Eine Freundin von mir pflegt zu sagen, Enttäuschungen sind nichts Schlechtes, denn sie bedeuten das Ende einer Täuschung. In meinem Fall, dass ich dachte, derStandard.at gehört noch zu den „Guten“. Klar rutscht dort auch so einiges durch. Und wie überall wird mehr kopiert als recherchiert. Selbst grenzwertige P.R.ichterstattung haben wir im Online-“Standard” schon gesehen. Aber: Grundlegende journalistisch ethische Mindeststandards werden dort nicht unterschritten. Dachte ich.
Links: PR-Aussendung von ING-DiBa
Rechts: Redaktioneller (ja wirklich) Artikel auf derStandard.at
Alle inhaltlichen Änderungen und Ergänzungen der Redaktion habe ich farblich hervorgehoben.
ING-DiBa:
[…] 64% sparen, damit sie im Fall der Fälle auf ihre eiserne Reserve zurückgreifen können. Jedoch: viele bemessen ihren Notgroschen viel zu gering.
derStandard.at:
64 Prozent sparen, um im Fall der Fälle auf die eiserne Reserve zurückgreifen können. [sic!] Doch: Viele bemessen ihren Notgroschen viel zu gering
Angesichts der Finanzkrise erlebt der Notgroschen derzeit ein regelrechtes Revival. 64% der Österreicher sparen für die eiserne Reserve und damit liegt die Alpenrepublik im internationalen Spitzenfeld. Das zeigt die Sparstudie der ING auf. Sieht man jedoch genauer hin, sparen die Österreicher zu wenig. […]
11% haben maximal 100 Euro für den Notgroschen reserviert, 15% haben bis zu 500 Euro und 13% bis zu 1.000 Euro für den Notfall kurzfristig verfügbar.
Angesichts der Finanzkrise erlebt der Notgroschen derzeit ein regelrechtes Revival. 64 Prozent der Österreicher sparen für die eiserne Reserve. Damit liegen sie im internationalen Spitzenfeld, zeigt die Sparstudie der ING.
Sieht man jedoch genauer hin, sparen die Österreicher zu wenig. Elf Prozent haben maximal 100 Euro für den Notgroschen reserviert, 15 Prozent haben bis zu 500 Euro und 13 Prozent bis zu 1.000 Euro für den Notfall kurzfristig verfügbar.
„Eigentlich ist das zu wenig“, zeigt Roel Huisman, CEO der ING-DiBa Direktbank Austria, auf. „Jeder zweite macht seine Sache gut und legt genug zur Seite. Doch zu viele Österreicher gehen noch immer zu sorglos mit dem notwendigen Sicherheitspolster um. Die einfache Faustformel lautet hier, dass es zumindest zwei Nettogehälter für den Notfall sein sollten, die auf einem täglich verfügbaren Sparkonto liegen und gut verzinst werden.“
„Eigentlich ist das zu wenig“, zeigt Roel Huisman, CEO der ING-DiBa Direktbank Austria, auf. „Jeder zweite macht seine Sache gut und legt genug zur Seite. Doch zu viele Österreicher gehen noch immer zu sorglos mit dem notwendigen Sicherheitspolster um. Die einfache Faustformel lautet hier, dass es zumindest zwei Nettogehälter für den Notfall sein sollten, die auf einem täglich verfügbaren Sparkonto liegen und gut verzinst werden.“
Der Notgroschen international betrachtet
Notgroschen international betrachtet
Im internationalen Vergleich sind die Österreicher Notgroschen-Meister. Nur die Luxemburger und Holländer sparen noch mehr. Während hierzulande 43% mehr als 1.500 Euro angespart haben, sind es in Luxemburg 59% und in den Niederlanden 55%. In Deutschland sind es 40% und in Frankreich nur 31%.
Im internationalen Vergleich sind die Österreicher aber Spar-Meister. Nur die Luxemburger und Holländer legen noch mehr zurück. Während hierzulande 43 Prozent mehr als 1.500 Euro angespart haben, sind es in Luxemburg 59 Prozent und in den Niederlanden 55 Prozent. In Deutschland sind es 40 Prozent und in Frankreich nur 31Prozent .
Von solchen Ergebnissen können – unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Faktoren und der weitaus geringeren Einkommen – etwa die Rumänen oder Polen nur träumen. Nur 10% (Rumänien) bzw. 17% (Polen) können hier mehr als 1.500 Euro für den Notfall sparen. Etwa ein Drittel spart in diesen Ländern maximal 100 Euro und ein weiteres Drittel bis zu 500 Euro.
Von solchen Ergebnissen können – unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Faktoren und der weitaus geringeren Einkommen – etwa die Rumänen oder Polen nur träumen. Nur zehn Prozent (Rumänien) bzw. 17 Prozent (Polen) können hier mehr als 1.500 Euro für den Notfall sparen. Etwa ein Drittel spart in diesen Ländern maximal 100 Euro und ein weiteres Drittel bis zu 500 Euro.
Was wenig wundert: den kleinsten Finanzpolster haben die Thailänder. Nur 4% haben hier mehr als 1.500 Euro zur Verfügung. 44% hätten für den Notfall maximal 100 Euro übrig und 34% maximal 500 Euro.
Was wenig wundert: Den kleinsten Finanzpolster haben die Thailänder. Nur vier Prozent haben hier mehr als 1.500 Euro zur Verfügung. 44 Prozent hätten für den Notfall maximal 100 Euro übrig und 34 Prozent maximal 500 Euro. (red, derStandard.at, 13.3.2012)
Über die ING International Study (IIS)
Wissen
Die ING International Study (IIS) ist eine weltweite Online-Umfrage im Auftrag der ING Bank. In insgesamt 19 Ländern, in denen ING Retail und ING Direct Banking aktiv ist, wurden finanzielle Entscheider ab 18 Jahren befragt. Repräsentativ nach Geschlecht und Alter wurden pro Land rund 1.000 Menschen befragt (Slowakei 500, in China 910, Thailand 922, Kanada 988, Indien 1.007, Luxemburg 1.008 und in den Niederlanden 1013), insgesamt n=18.348.
Die ING International Study (IIS) ist eine weltweite Online-Umfrage im Auftrag der ING Bank. In insgesamt 19 Ländern, in denen ING Retail und ING Direct Banking aktiv sind, wurden finanzielle Entscheider ab 18 Jahren befragt. Repräsentativ nach Geschlecht und Alter wurden pro Land rund 1.000 Menschen befragt (Slowakei 500, in China 910, Thailand 922, Kanada 988, Indien 1.007, Luxemburg 1.008 und in den Niederlanden 1013), insgesamt n=18.348.
Auch Die Presse, Kurier, Wirtschaftsblatt, NEWS, Neues Volksblatt und Salzburger Nachrichten haben die APA hat den Werbetext ohne erkennbare journalistische Eigenleistung übernommen, allerdings erheblich gekürzt. Zudem haben sie ihre Artikel mit der irreführenden Quellenangabe „APA“ zur Agenturnachricht geadelt. Statt auf das PR-Portal „APA OTS“ zu verweisen. [Danke an Thomas für den Update-Hinweis.]
Update 16. März: Der Online-Standard hat auf Twitter reagiert und Konsequenzen angekündigt:
@bassena Der Umgang mit dem Pressetext war absolut nicht korrekt. Intern werden Konsequenzen gezogen, der Text offline gestellt (ssc) #kobuk
— derStandard.at (@derStandardat) March 16, 2012
31 Kommentar(e)
das mit der „irreführenden quellenangabe“ stimmt so nicht, die apa hat die OTS nämlich auch gekürzt und zu einem redaktionellen artikel gemacht (13.3.12 12:12). den haben dann die angesprochenen portale dann (mehr oder weniger abgewandelt) veröffentlicht…
@Thomas: Danke für den Hinweis – hab ihn eingebaut.
ich finds ja süß von euch, dass ihr euch immer über mangelnde recherche aufregt und dann selbst nicht rausfindet, dass das eine APA-Meldung war.
und dass ihr bei Kobuk von online-journalismus, bzw wie online-redaktionen funktionieren (müssen), wenig tau habt, wird immer wieder offensichtlich.
abgesehen davon: nettes fundstück!
@holger: Derart peinliches Rechercheversagen ließe sich einfach beheben – brauchst uns nur ’nen APA-Zugang sponsern 🙂
Die eigentliche Frechheit ist ja, dass die APA regelmäßig OTS ein bisserl einkürzt und als redaktionelle Artikel in den AOM (Apa Online Manager) einpflegt.
Als Onliner hab ich da auch noch eine Info für euch bei Kobuk – die APA stellt OHNE ZUTUN DER REDAKTION Artikel auf die Seiten der unterschiedlichsten Medien. Das ist ein Service des Unternehmens, dass an die Medien weiterverkauft wird. Es findet keine redaktionelle Auswahl statt.
lg
Roman
Tatsache ist, dass die anderen Internetseiten nur die (redaktionelle) APA-Meldung veröffentlicht haben, während der Online-Standard *die gesamte PR-Aussendung* wörtlich übernommen hat. Da hätte man schon ruhig ein paar Minuten auf die APA warten können – wenn man sich schon nicht die Viertelstunde Zeit nehmen kann/will, um die Aussendung selber umzuschreiben…
@Roman:
Deine Aufdeckerei in allen Ehren, aber es findet sehr wohl eine redaktionelle Auswahl statt – nämlich bei der APA selbst. Außerdem geschieht dieses Service bei Internetseiten, die selbst keine (oder keine nennenswerte) Online-Redaktion haben und daher für die laufende Versorgung auf externe Dienste angewiesen sind. Ist das vielleicht illegal oder unehrenhaft??
[…] her, die so massenhaft ins Internet reinkopiert und auf Bäume gestempelt werden? Na, ein kleines Beispielchen gefällig, wie das PR-Geseier der Lügenwerber direkt zur Presse […]
@PeE
Nur zur Info: ALLE österreichischen Online-News-Portale verwenden den Service, von orf.at über derstandard.at bis oe24.at. Die haben auch alle Online-Redaktionen – ganz leicht erkennt man es, wenn die APA Tippfehler hat und die dann überall genauso auftauchen. Natürlich ist das nicht illegal und die Quelle wird auch immer angegeben. Aber die Auswahl der Nachrichten auf einer News-Webseite zumindest zum Teil einer Drittfirma zu überlassen – über Sinn und Unsinn dieser Vorgangsweise kann man sicher diskutieren, ohne pampig zu werden.
p.s. – der hier beschriebene Fall wird vermutlich genau auf diese Art zustande gekommen sein.
Ich hätte gerne gewusst, welche Zusatzrecherche ihr denn bei diesem Artikel gerne gehabt hättet? Der Aufwand rechnet sich bei so einer Meldung ohnehin nicht. Alternative: Die Meldung auslassen. Allerdings finde ich als Leser die Zahlen schon spannend. Dass sie von der Diba kommen, macht sie per se jetzt nicht unglaubwürdig.
Gut, man hätte etwas umformulieren können, dann wäre man nicht auf Kobuk gelandet…
Doch.
Es wurde von Öl-, Tabak-, Pharma- und Autoindustrie in den letzten 100 Jahren zu viel gelogen, als dass von einer objektiven Versuchsanordnung und Deutung der Zahlen auszugehen ist.
@Florian Dann müsste man aber zur objektiven Überprüfung der Zahlen eine eigene Studie in Auftrag geben. Das gilt dann für jegliche Statistiken und Umfragen, die von irgendjemandem beauftragt wurden.
In dem Fall wird ja offengelegt, von wem die Zahlen kommen. Da kann sich dann jeder seine eigene Meinung davon bilden – wie man auch immer zu betreffendem Unternehmen steht. Soviel Eigenleistung darf man vom Leser durchaus verlangen.
Also mir ist komplett wurscht, ob den Bock die APA geschossen hat, die Verantwortung trägt in jedem Fall das Medium. Wenn ein Flugzeug abstürzt, kann dich Boeing auch nicht auf einen Schraubenzulieferer Ausreden.
@Roman – „die APA stellt OHNE ZUTUN DER REDAKTION Artikel auf die Seiten der unterschiedlichsten Medien“
Wie soll das gehen? Dringt die APA heimlich in die Redaktionssysteme ein? – wohl kaum. Fakt ist viel mehr, dass es Online-Redaktionen gibt, wo APA-Content aus dem AOM 1:1 ohne Redigieren ins Live-System geschleust wird. Speziell am Wochenende, zu Randzeiten und in schwächer besetzten Channels – um nur ja den Anschein zu erwecken, man sei eh überall total gut aufgestellt und schnell in der Suchmaschine. Das ist Haussache und ein gefährliches Spiel, auf das sich allerdings nicht „ALLE“ einlassen, sondern nur einige.
@Roman:
Wenn Tippfehler aus der APA unkorrigiert auf den Online-Seiten landen, dann haben sich das die Online-Redaktionen aber wirklich selber zuzuschreiben. Da hat @Christof ganz recht. (Das ist übrigens nicht nur zu Randzeiten so!!!) Entgegen Deinen Vermutungen werden diese Meldungen nämlich sehr wohl von der Online-Redaktion selbst übernommen und laufen nicht automatisch auf der Homepage ein. (Ich habe weiter oben etwa an Newsticker auf manchen Seiten gedacht, die tatsächlich von der APA direkt gelieferter Content sind. Das ist bei diesen Meldungen aber nicht der Fall)
Es ist im Übrigen ja auch so, dass auf manchen Seiten von Medien – exhibit a: derstandard.at – in der APA bereits längst vorgenommene Änderungen/Korrekturen (z. B. falsche Schreibweisen von Namen, aktualisierte Zahlen usw.) normalerweise von der Online-Redaktion nicht übernommen und nicht korrigiert werden.
@Christof
Hast du schon mal was von „Schnittstellen“ gehört?
Einen cronjob einzurichten der alle 5 Minuten schaut, ob eine neue APA-Meldung da ist und diese dann bei bedarf kopiert bzw. ins System einpflegt ist keine Hexerei.
@suit – danke, das ist mir klar.
Aber das bedarf einer grundsätzlichen redaktionellen Entscheidung einer Online-Redaktion, das ist eine proaktiven Handlung, das muss im Verlag beauftragt und eingerichtet werden. Ein cronjob wird nicht von der APA „OHNE ZUTUN DER REDAKTION“ implementiert, wie es @Roman weiter oben in den Raum wirft und worauf sich meine Antwort bezog.
Noch mal zur Klarstellung:
derStandard.at hat hier keine APA-Meldung übernommen, sondern eine OTS-Presseaussendung kopiert, in den ersten Absätzen alibimäßig ein paar Wörter umgestellt und das dann als eigene journalist. Leistung ausgegeben. Das ist schon eine andere Qualität, als autom. übernommene Agenturnachrichten.
Auf die Gefahr hin mich jetzt unbeliebt zu machen: Presseaussendungen sind – per se – nicht das Werk des Teufels. Viele Informationen erreichen uns über Presseaussendungen. Sämtliche Neuigkeiten der Statistik Austria erfährt man über Aussendungen. Reaktionen, Stellungnahmen, Einschätzungen und auch Neuigkeiten von NGOs, Institutionen, Parteien etc. erfährt man mitunter durch Aussendungen. Und ja, auch Studienergebnisse. Irgendwer macht eine Studie oder gibt sie in Auftrag – woher sollen das die Medien mitbekommen? Genau dafür gibt es (eigentlich) OTS.
Daher ist es – per se – noch nichts verwerfliches und unethisches, wenn die APA oder irgendwer sonst aus Presseaussendungen Artikel macht. Sollen sie die Arbeitslosenzahlen jeden Monat selber erheben, oder die Aussendung des Ministeriums verwenden?
Aber, und jetzt kommt das aber, solche Presseaussendung sind natürlich ausnahmslos mit Vorsicht zu genießen, weil sie immer – ausnahmslos – im Interesse des Verfassers formuliert sind. Und die Interessen des Verfassers decken sich eben nicht zwangsläufig mit jenen der Allgemeinheit. Manchmal sind es fast unscheinbare Formulierungen („Sparpaket“ vs „Belastungspaket“ vs „Konsolidierungspaket“ etc), aber manchmal eben mehr.
Hier spricht eine Bank zu uns, und ihre Kernbotschaft lautet: „Spart mehr! Gebt uns mehr Geld. Ihr braucht das!“ – Glaubwürdig wollen sie uns das durch eine Studie machen. Als Journalist zu hinterfragen wäre jedenfalls, wer genau diese Studie gemacht hat und ob sie hält was sie verspricht; „online“ und „repräsentativ“ geht z.B. nicht gut zusammen, schon gar nicht „weltweit“, siehe Statistiken wer überhaupt einen Internetzugang hat usw.
Wenn man das aber alles checkt (was ich hier allerdings bezweifle) und für seriös befindet, dann kann man die Aussendung schon verwenden, nur neutral formulieren, kürzen, ergänzen, hinterfragen etc. sollte man halt schon
@Yilmaz: Volle Zustimmung. *Jeder*, der einem Journalisten etwas zuträgt, verfolgt ja ein bestimmtes Interesse. Und solange ich als Leser ansatzweise das Gefühl habe, dieses Interesse wurde kritisch hinterfragt, wird’s dazu auch nie einen Kobuk geben. Irgendwo müssen die Informationen ja herkommen, wie du richtig sagst. Aber in einer PR-Vorlage nur ‚%‘ durch ‚Prozent‘ ersetzen, das ist dann doch zu wenig fürs „red“-Kürzel unterm Text.
@Helge Bei Flugzeugabstürzen trägt aber nicht notwendigerweise der Flugzeuhersteller (Boeing) die Verantwortung. Sonst wäre in diesem Fall ja die DiBa, als Herstellerin der Studie, in der Verantwortung. Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich…
Artikel ist offline gegangen: „@thebalancebeam Der Umgang mit dem Pressetext war absolut nicht okay. Intern werden Konsequenzen gezogen, der Txt off gestellt (ssc) #kobuk“
siehe https://twitter.com/thebalancebeam/status/180601095356301312
Was ist eine Meldung wert in der „eine Studie“ die Basis der Feststellungen und Schlussfolgerungen ist?
Erst wenn „die Studie“ überprüfbar zur Verfügung gestellt wird, so dass Dritte den Inhalt einer Studie idealerweise kostenfrei überprüfen können, könnte der Lieferant der Information ernstgenommen werden.
Im Prinzip ist die Regel einfach: Wird Bezug genommen auf „eine Studie“, die nicht verfügbar ist, dann ist die Meldung idealerweise nicht zu veröffenlichen.
Gibt es Quellen für „die Studie“ so führt man mit einer Meldung die Studie einer Überprüfung zu. Dann macht die Meldung auch Sinn, damit jene die das Fachgebiet kenne, die Kenntniss erlangen, dass es eine solche Studie gibt.
Nun müsste nur noch jemand den „Meldungsverteilern“ dieser Welt den Unterschied beibringen.
@ eine Studie
Quellenangabe ist leider (auch im Web-Journalismus) nur ein Nice-to-have. Es gäbe aber durchaus Gründe, warum Studien nicht verlinkt werden können (wie letztens zB der Trinkwasserreport der UNICEF/WHO) der quasi per Pressekonferenz vorab vorgestellt wurde. „Vorab“ kann in wissenschaftlichen Bereichen auch heißen, dass der finale Bericht erst Monate später vorliegt.
Alles eine Frage, in welchem Kontext das ganze präsentiert wird.
@fatmike182
Danke für den Hinweis.
Und damit eröffnet sich die Spielwiese, die dafür sorgt, dass passiert was passiert.
Je dumpfer die Versucher der Leser-/Konsumenttentäuschung, desto intensiver die Reaktion der Community.
Wobei: eigentlich sollte auch einem minder begabten Redakteur der Unterschied zwischen privatwirtschaftlich organsierten und (mehr oder weniger) allgemein anerkannten anderen Organisationsformen zugänglich sein.
Nun könnte man mit wäre, wenn und würde jedes halbwegs vernünftige Argument tot schlagen.
Bleiben wir doch beim konkreten Fall: Eine Bank bezieht sich auf eine Studie. Einfache Regel: Bezieht sich ein allgemein bekanntes Unternehmen (das für eine erhöhte Aufmerksamkeit aufgrund seiner Bekanntheit sorgt) auf eine Studie, muss die Quelle angeben sein, damit aus einer PR-Meldung eine Agenturmeldung wird.
Gibts in der PR-Meldung keine Quellenangabe, dann gibt es auch keine Prüfmöglichkeit, also auch keine Möglichkeite ihne Aufwand eine Agenturmeldung zu produzieren.
Es könnte so einfach sein, wenn man wollte.
Einziges Problem: Möglicherweise würde der eine oder andere PR-Kunde nicht mehr zahlen, weil er feststellt, dass seine PR-Meldung keinen warnehmbaren Wert mehr hat.
Das ist natürlich problematisch für jedes Unternehmen, dass dem wirtschaftlichen Erfolg eher verpflichtet ist, als der Warhaftigkeit.
Wie sollte das bei dem Artikeloutput und der Redaktionsgröße realistisch anders gehen?
Auch die Qualitätstageszeitungen in Ö bestehen praktisch nur aus Agenturmeldungen und Kommentaren, echte Recherche gibt es dort meist weniger als bei den Boulevardblättern, die zumindest für Lokalgeschichten noch etwas recherchieren lassen.
„Österreich“ macht halt nicht mal das sondern ist praktisch nur Werbung + Agenturmeldung, aber das ist eh nichts Neues.
Bei kobuk wird anscheinend auf die Boulevardblätter auch so gerne draufgehauen, weil es haltpolitisch korrekt ist.
Online gibt es beim Standard auch keine Journalisten, zumindest werden sie nicht so bezahlt…
@ Herbert
aber die prekäre Bezahlung der Journalisten kann wohl kaum rechtfertigen, dass ein Agentur-Artikel als redaktioneller Input online geht.
Weils aber grad passen würde: das Paroli-Magazin veranstaltet eine Diskussion zu den prekären Arbeitsverhältnissen von Journalisten am Dienstag 20. 3., 19h @ FH Wien
interessant finde ich, dass man einfach die besagte artikel einfach offline gestellt wurde.
jetzt haben sie eh die reaktion von der redaktion hier gepostet
„Der Umgang mit dem Pressetext war absolut nicht korrekt. Intern werden Konsequenzen gezogen, der Text offline gestellt“
heisst nach erfahrungen mit standard: gut wir wurden dabei erwischt. einfach offline stellen, korregieren und so tuen als nichts passiert wäre. ähnliche sachen gab es im bezug auf AA zu berichten. bei der AA (Anadolu Ajansi) handelt es sich um eine staatliche nachrichtenagentur der türkei (zwar benennt sich dieser selbst halbstaatlich, aber im bezug auf nachrichtenagentur ist es blödsinn von halbstaatlich zu reden, entweder ist in diesem zusammenhang etwas staatlich oder unabhängig).
es wurde sehr viele fehl- oder falschinformationen in der standard.at veröffentlich (waren meistens via AA oder viaAPA(und via AA) aufgekaufte artikeln). und da wurden viele der falschinformationen meinerseits als userkommentar gepostet. und was tat die redaktion? ohne irgendwelche reaktion wurden dann einfach die artikeln vom netz genommen und dann korregiert. und löschte man dann so ganz unschuldig die ganzen userkommentare von mir). tja, ich werde mal auch anfangen wieder via blog darüber zu berichten. auf jeden fall vielen dank für den screenshot. sonst würde man nämlich ohne die screenshots einfach blöd dastehen.
[…] ING-DiBa ist ein Redakteur beim “Standard”. Rate this: Share this:Like this:LikeBe the first to like this […]
ich weiß nicht, ob der pressecodex wesentlich von dem in deutschland abweicht. aber in deutschland ist es völlig legitim, agentur-meldungen ungeprüft zu übernehmen. agenturen haben nämlich die pflicht, die dargestellten tatsachen auf ihren wahrheitsgehalt hin zu prüfen, bevor sie sie den redaktionen zur verfügung stellen. so kann eine zeitungsredaktion sicher gehen, dass ihre eigenen standards erfüllt werden. die entsprechende quellenangabe (nennung der agentur) ist ja auch dabei. wenn eine agentur aber einen pr-text einfach nur ein bisschen umschreibt, dann ist das zu wenig. apa hat also (mutmaßlich) nicht den auftrag seiner kunden erfüllt.
bei der direkten übernahme eines pr-textes der ing-diba geht das natürlich nicht. in dem falle kann ich zwar als journalist darüber berichten, dass die ing-diba eine solche erhebung gemacht hat und in diesem zusammenhang auch über das ergebnis. aber ich sollte schon noch mal den telefonhörer abheben und mal jemand unabhängiges fragen, welches interesse die ing-diba an der verbreitung dieser information hat. möchte die ing-diba womöglich mehr geld von privatkunden auf ihren konten sehen?
auch hätte ich gerne gewusst, weshalb so ein notgroschen wichtig ist. wie sieht der notfall aus? verliere ich meinen geldbeutel? werde ich arbeitslos? braucht meine tochter eine zahnspange? und wie bitteschön soll mir ein notgroschen denn bei einer internationalen finanzkrise helfen??? je nach einzelfall dürften 1500 euro also unter umständen auch viel zu wenig sein.
journalisten haben die aufgabe, solche zahlen zu bewerten und einzuordnen. dafür werden sie bezahlt und nicht fürs abschreiben. und dass es sich in diesem fall nicht um eine bagatelle handelt, sieht man ja auch daran, dass der standard interne konsequenzen ankündigt. das machen die ja nicht, weil der kobuk bloggt, sondern wiel sie interne redaktionsvereinbarungen verletzt sehen.
@fatmike
Es ist nicht die prekäre Bezahlung der JournalistInnen sondern die dort im Betrieb existierende Fließbandarbeit die zu solchen Ergebnissen führt. Der Druck permanent Content online zu stellen, wird dort bewusst hoch gehalten.