im Teaser zum Artikel nur so viel:

„Wie in einem Computerspiel“ hätten sich die Soldaten verhalten, lautet die Kritik an der Schießerei mit fatalen Folgen.

Klingt etwas nach der Begründung für das Durchfallen-Lassen eines Fahrschülers bei der Führerscheinprüfung. Doch die die Vorwürfe lauten etwa „grundloses Ermorden eines verwundeten Reuters-Mitarbeiters und seiner Retter“:

The video (..) clearly shows the unprovoked slaying of a wounded Reuters employee and his rescuers.

Auch die vorsätzliche Tötung weiterer, unbeteiligter Zivilisten wird von den Kritikern in den Raum gestellt. Ohne über diese konkreten Vorwürfe („slaying“, „murder“) zu berichten, möchte der Autor möglicherweise Verständnis für die schwierige Aufgabe der mutmaßlichen Täter wecken:

Wie selten zuvor gewährt dieses Video Einblicke in die Schwierigkeiten und Abgründe der modernen Kriegsführung.

Das deutlich hörbare Amüsement der Soldaten nach erfolgter Tötung und bei der Beobachtung des Überrollens einer Leiche durch ein Truppenfahrzeug bleibt jedoch ebenso unerwähnt.

Auf ein Einbetten des fraglichen Videos in den Artikel zur eigenen Meinungsbildung des Lesers, wie in den meisten internationalen Medien geschehen, verzichtet der ORF. Lediglich ein 3-Minuten-Ausschnitt, der erst nach drei Klicks erreichbar ist, wird auf die eigene Website gestellt. Dabei wäre es so einfach gewesen:

Update: Erste Korrekuren werden bereits vorgenommen: Jetzt ist nicht mehr von einem Interview die Rede, dafür wurden die Vorwürfe präzisiert.

Am Schauplatz: ORF, Falter 13/10Ingrid Brodnig und Martin Gantner haben sich für den FALTER auf Spurensuche zum Tatort Schauplatz begeben. Mit der unaufgeregten journalistischen Distanz und Übersicht, die ein Wochenmagazin im besten Fall ermöglicht. Den lesenswerten Artikel gibt es auch online auf Brodnigs Blog.

Nachricht (Journalismus)
„Die Nachricht ist eine journalistische Darstellungsform und teilt eine Neuigkeit mit […].“

Boulevardisierung
„[…] Die Auswahl der Nachrichten orientiert sich […] nicht mehr ausschließlich an journalistischen Aktualitätskriterien […].“

Update: Da habe ich ORF.at Unrecht getan, ein ganz wenig. Denn diese Boulevard-Meldung ohne Newswert wurde ihm offenbar — man höre und staune — von der APA als Nachricht verkauft. Und der Standard hat da natürlich auch zugeschlagen.

Der Medienbeobachter Max Kossatz hat 24h lang ORF1 geschaut und auf seinem Blog ein paar interessante Findings dazu veröffentlicht. So sendet ORF1 mehr Werbung als Nachrichten. 52% des Tages, also ganze zwölfeinhalb Stunden sind mit US-Serien voll. Rechnet man die deutschen Telenovelas dazu, kommt man gar auf 14 Stunden.

Max hat diese 24h auf aufschlussreiche fünf Minuten komprimiert:

Ich bin froh, keinen Fernseher zu besitzen und diesen Leuchtturm des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags nicht mit meinen Gebühren finanzieren zu müssen.

Ich gratuliere Seppi und Burli aus der Sportredaktion zum Schlagzeilen-Namen Fischi für die frischgebackende Olympiasiegerin Andrea Fischbacher. D’Fischbocherin wäre ja zu lang gewesen, und seit Schlieri, Kirchi, Dorfi, Walchi, Meisi, Lizzi und Goldi ist bekannt: Babysprache gehört zum Wintersport wie Boxenluder zur Formel 1.

Siehe auch bei Zib21 und Nömix.