Am 26. Dezember 2014 schickt das Wissenschaftsministerium eine Presseaussendung aus. Die APA übernimmt sie und in dessen Folge fast alle großen österreichischen Tageszeitungen. Überall liest man über den neuen „Studierenden-Rekord an Österreichs Hochschulen“, und über die vermeintlich „beliebtesten Universitätsstudien“. Tatsächlich sind sämtliche Medien hier aber auf den „Spin“ des Wissenschaftsministerium hereingefallen.
Entsprechend der Vorlage des Wissenschaftsministerium reiht die APA „die beliebtesten Studien“ nach der Zahl der tatsächlichen Studienanfänger. Doch die Zahl der Studienanfänger spiegelt nicht im Ansatz die eigentliche Beliebtheit der Studiengänge wider. Warum? Ganz einfach: Es gibt Aufnahmeprüfungen.
Bei der APA-Meldung und in den Zeitungsredaktionen wird beispielsweise die medizinische Aufnahmeprüfung MedAT nicht berücksichtigt. Letztes Jahr wollten über 12.000 Menschen Medizin studieren – so viele meldeten sich zur Aufnahmeprüfung an. Damit müsste Medizin eigentlich an erster Stelle des Beliebtheitsrankings stehen. Nur 1.560 von ihnen wurden aber zum Studium zugelassen, weil der Aufnahmetest die übrigen Bewerber raus selektierte. Medizin verschwindet somit aus den Top-5 der „beliebtesten Studien“ – einzig aus dem Grund, weil nicht mehr Menschen Medizin studieren dürfen. Dieser Aufnahmetest wird übrigens vom selben Ministerium verordnet, das auch die Pressemitteilung verschickte. Anstatt die Zahlen des Ministerium kritisch zu hinterfragen haben die Journalisten genau das Gegenteil ihres Jobs gemacht: Sie haben blind auf die Pressestelle vertraut.
Übrigens: Schon im Jahr 2012 geschah einigen österreichischen Medien ein ähnliches Missgeschick. Humanmedizin wurde damals unter den beliebtesten Studiengängen auf Platz 13 (1.584 Neuanfänger) angegeben. Nur der ORF angemerkte an, dass bei einigen Studien ein Aufnahmetest existiert, setzte allerdings trotzdem Studierende mit Interessenten gleich.
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